Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Kauder und die Islamkonferenz Blutleer und ausgrenzend BERNHARD HÄNEL
Bielefeld (ots)
Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Da ist sich Volker Kauder sicher. Genauso sicher war sich Kauder, dass in Europa endlich Deutsch gesprochen wird. Der Unions-Fraktionschef im Bundestag gibt sich als Freund klarer Worte, nicht als Politiker des Abwägens und Ausgleichens. Das erforderte tieferes Nachdenken, also die Mühe der Reflexion. Die aber ist notwendig, wenn der ohnehin verspätete Versuch der Integration von muslimisch geprägten Zuwanderern gelingen soll. Dies ist die Aufgabe der sogenannten Deutschen Islamkonferenz. Ohnehin droht sie dieses Ziel zu verfehlen, wenn die Politik stetig aufs Neue ihre Indienstnahme für Fragen der inneren Sicherheit betreibt. Kommen dann noch Querschüsse von der Qualität der Kauder'- schen hinzu, ist das wachsende Desinteresse der hier lebenden Muslime nur allzu verständlich. Gehörte der Islam tatsächlich nicht zu Deutschland, brauchte es auch keine Islamkonferenz. Allein ein Blick in die Kindergärten und Grundschulen zeigt, wie wichtig gegenseitiges Wissen und Verständnis ist. Ausgrenzung oder Islamphobie mag der Union vielleicht kurzfristig Stimmen am rechten Wählerrand bringen, dem Zusammenwachsen der Kulturen ist das abträglich. Dass es auch anders geht, haben die Teilnehmer der Jungen Islamkonferenz gezeigt. Bereits zum zweiten Mal haben junge Deutsche, mit und ohne Migrationshintergrund, konkrete Vorschläge erarbeitet, mit denen das Miteinander besser gestaltet werden kann. Ihre Vorschläge wurden gnädig entgegengenommen, einen Platz am Tisch der Großen aber finden sie nicht. Ein Verlust für die einst so hoffnungsvoll gestartete Konferenz. Sie ist blutleer geworden, seit sie zum Instrument des Kampfes gegen islamischen Fundamentalismus wurde. Als wären vier Millionen Muslime hierzulande potenzielle Terroristen.
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