"druckfrisch" - neue Bücher mit Denis Scheck
am Sonntag, 20. November 2022, 23:35 Uhr
und ab 20:00 Uhr online first in der ARD Mediathek
München (ots)
Katja Schönherr: Alles ist noch zu wenig
Drei Generationen Missmut: In ihrem zweiten Roman spielt die Autorin auf der Klaviatur des Unverständnisses zwischen den Lebensaltern. Stadt und Land, Ost und West, Alt und Jung. Aus den Zusammenstößen der Gegensätze formt Katja Schönherr eine so schonungslose wie skurrile Geschichte.
Im sächsischen Erzgebirge südöstlich von Chemnitz ist die heutige Wahl-Zürcherin 1986 geboren, in Dresden aufgewachsen. Was in ihrem Roman in die östliche Provinz führt mit der Figur der verbitterten Rentnerin Inge, die einst Bürokraft in der LPG war, mag Katja Schönherr aus ihrem privaten Umfeld kennen. Schon lang lebt sie nicht mehr dort, schickt allerdings ihren Protagonisten Carsten aus Berlin dorthin, um der 84-Jährigen nach einem Oberschenkelhalsbruch wieder auf die Beine zu helfen. Er ist der Sohn, er muss helfen. Im Reigen um ihn herum tummeln sich seine Tochter Larissa, ein Scheidungskind, sein abwesender homosexueller Bruder Jens, die Ex-Frau und ihr Neuer. Als drei Generationen in Larissa, Carsten und Inge auf dem Dorf zur sommerlichen Zwangs-WG zusammentreffen, eskalieren die Befindlichkeiten und Ressentiments. Was schulden wir der Elterngeneration? In dieser Frage mündet der Roman.
Im Gespräch mit Denis Scheck spricht Katja Schönherr über ihr Schreiben und darüber, was uns verbindet und trennt.
Robert Menasse: Die Erweiterung
Vor sechs Jahren wurde sein Roman "Die Hauptstadt" mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Der aktuelle Roman "Die Erweiterung" ist eine Fortführung der Thesen dieses politisch engagierten Autors - diesmal nicht in Richtung Brüssel, sondern in Richtung der westlichen Balkanstaaten, allen voran Albanien.
Europa ist sein Thema und seine Mission: Robert Menasse hat mit seinem Erfolgsroman "Die Hauptstadt" 2017 in die Eingeweide der Europäischen Union geleuchtet und richtet sein literarisches Augenmerk nun auf Länder, die aktuell noch nicht EU-Mitglieder sind, aber diesen Schritt mit hohem Zuspruch der Bevölkerung vollziehen wollen. Seine Geschichte führt zu zwei "Blutsbrüdern", die durch einen Schwur verbunden sind, den sie im polnischen Untergrundkampf gegen das kommunistische Regime geleistet haben. Der eine wird polnischer Ministerpräsident. Der andere macht nach dem EU-Beitritt Polens in der Europäischen Kommission Karriere, ist in Brüssel zuständig für die Erweiterungs-Politik. Aus ehemaliger Freundschaft wird eine Feindschaft europäischer Dimension.
Für seine Recherche ist Robert Menasse oft nach Osteuropa gereist, um die dortigen Zustände genauer anzusehen - darüber und über die bedrohliche Re-Nationalisierung der EU-Länder spricht er im Interview mit Denis Scheck.
Die Empfehlung von Denis Scheck: Charles M. Schultz: Die Peanuts - Das Werk
Am 26. November wäre er hundert geworden: Charles M. Schultz, der Schöpfer der "Peanuts". Mit dem vom Syndikat gewählten Titel seines Comicstrips konnte er sich Zeit seines Lebens nicht anfreunden. Er nannte sein Werk ursprünglich "Li'l Folks", "kleine Leute", und das passt natürlich viel besser. Die Sorgen und Nöte der Peanuts sind schließlich kein billiger Ersatz, kein im kindgerechten Maßstab verkleinertes Modell der Menschenwelt, sondern das reale Welttheater kleiner und großer Leute selbst. Und das hat Konsequenzen. Nicht nur für den Seelenhaushalt kindlicher Comicleser. Wenn Charlie Brown darüber nachgrübelt, warum er sich nicht ein kleines bisschen verändern kann, wird ihm durch Lucy van Pelt eine bündige und unzweideutige Antwort zuteil, die aus dem Wurm des Selbstzweifels einen Drachen zu machen vermag: "You were doomed from birth", sagt Lucy zu Charlie Brown: Du bist von Geburt an verdammt. Es sind solche Antworten mit Anklängen an die Erbsünde, Antworten der Art, wie sie auch Samuel Beckett bereithält, die Seelenstärke erfordern. Zu seinem 100. Geburtstag erscheint neben dem Werk von Charles M. Schultz auch ein Prachtband mit einem Essay von Andreas C. Knigge.
Und wie immer: Denis Schecks pointierte Revue der "Spiegel"-Bestsellerliste, diesmal Belletristik, musikalisch eingeläutet mit Klängen, die uns schon mal in den eisigen Winter bringen, Stargast ist Àsgeir aus Island.
Moderation: Denis Scheck
Regie: Andreas Ammer
Pressekontakt:
Redaktion: Katrin Schumacher (MDR), Christoph Bungartz (NDR), Armin Kratzert (BR) und Simone Thielmann (WDR).
"Druckfrisch" im Internet: DasErste.de/druckfrisch
Pressekontakt:
Dr. Lars Jacob, ARD Programmdirektion / Presse und Information
Tel.: 089/558944-898, E-Mail: lars.jacob@ard.de
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