Albert-Schweitzer-Verband der Familienwerke und Kinderdörfer
Umfrage zum Weltkindertag 2025: Neue Studie zeigt wachsende Besorgnis um den Kinderschutz
One document
Umfrage zum Weltkindertag 2025:
Zwei Drittel der Befragten sehen Zunahme familiärer Krisen
Neue GfK-Studie zeigt wachsende Besorgnis in der deutschen Bevölkerung um den Kinderschutz in Deutschland.
Berlin, 18. September 2025. Anlässlich des Internationalen Weltkindertags, der am 20. September dazu aufruft, die Rechte von Kindern zu stärken und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen, veröffentlichen die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke heute die Ergebnisse einer repräsentativen GfK-Studie für Deutschland. Die im Sommer 2025 durchgeführte Umfrage zeigt eine alarmierende Entwicklung in der Wahrnehmung im Bereich des Kinderschutzes. Die Ergebnisse spiegeln die Besorgnis vieler Menschen über die zunehmende Belastung von Familien und die steigende Zahl von Kindern wider, die von staatlichen Stellen aus ihren Herkunftsfamilien genommen werden müssen.
Steigende Zahl an Kindeswohlgefährdungen: Die Gesellschaft zeigt sich besorgt
In der Studie wurde die Bevölkerung gefragt, wie sie die Entwicklung familiärer Krisen, durch die das Kindeswohl gefährdet wird, in den letzten Jahren wahrnimmt. Die Ergebnisse zeigen eine klare Tendenz: Knapp zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) geben an, dass sie die Zahl gefährdeter Kinder aufgrund familiärer Krisen in den letzten Jahren als gestiegen empfinden.
„Die Ergebnisse sind ein klarer Appell an Politik und Gesellschaft“, sagt Arne Höller, Vorstand des Bundesverbands der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke. „Auch wenn es sich um eine subjektive Empfindung handelt, ist der Weltkindertag der richtige Anlass, um über Kinderrechte nachzudenken und auch hierzulande diejenigen Kinder zu schützen, die in ihrem Zuhause keine Sicherheit finden. Kinderschutz muss stärker in den Mittelpunkt rücken.“
Tatsächliche Zahlen der Kindeswohlgefährdung im Jahr 2024
Diese Besorgnis wird durch die Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis, 2025) belegt: Im Jahr 2024 wurden 69.477 Kinder und Jugendliche durch die Jugendämter in Obhut genommen. Neben unbegleiteten Einreisen Minderjähriger war ein großer Teil der Inobhutnahmen auf belastende familiäre Situationen zurückzuführen. Laut dem aktuell veröffentlichten Bericht waren die häufigsten Anlässe im Jahr 2024 Überforderung der Eltern (17.478 Fälle), Vernachlässigung der Kinder (8.481 Fälle), körperliche Misshandlung der Kinder (7.375 Fälle), psychische Misshandlung der Kinder (5.549 Fälle) oder sexuelle Gewalt gegen Kinder (1.234 Fälle). Mehr Minderjährige als im Vorjahr (+10 Prozent) suchten aus eigenem Antrieb Hilfe beim Jugendamt. Diese Zahlen – und die Tatsache, dass lediglich knapp ein Viertel (24 Prozent) der Minderjährigen im Anschluss an die Inobhutnahme an den vorherigen Aufenthaltsort zurückkehrte – unterstreichen die anhaltende Notwendigkeit, gefährdeten Kindern nicht nur Schutz, sondern auch verlässliche, kindgerechte Betreuungsformen zu bieten.
Vertrauen in freie Träger deutlich höher als in den Staat
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage betrifft das Vertrauen in die verschiedenen Akteure im Bereich Kinderschutz und Familienhilfe. 47,8 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der Staat – etwa durch Jugendämter – in der Pflicht ist, Kindern in Deutschland Schutz zu bieten, die aufgrund von Vernachlässigung, Missbrauch oder Gewalt außerhalb der Familie untergebracht und betreut werden müssen. Gleichzeitig vertrauen nur 46,1 Prozent dem Staat, wenn es um Kinderschutz und Familienhilfe geht. Demgegenüber sprechen 72,9 Prozent der Befragten gemeinnützigen Organisationen und Wohlfahrtsverbänden ihr Vertrauen aus. Kirchliche oder religiöse Träger liegen mit 39,1 Prozent im Vertrauensranking auf Platz vier.
