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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Betreuungsgeld

Bielefeld (ots)

Die Leistung von Eltern zu würdigen, die sich ausschließlich auf die Erziehung ihres Nachwuchses konzentrieren, ist längst überfällig. Ihnen bis 150 Euro im Monat zu zahlen, ist jedoch der falsche Weg. Das geplante Betreuungsgeld sorgt dafür, dass diese Mütter und Väter nicht gestärkt, sondern geschwächt werden. Ihre Leistung wird auf einen mickrigen Betrag reduziert, der den meisten Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Kind nicht erleichtern wird. Gut ausgebildete Frauen werden weiterhin das Problem haben, mit dem Karriereknick nach einer Babypause umgehen zu müssen. Und Alleinerziehende, die mit dem Gedanken liebäugeln, zu Hause zu bleiben, werden sich dies mit 150 Euro im Monat nicht besser leisten können als zuvor. In Thüringen, wo es ein Landeserziehungsgeld gibt, hat sich außerdem gezeigt, dass besonders Geringqualifizierte dem Arbeitsmarkt fernbleiben, wenn sie eine solche Geldzahlung bekommen. Das kann nicht Ziel dieser Maßnahme sein. Wenn Befürworter Norwegen und Finnland als Vorzeigeländer nennen, verschweigen sie gerne, dass es hier weitaus höhere Beträge gibt - mehr als 450 Euro. Außerdem geht diese Zahlung mit dem parallelen Ausbau der Kitaplätze einher. Dieser wird auch in Deutschland betrieben. Der Unterschied: In Deutschland steht Quantität, nicht Qualität im Mittelpunkt. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die CSU mit dem Betreuungsgeld den Ansturm auf Kitaplätze für unter Dreijährige abfedern und bei der Landtagswahl 2013 punkten will. Die CSU-Erklärungen enthalten einen entscheidenden Fehler. Die Partei schlägt vor, dass auch die Eltern die Prämie erhalten, die Kinder zur Tagesmutter geben. Hauptsache keine Kita! Das entzaubert die gesamte Argumentation. Die CSU behauptet, zu Hause bleibende Eltern zu unterstützen. Gleichzeitig will sie denen helfen, die das Betreuungsgeld für die Tagesmutter nutzen. Diese Ungleichbehandlung ist Unsinn und steht der eigentlichen Idee im Wege. So etwas nennt man Anti-Kita-Programm. Befürworter können noch so viele Studien anführen, die belegen sollen, dass Krippenbetreuung schadet. Am Ende kommt es auf die Wahlfreiheit der Eltern an. Richtig und falsch gibt es nicht! Frauen als Rabenmütter abzustempeln, weil sie ihr Kind in die Kita geben, ist ebenso dumm wie solche als rückständig zu diskriminieren, die zu Hause bleiben. Ein Modell mehr zu fördern, ist falsch. Das Ergebnis ist, dass es erstmals eine staatliche Leistung gibt, weil auf eine andere verzichtet wird. Viel wichtiger ist es, Kinderbetreuung endlich als das anzuerkennen, was es ist: Arbeit. Daher sollte die Erziehungszeit bei der Rente besser anrechenbar werden. Bislang ist es nur ein Jahr, drei bis vier Jahre wären sinnvoll. Das wertet die Leistung wirklich auf und degradiert betroffene Eltern nicht mit einer Mini-Prämie.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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