All Stories
Follow
Subscribe to Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum NPD-Ortsvorsteher im hessischen Altenstadt

Bielefeld (ots)

Als ob CDU, SPD und FDP nicht Probleme genug hätten, müssen sie sich jetzt mit einem Politikskandal aus der Provinz herumschlagen. Die einstimmige Wahl des NPD-Politikers Stefan Jagsch zum Ortsvorsteher sorgt bundesweit für Empörung. Zu Recht, handelt es sich hier doch um eine beispiellose Instinktlosigkeit. Leider kann man den Mitgliedern des Ortsbeirates im hessischen Altenstadt nicht mal zu Gute halten, dass sie »nur ehrenamtlich« Politik machen. Denn für den Umgang mit NPD-Politikern - erst recht dieses Kalibers - muss man weder Berufspolitiker sein noch Politikwissenschaften studiert haben. Hier hätte gesunder Menschenverstand genügt oder - wo dieser fehlt - ein gutes Gedächtnis. Denn erst 2017 hatte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe der NPD Verfassungsfeindlichkeit bescheinigt. Alle Erklärungsversuche der beteiligten Kommunalpolitiker machen die Sache nicht besser, sondern nur noch schlimmer. Das Ausmaß an Naivität ist erschreckend, die Distanzlosigkeit macht sprachlos. »Wir arbeiten für die Bürger, nicht für die Parteien«, sagte beispielsweise Norbert Szielasko von der CDU. Und geradezu peinlich: Er habe NPD-Mann Jagsch gewählt, da dieser sich mit Computern auskenne, Mails verschicken könne und sich im Ortsbeirat kollegial und ruhig verhalte. Ali Riza Agdas (SPD) sagte zwar, er sei von der Wahl überrascht worden und habe einen anderen Kandidaten erwartet. Aus Mangel an Alternativen habe er dann für Jagsch gestimmt: »Ich kenne ihn schon lange und habe nie ein Problem mit ihm gehabt.« Später habe er sich geärgert, denn: »Ich bin seit Jahrzehnten Sozialdemokrat, das passt eigentlich nicht zusammen.« Dem ist nichts hinzuzufügen, auch wenn die Berliner Parteizentralen von CDU, SPD und FDP längst rotieren. An kraftvoller Rhetorik fehlt es dabei nicht. Doch erscheint es unwahrscheinlich, dass Jagsch so einfach vom Amt zu trennen ist wie er es offenbar erhalten hat. Zwar verlangte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil vollmundig, die Wahl müsse aufgehoben werden. Doch für eine Anfechtung muss es Wahlfehler gegeben haben, wovon bisher nichts bekannt ist. Auch die Hürden für die Abberufung eines Ortsvorstehers sind hoch. Vorerst bleibt also nur der Zorn auf die eigenen Leute, die man nun natürlich mit einem Parteiausschlussverfahren bestrafen könnte. Das aber ist in jedem einzelnen Fall langwierig und müsste so oder so nicht die Sorge von NPD-Mann und Ortsvorsteher Jagsch sein. »CDU, SPD und FDP haben in der Wetterau ein Extremismus-Problem«, tönt Landessprecher Robert Lambrou ausgerechnet für die AfD. Um dann so genüsslich wie scheinheilig hinzuzufügen: »Im Gegensatz zur CDU, SPD und FDP hat die AfD in Hessen noch nie NPD-Politiker zu Ortsvorstehern gewählt und wird so etwas Extremes auch in Zukunft nicht tun.«

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell

More stories: Westfalen-Blatt
More stories: Westfalen-Blatt
  • 06.09.2019 – 20:30

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Merkel in China

    Bielefeld (ots) - Kein Zweifel: Donald Trump ist ein Feind und eine Gefahr für den freien Welthandel. Für sein »America first« scheut er fast keinen Konflikt - auch nicht mit China oder der Europäischen Union. In einer solchen Situation liegt es nahe, dass Trumps Gegner über eine Abwehrkoalition nachdenken. Zuletzt schien es sogar, als wolle der chinesische ...

  • 06.09.2019 – 20:30

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Senftleben

    Bielefeld (ots) - Die Ankündigung des Rückzugs ist nicht überraschend. Überraschend ist der späte Zeitpunkt. Fünf Tage hat Ingo Senftleben gebraucht, um die persönlichen Konsequenzen aus einem Wahlergebnis zu ziehen, das er maßgeblich zu verantworten hat. 15,6 Prozent der Stimmen holte die CDU in Brandenburg. Ein Verlust von 7,4 Prozentpunkten gegenüber 2014. ...

  • 06.09.2019 – 20:30

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu gefährdeten Kindern

    Bielefeld (ots) - Die Zahlen alarmieren: 54.000 Fälle von möglicher Kindeswohlgefährdung haben die Jugendämter im vergangenen Jahr bearbeitet, zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Doch so paradox es erscheinen mag: Über diesen Anstieg muss man sich sogar freuen. Denn er zeigt, dass die Sensibilität gestiegen ist. Schulen und Kindergärten schauen heute genauer ...