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Mittelbayerische Zeitung: In Taka Tuka Land - Angela Merkel macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt - weil sie es kann. Von Christian Kucznierz

Regensburg (ots)

Als SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles unlängst im Bundestag das Pipi-Langstrumpf-Lied zum Besten gab, war das als Spott auf die Bundesregierung gedacht: "Ich mache mir die Welt / widde widde wie sie mir gefällt", lautete die Zeile, die sie mehr schlecht als recht ins Mikrofon sang. Das Dumme ist nur: Das ist gar kein Spott. Das ist die Methode, mit der die Union regiert. Und das erfolgreich. Wer das nicht glauben möchte, braucht nur ein paar Tage zurückzublicken: Horst Seehofer hat vor allem dadurch seiner CSU zum Sieg verholfen, dass er reichlich wenig mit Prinzipien am Hut hat. Richtig ist, was Erfolg verspricht. Und das ist, was die Bürger gerne hätten. Wenn das einmal von dem, was in Parteiprogrammen oder Koalitionsvereinbarungen steht, abweicht: Was soll's? Seehofer vorzuwerfen, er sei Populist, weil er das macht, was opportun ist, funktioniert nicht. Er findet es sogar gut, als Populist bezeichnet zu werden. Der Erfolg hat ihm Recht gegeben. Und am Ende ist die Welt in Bayern so geworden, wie sie ihm gefällt. Widde widde wie. Und die CDU-Vorsitzende? Merkel mag weniger sprunghaft sein als der CSU-Chef. Aber ihr Prinzipientreue zu unterstellen, wäre schlicht falsch. Der konservative Markenkern der CDU ist mittlerweile darauf zusammengeschrumpft, dass sie die völlige Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ablehnt. Immerhin. Merkel hat die CDU von einst in eine Art Villa Kunterbunt verwandelt. Sie hat ihr ihren Stempel aufgedrückt, ohne Rücksicht auf Verluste bei Personal oder konservativer Klientel. Die Union ist irgendwie alles, ohne wirklich etwas zu sein. Sie hat für die Bürgerlichen ähnlich viel im Gepäck wie für manche gemäßigt linke Wähler. Wie bei der rautenförmigen Handhaltung der CDU-Vorsitzenden trifft sich alles in der Mitte und ruht dort. Die Welt, wie sie ihr gefällt, hat Merkel sich vier Jahre lang vielleicht hart erkämpft, aber sie ist angekommen. Wer spielt denn noch eine Rolle außer ihr? Kein Außenminister, der international so eine Bedeutung hat wie sie, kein Finanzminister, der nicht beim nächsten Gipfel im Schatten der Kanzlerin auftritt. Merkel regiert derart präsidial, dass man sich manchmal fragt, warum wir noch einen Bundespräsidenten haben. Wer nach dieser Legislaturperiode zurückblickt, wird vor allem eine sehen: die Kanzlerin. Das wird so bleiben. Die SPD wird kämpfen bis zum Schluss, weil sie das muss. Aber ohne die Linke wird sie nicht an die Macht kommen. Dass die Genossen sich diesen Wort- und Genickbruch antun, glauben vor allem konservative Scharfmacher. Mindestens die Hälfte der SPD-Wähler und -Mitglieder wird das nicht mitmachen. Merkel dürfte im Kanzleramt bleiben, wahrscheinlich sogar mit der FDP. So bitter die Erfahrung für die Liberalen auch ist: Die Klatsche in Bayern am vergangenen Sonntag wird dazu führen, dass sie kommenden Sonntag ein besseres Ergebnis erfährt, als gedacht. Die Zweitstimmenkampagne mag bei CDU und CSU unbeliebt sein. Sie wird zumindest bei einem Teil der Wähler verfangen. Mitleid ist nach so einer Erfahrung wie im Freistaat ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Wahlkabine, zumal in einer Zeit, in der immer mehr Wähler erst kurz vor dem Wahltag ihre Entscheidung treffen. Die SPD spricht mit "mehr Gerechtigkeit" ein wichtiges Thema an, aber es greift ganz offensichtlich nicht in einer Zeit, wo es den meisten gefühlt gut geht - weil sie glauben, dass die Kanzlerin auf sie aufpasst. Und hat nicht auch die Union ein paar soziale Wärmekissen im Programm, die ziemlich ähnlich denen der Opposition sind? Ja. Zumindest, wenn man nicht genau hinsieht. Und das tun viele nicht. Hierin liegt die wahre Meisterleistung der Union. Sie hat es geschafft, sich an den Rändern so auszufransen, dass ihre Kontur unscharf geworden ist. Somit könnte sie eigentlich jeder wählen. Sie ist so aufnahmefähig geworden, dass selbst mancher Schwamm neidisch würde. Anders ausgedrückt: Sie hat sich die (Wähler-) Welt gemacht, widde widde wie sie ihr gefällt.

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