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Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zu Politik und Tierschutz

Bielefeld (ots)

Die Wölfe haben es ungewollt in den Koalitionsvertrag von Union und SPD geschafft. Neben Digitalisierung, Baukindergeld und Innerer Sicherheit. Wölfe seien zur Gefahr geworden und die Sicherheit der Menschen müsse oberste Priorität haben, meinen CDU, CSU und SPD. Notfalls müssten Tiere, die Weidezäune überwinden oder sich in der Nähe von Kindern auffällig verhalten, getötet werden. Das Verhalten der Wölfe sorge für immer mehr Probleme, behauptet Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies. Solche Sätze grenzen an Panikmache, und schrecklich banal sind sie auch. Natürlich hat die Sicherheit der Menschen oberste Priorität. Bezweifelt das jemand? Längst dürfen verhaltensauffällige Wölfe erschossen werden. Und es ist doch klar, dass Wölfe durch Vergrämung aus Ballungsgebieten herausgehalten werden sollten. Genau so klar ist aber auch: Angriffe auf Menschen sind nicht bekannt. In Wahrheit ist also nicht die Sicherheit der Menschen bedroht, sondern allenfalls die von Weidetieren wie Schafen. Werden die nicht ausreichend geschützt, durch entsprechend hohe Zäune zum Beispiel, können sie zur Beute werden. Deshalb müssen Schafzüchter bei ihren Vorkehrungen von Bund und Ländern unterstützt und bei Verlusten entschädigt werden. Das fordern übrigens Schafzuchtverbände und Tierschützer unisono. Aber über welche Dimension reden wir eigentlich? In Deutschland streifen etwa 60 Wolfsrudel umher, in NRW haben sie zehn Schafe und sieben Ziegen gerissen. Jedes getötete Weidetier ist für den Besitzer ein Verlust, aber seine wirtschaftliche Existenz ist nicht gefährdet. Ohnehin werden von den 83 Millionen Deutschen nur die allerwenigsten jemals einen Wolf in freier Wildbahn zu sehen bekommen. Die sind selten und scheu. Dass einer wie in Winsen an der Aller vor einem Kindergarten auftaucht, ist die große Ausnahme. In der öffentlichen Diskussion wird die Tierart aber zur Bedrohung hochstilisiert, quasi zum »Weißen Hai auf Pfoten«, und die jahrhundertealte Legende von der Bestie fortgeschrieben. Weil sich Politiker gerne als Kümmerer präsentieren, erwecken Union und SPD den Eindruck, als wäre der Wolf ein echtes Problem. Wir brauchen eine Koalition für den Wolf, aus Naturschützern und Menschen, die sich von Hysterie nicht anstecken lassen. Der Wolf hat ein Recht, bei uns zu leben, und es spricht nichts dagegen, dass er durch waldreiche Mittelgebirgslandschaften streift. Der Mensch hat die Natur zerstört und einen beispiellosen Artenschwund ausgelöst. Wölfe gehören in einen Koalitionsvertrag - und zwar ins Kapitel Umweltschutz. Übrigens: Frankreichs Regierung will mehr Wölfe. Ihre Zahl soll bis 2023 auf 500 steigen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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