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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Schul-TÜV Potemkinsche Dörfer BERNHARD HÄNEL

Bielefeld (ots)

Über 100 Landesbedienstete sind seit 2006 mit nichts anderem beschäftigt als der In-spektion der Schulen in NRW. Allein in OWL sind im Dezernat 4Q 18 Personen tätig (14 Qualitätsprüfer sowie 4 Verwaltungsmitarbeiter). Was sie bei den 508 Visitationen in den Schulen der Region über deren Qualität herausgefunden haben, ist streng geheim. Warum eigentlich? Gibt es etwas zu verbergen? Es steht zu vermuten. Seit dem PISA-Test 2000 wissen wir, wo das Problem unserer Schulen liegt. "Zwischen dem Läuten", wie der Bildungsforscher Jürgen Baumert 2001 trefflich formulierte. Also im Unterricht. Diese Aussage bestätigten die ersten Ergebnisse des NRW-Schul-TÜVs. Seitdem dürfte sich daran nicht viel geändert haben. Wie man dennoch darauf kommen kann, die Qualitätsanalyse so weit umzustrukturieren, dass exakt dies nicht mehr zwingend gemessen wird, ist ein Rätsel. Statt die Methoden zu verbessern, wird künftig in das Belieben der Schulen gestellt, was die TÜV-Mitarbeiter beurteilen sollen. Da darf man nur hoffen, dass wenigstens die eine oder andere Schule in den Vor- und Abstimmungsgesprächen den Wunsch äußert, das Kerngeschäft der Schule untersuchen zu lassen - also den Unterricht. Sinnvoll ist die Reduktion des bürokratischen Aufwands. Viele Aktenordner wurden gefüllt, deren Inhalt wohl nur die wenigsten Inspekteure gelesen haben dürften. Ein Kernproblem aber bleibt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Schulleiter speziellen Kollegen anrieten, an den Tagen der Visitation krankzufeiern, um so das Ergebnis zu schönen. Weil es damals noch um die Qualität des Unterrichts ging, wurden potemkinsche Dörfer aufgebaut. Der Vergleich hinkt, aber sei erlaubt. Unternehmensberatern dürften die Haare zu Berge stehen bei dieser Art der Qualitätskontrolle. Umso mehr, weil niemand es für notwendig erachtet, nach gebotener Zeit den Erfolg der gegebenen Ratschläge und Hilfestellungen zu überprüfen.

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