phoenix persönlich: Ethikerin Prof. Christiane Woopen zu Gast bei Jörg Thadeusz
Samstag, 21.06.2025, 0:00 Uhr
Bonn (ots)
In der Sendung "phoenix persönlich" spricht Jörg Thadeusz mit Prof. Christiane Woopen, Direktorin des "Center for Life Ethics" an der Universität Bonn über Moral und Politik, klassische ethische Fragen, über Verteidigungsfähigkeit und darüber, was einen guten Streit ausmacht.
"Alle politischen Handlungen haben auch immer etwas mit Moral zu tun", sagt Prof. Christiane Woopen, Direktorin des "Center for Life Ethics" an der Universität Bonn. "Die Politik setzt Ziele, sie wählt die Mittel dafür und das hat alles eine moralische Relevanz. Warum? Weil die Politik die Rahmenbedingungen für unser individuelles und gesellschaftliches Leben gestaltet. Und dieses Leben, das wir führen müssen, kann ein gutes oder ein schlechtes Leben sein, kann ein gelingendes oder ein nicht gelingendes Leben sein. Und damit sind Sie automatisch in der Sphäre der Ethik und der Moral." Diese Rahmenbedingungen, die die Politik schaffe, würden prägen, welches Leben man führe, so Woopen weiter. "Sonst würden wir uns ja auch nicht so darüber streiten, in der Rentenpolitik oder jetzt in den Fragen von Verteidigungsfähigkeit."
Beim Thema Verteidigung des Landes sei es in der Ethik wichtig, zwischen Mittel und Ziel zu unterscheiden, erklärt Woopen, die u.a. Vorsitzende des Deutschen Ethikrats und des Europäischen Ethikrats war. "Das wirklich nur bitter in Kauf genommene Mittel ist dann dafür, jemand anderen möglicherweise töten zu müssen. Aber das ist nicht das Ziel. Das Ziel ist die Verteidigung des Landes. Und diese Unterschiede, die sind in der Ethik so unglaublich wichtig. Wenn man das Mittel zum Ziel macht, dann wird es ganz schlecht. So ist es auch in der Politik mit Macht. Wenn man die Macht nur haben möchte, um ihrer selbst willen oder für egoistische Zwecke, dann ist das nicht die politische Macht, die wir als Volk eigentlich jemandem geben sollten in einer Demokratie. Sondern die Macht soll ja dafür da sein, sie zum Gemeinwohl einzusetzen und zu Zwecken, die der ganzen Gesellschaft dienen."
Das Problem bei öffentlichen Debatten sei, dass sie zu oft durch ein "Entweder-Oder" geprägt seien, so Woopen. Wenn man beispielsweise die Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, begrenzen oder vor allem, illegal einreisende Flüchtlinge verhindern wolle, "dann muss man gleichzeitig sagen, dass wir uns als Gesellschaft auch anstrengen müssen, die Flüchtlinge, die hier mit guten Gründen sind, auch angemessen in die Gesellschaft zu integrieren, und ihnen wiederum die Lebensentfaltungsmöglichkeiten zu geben."
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