Greenpeace deckt auf: Russische Ölexporte mit veralteten Tankern fahren ohne Flaggenstaat und Versicherungsschutz
Deutsche Küsten im Falle einer Ölpest bedroht
Hamburg (ots)
6. 10. 2025 - Geister-Tanker ohne Flaggenstaat und Versicherungsschutz aus der russischen Schattenflotte bedrohen mit ihrer Rohölfracht die deutschen Küsten. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Greenpeace-Analyse. Im Falle einer Havarie würden deutsche Steuerzahlende auf den Kosten einer Ölpest sitzen bleiben. Trotz einer Absichtserklärung des Bundesaußenministers Johann Wadephul (CDU) ist die Lage in der Ostsee weiterhin kritisch. Die Außenminister der Ostseeanrainerstaaten, Belgiens, der Niederlande und Großbritanniens hatten sich am 19. Juni dieses Jahres entschieden, konsequent gegen die russische Schattenflotte vorzugehen. Allerdings haben nach Greenpeace-Recherche seitdem 188 Tanker dieser Flotte von den russischen Ölhäfen Primorsk und Ust-Luga mit Millionen Tonnen Rohöl die deutsche Ostseeküste passiert. 123 dieser Tanker standen auf den Sanktionslisten. 27 davon, die sogenannten Geister-Tanker, waren in keinem Flottenregister gelistet und führten eine falsche Flagge. 70 Tanker waren 20 Jahre alt oder älter und damit für den sicheren Transport von Rohöl nicht mehr geeignet.
"Russland verhält sich mit den Geister-Tankern auf den Weltmeeren wie jemand, der einen LKW vom Schrottplatz holt und mit gefährlicher Ladung ohne Zulassung, Kennzeichen und Versicherung über die Autobahn brettert", sagt Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace. "Außenminister Wadephul und Innenminister Alexander Dobrindt sollten vor allem die deutschen Küsten sichern. Seerechtler:innen der Bundesregierung müssen prüfen, ob Schiffen der Schattenflotte ohne Flagge das Recht auf Durchfahrt verweigert werden kann."
Mehr Tanker - höhere Umweltgefahr
Der gesamte Schiffsverkehr auf der Ostseeroute geht seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022 zurück, wie eine Greenpeace-Analyse vergangenes Jahr gezeigt hat. Im Gegensatz dazu haben die russischen Rohöltransporte durch die Ostsee erheblich zugenommen. Gleichzeitig wurden die dafür eingesetzten Tanker im Schnitt immer älter. Lag ihr Durchschnittsalter 2021 noch bei neun Jahren, so liegt es bei den jetzt durch Greenpeace recherchierten Tankern bei über 18 Jahren. Der älteste Tanker war 26 Jahre alt. "Wir müssen die Küsten unbedingt vor dieser Umweltgefahr schützen. Aber auch Sanktionsbruch, fehlender Versicherungsschutz und hybride Kriegsführung mit zerstörten Unterwasserkabeln und verdächtige Drohnenflüge brauchen eine Antwort der Bundesregierung," fordert Maack.
Die aktuelle Greenpeace-Analyse beruht auf Daten zu Schiffsbewegungen bezogen von Lloyd's List Intelligence Seasearcher, in Kombination mit Daten zum Flaggenstatus der einzelnen Schiffe, bereitgestellt von Equasis, einer Datenbank der Europäischen Commission.
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Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Thilo Maack, Tel. 0171-8780841, oder Pressesprecher Björn Jettka, Tel. 0171-8780778. Die Recherchetabelle mit den IMO-Nummern, Schiffsnamen und weiteren Informationen finden Sie hier: https://t1p.de/86hz3. Pressestelle: Telefon 040-30618-340, presse@greenpeace.de; www.greenpeace.de
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