Kinderdorffamilien als bevorzugte Unterbringungsform
Auf die Frage nach der geeignetsten Unterbringungsform für Kinder, die beispielsweise aufgrund von Gewalt oder Vernachlässigung aus ihrem familiären Umfeld genommen werden müssen, hielt eine Mehrheit von 38,1 Prozent der Befragten die familienanaloge Betreuung in Kinderdorffamilien mit festen Hauseltern für die beste Möglichkeit, um Kindern ein stabiles und kindgerechtes Umfeld zu bieten. Diese Form der Betreuung wird damit deutlich häufiger als geeignet bewertet als die Unterbringung in stationären Wohngruppen (12,8 Prozent) oder bei Pflegefamilien (30 Prozent).
Weltkindertag 2025: Kinderrechte stärken – Stimmen aus der Praxis
„Der Weltkindertag am 20. September erinnert uns jedes Jahr daran, wie wichtig die Rechte von Kindern sind. Der Schutz des Kindeswohls muss auch zukünftig als zentrale Aufgabe der Gesellschaft und der politischen Entscheidungsträger*innen angesehen werden. In den Einrichtungen der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke setzen wir uns seit mehr als 60 Jahren dafür ein, Kindern in Not durch verlässliche und familiennahe Betreuungsstrukturen ein sicheres Zuhause zu bieten“, so Arne Höller weiter.
Datenanhang: Ausgewählte Ergebnisse im Überblick
GfK-Umfrage (repräsentativ, im Auftrag der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke)[1]:
- 65,2 % glauben, dass die Zahl der Kinder in familiären Krisen, in denen das Kindeswohl gefährdet ist, in den letzten fünf Jahren gestiegen ist.
- 72,9 % vertrauen gemeinnützigen Trägern in Fragen des Kinderschutzes
- 46,1 % vertrauen dem Staat in Bezug auf Kinderschutz und Familienhilfe
- 39,1 % vertrauen kirchlichen und religiösen Trägern
- 38,1 % sehen Kinderdorffamilien mit festen Hauseltern als die geeignetste Unterbringungsform
- 56,2 % beurteilen die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen als sehr schlecht oder eher schlecht
Inobhutnahmen durch Jugendämter im Jahr 2024:
(Quelle: Statistisches Bundesamt, Destatis, 2025)
Insgesamt: 69.477 Inobhutnahmen
- Davon aufgrund von: • Überforderung der Eltern / eines Elternteils: 17.478 Fälle • Vernachlässigung: 8.481 Fälle • Anzeichen für körperliche Misshandlung: 7.375 Fälle • Anzeichen für psychische Misshandlung: 5.549 Fälle • Anzeichen für sexuelle Gewalt: 1.234 Fälle • Unbegleitete Einreise aus dem Ausland: 30.786 Fälle
Hintergrund zur Organisation
Die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke bieten in zehn Bundesländern vielfältige Hilfsangebote für Kinder, Jugendliche, Familien, Menschen mit Behinderungen und Senior*innen an. In rund 500 Einrichtungen arbeiten mehr als 2.000 Fachkräfte. Über 1.000 Kinder leben dauerhaft in familienanalogen Kinderdorffamilien.
[1] Quelle: Repräsentative Online-Umfrage der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) im Auftrag der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke, Juli 2025, Grundgesamtheit Männer und Frauen im Alter von 18-74 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland. Der Umfang dieser Gesamtheit beträgt ca. 59.318.000 Personen (deutschsprachige Bevölkerung). Repräsentative Stichprobe im Umfang von ca. 1.000 Personen; Mikrozensus
Jeschenko MedienAgentur Köln GmbH Jörg Mutz Eugen-Langen-Str. 25 50968 Köln Tel.: +49 221 3099 137 E-Mail: j.mutz@jeschenko.de