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Internationaler Tag der Kinderrechte: Kinderrechtsverletzungen auch in Deutschland Realität

Internationaler Tag der Kinderrechte: Kinderrechtsverletzungen auch in Deutschland Realität
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Internationaler Tag der Kinderrechte am 20. November:

Kinderrechtsverletzungen sind auch in Deutschland Realität

Anlässlich des Internationalen Tags der Kinderrechte warnen die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke: Kindeswohlgefährdung bleibt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die Bevölkerung beim Kinderschutz vor allem auf gemeinnützige Organisationen vertraut.

Berlin, 17. November 2025. Zum Internationalen Tag der Kinderrechte am 20. November machen die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke auf einen alarmierenden Zustand aufmerksam: In Deutschland ist das Recht vieler Kinder auf Schutz, Fürsorge und Förderung nicht gewährleistet. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2024 insgesamt mehr als 69.000 Kinder und Jugendliche zu ihrem Schutz durch die Jugendämter in Obhut genommen. Häufige Gründe waren die Überforderung der Eltern (17.478 Fälle), Vernachlässigung (8.481 Fälle), körperliche Misshandlung (7.375 Fälle), psychische Misshandlung (5.549 Fälle) und sexuelle Gewalt (1.234 Fälle). Diese Zahlen stehen im deutlichen Widerspruch zur UN-Kinderrechtskonvention, die allen Kindern unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht oder ihrem sozialen Hintergrund das Recht auf Schutz vor Gewalt, das Recht auf Fürsorge, auf Bildung und auf eine gesunde Entwicklung zusichert.

„Wenn Kinder Gewalt erleben oder vernachlässigt werden, werden ihre Rechte fundamental verletzt“, erklärt Dr. Albrecht Matthaei, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke. „Unsere Gesellschaft ist verpflichtet, sich nicht nur zu Kinderrechten zu bekennen, sondern sie in Form von Schutz, Zuwendung und verlässlicher Begleitung auch praktisch umzusetzen.“

Zwei Drittel der Bevölkerung sehen Anstieg familiärer Krisen

Dass Kinderrechte in Deutschland vielfach gefährdet sind, wird auch von der Bevölkerung wahrgenommen. Laut einer aktuellen, repräsentativen GfK-Umfrage im Auftrag der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke sind 65,2 Prozent der Deutschen der Meinung, dass die Zahl der Kinder in familiär schwierigen Situationen, in denen das Kindeswohl gefährdet ist, in den letzten fünf Jahren zugenommen hat. Zugleich zeigt die Studie ein hohes gesellschaftliches Vertrauen in freie Träger: 72,9 Prozent der Befragten vertrauen gemeinnützigen Organisationen und Wohlfahrtsverbänden, wenn es um Kinderschutz und Familienhilfe geht. Dem Staat vertrauen nur 46,1 Prozent und kirchlichen Trägern lediglich 39,1 Prozent.

„Dieses Vertrauen bestätigt unseren Auftrag“, so Matthaei weiter. „Wenn Eltern an ihre Grenzen stoßen und staatliche Hilfsmaßnahmen nicht greifen, sind es oft gemeinnützige Träger, die Kinder aufnehmen, betreuen und ihnen langfristig Stabilität geben.“

Kinderrechte brauchen Schutzräume

Die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke engagieren sich bundesweit dafür, dass Kinderrechte täglich gelebt werden. In den familienanalogen Kinderdorffamilien leben Kinder zusammen, die aus schwierigen oder gefährdenden Verhältnissen kommen. Hier wachsen sie in einem stabilen familiären Umfeld auf. Pädagogisch geschulte Hauseltern und Fachkräfte bieten ihnen Sicherheit, Struktur und emotionale Nähe und helfen ihnen dabei, Vertrauen neu aufzubauen.

„Unsere Kinderdorffamilien sind ein gutes Beispiel für gelebte Kinderrechte“, betont Matthaei. „Sie setzen das Recht auf Fürsorge, auf Bildung und auf eine gewaltfreie Kindheit praktisch um, wenn dies im ursprünglichen familiären Umfeld nicht mehr gewährleistet ist. Hier erleben Kinder, dass sie dazugehören, gesehen werden und Zukunftsperspektiven haben. Das ist der Kern dessen, was Kinderrechte im Alltag ausmacht.“

Neben den stationären Angeboten in den Kinderdörfern und Wohngruppen werden Kinder und Familien auch mit ambulanten Hilfen unterstützt. Dazu zählen etwa Familienberatung, sozialpädagogische Unterstützung und Elternbegleitung. Auch in der stationären Kinder- und Jugendhilfe wird, wo immer es möglich ist, eng mit den leiblichen Eltern zusammengearbeitet, um gemeinsame Lösungen zu finden und so eine Rückführung in die Herkunftsfamilie zu ermöglichen. Das Ziel besteht darin, Kinder nicht nur zu schützen, sondern auch familiäre Bindungen zu stärken und ihnen langfristige Perspektiven zu eröffnen.

Weitere Informationen und Kontakt:

www.albert-schweitzer-verband.de

Pressekontakt: Sabrina Banze, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

T: +49 (030) 20 64 91 86 | E-Mail: sabrina.banze@albert-schweitzer.de

Datenanhang: Ausgewählte Ergebnisse im Überblick

GfK-Umfrage (repräsentativ, im Auftrag der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke)[1]:

  • 65,2 % glauben, dass die Zahl der Kinder in familiären Krisen, in denen das Kindeswohl gefährdet ist, in den letzten fünf Jahren gestiegen ist.
  • 72,9 % vertrauen gemeinnützigen Trägern in Fragen des Kinderschutzes
  • 46,1 % vertrauen dem Staat in Bezug auf Kinderschutz und Familienhilfe
  • 39,1 % vertrauen kirchlichen und religiösen Trägern
  • 38,1 % sehen Kinderdorffamilien mit festen Hauseltern als die geeignetste Unterbringungsform
  • 56,2 % beurteilen die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen als sehr schlecht oder eher schlecht

Inobhutnahmen durch Jugendämter im Jahr 2024:

(Quelle: Statistisches Bundesamt, Destatis, 2025)

Insgesamt: 69.477 Inobhutnahmen

  • Davon aufgrund von: • Überforderung der Eltern / eines Elternteils: 17.478 Fälle • Vernachlässigung: 8.481 Fälle • Anzeichen für körperliche Misshandlung: 7.375 Fälle • Anzeichen für psychische Misshandlung: 5.549 Fälle • Anzeichen für sexuelle Gewalt: 1.234 Fälle • Unbegleitete Einreise aus dem Ausland: 30.786 Fälle

Hintergrund zur Organisation

Die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke bieten in zehn Bundesländern vielfältige Hilfsangebote für Kinder, Jugendliche, Familien, Menschen mit Behinderungen und Senior*innen an. In rund 500 Einrichtungen arbeiten mehr als 2.000 Fachkräfte. Über 1.000 Kinder leben dauerhaft in familienanalogen Kinderdorffamilien.

[1] Quelle: Repräsentative Online-Umfrage der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) im Auftrag der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke, Juli 2025, Grundgesamtheit Männer und Frauen im Alter von 18-74 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland. Der Umfang dieser Gesamtheit beträgt ca. 59.318.000 Personen (deutschsprachige Bevölkerung). Repräsentative Stichprobe im Umfang von ca. 1.000 Personen; Mikrozensus

Jeschenko MedienAgentur Köln GmbH
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Tel.: +49 221 3099 137
E-Mail:  j.mutz@jeschenko.de
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