Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum VW-Gesetz
Bielefeld (ots)
Weil er lief und lief und überhaupt nicht zu bremsen war, wurde der robuste Käfer zum Symbol des deutschen Wirtschaftswunders in der Nachkriegszeit. Jahrzehnte später, als er schon nur noch als »Beatle« in Mexiko vom Band lief, stand sein markanter Buckel eher für das für VW typische Wegducken. Mochte sonst die Globalisierung den deutschen Arbeiter bis ins Mark erschrecken, in Wolfsburg genoss er Sonderrechte. Die Belegschaft besaß für Auseinandersetzungen mit dem Vorstand eine zweite Waffe: Außer mit Streik konnte sie mit Stimmentzug drohen. Das VW-Gesetz sicherte den Politikern eine so starke Stellung, dass sich in Wolfsburg kein Rad ohne sie drehte. Damit ist Schluss. Volkswagen wird ein Konzern wie jeder andere. Dass der Käfer trotzdem nicht fürchten muss, gleich von einer Heuschrecke aufgefressen zu werden, liegt an den Eigentümern: Weder Porsche noch das Land Niedersachsen, die zusammen 50 Prozent der Aktien besitzen, denken an Verkauf. Wendelin Wiedeking wird jetzt als der strahlende Sieger gehandelt. Noch größere Gewinner aber sind die Eigentümer von Porsche - und damit VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch und die anderen Mitglieder der Familie.
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