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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Korruption in der Organverpflanzung Mangelware PETER STUCKHARD

Bielefeld (ots)

Wird ein knappes und begehrtes Gut wie ein Spenderorgan nicht gehandelt, sondern zugeteilt, so entwickelt sich dafür eben ein Schwarzmarkt. Deshalb muss sich niemand darüber wundern, dass am System Beteiligte dem Ruf des Geldes folgen. Nun kann aber in einer solidarischen Gesellschaft der Handel mit Organen bestimmt nicht das Ziel sein. Bei der Suche nach einem möglichst korruptionsresistenten und gerechten Verteilsystem bieten sich zwei Lösungswege an. Der erste muss darauf hinarbeiten, die Knappheit zu beseitigen. Dazu hätte grundlegend die Neufassung des Transplantationsgesetzes beitragen können. Die gerade verabschiedete verfehlt dieses Ziel um Längen. Sie wird den Mangel nicht beseitigen. Der Bundestag war in seiner Mehrheit zu feige, den Bürgern eine Widerspruchslösung zuzumuten; ihnen zuzumuten, sich einmal im Leben mit der Frage zu befassen: Will ich Organspender sein - oder will ich es nicht? Da diese Chance vertan ist und die Information durch die Krankenkassen wirkungslos bleiben wird, bleibt nur der Versuch, die Zahl der Organspenden durch die Initiative in den Krankenhäusern zu erhöhen. Das wird nur funktionieren, wenn die Spende und die Entnahme von Organen als Versorgungsleistung im Gesundheitssystem abgebildet wird. Weniger abstrakt: Den Kliniken, die mit immensem emotionalem, personellem und finanziellem Engagement Spender identifizieren, muss dieser Einsatz kostendeckend entgolten werden. Die zwangsweise Installation von Organspendebeauftragten ist nichts als weiße Salbe. Ist die Knappheit nicht zu beseitigen, muss eine andere Lösung her. Die muss darauf zielen, die Führung der Wartelisten und die Organvermittlung transparenter und manipulationssicherer zu gestalten. Es ist wohl kein Zufall, dass ausgerechnet die Lebertransplantation immer wieder die Staatsanwaltschaft auf den Plan ruft. Offenbar fehlt es in diesem Bereich an Kontrollmöglichkeiten. Genau wie beim Herzen wäre es für jedes Organ sinnvoll, ein Entscheidungsgremium einzuschalten und überall die Gültigkeit von Labordaten und Befunden abzugleichen.

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