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Westfalenpost: Umbrüche aller Art Zur Cebit 2006 in Hannover

Hagen (ots)

Von Stefan Pohl
Es ist zu Beginn einer Leitmesse wie der Cebit immer schwierig, 
etwas Gültiges über kommende Trends zu sagen. Trends in der 
Computer-Industrie, der Telekommunikation und der 
Unterhaltungselektronik zeichnen sich oft erst im Verlauf einer so 
unübersichtlichen Schau wie der Cebit ab. Auch werden sie meist 
lautstark von denjenigen ausgerufen, die daran gut verdienen. Hier 
ist Vorsicht geboten.
 Bei allen Erfolgen leidet die Branche bis heute unter einer 
Glaubwürdigkeits- und Seriösitätskrise. Unter dem Zwang, das Rad 
ständig neu erfinden zu müssen, werden von Jahr zu Jahr Revolutionen 
und Umbrüche aller Art ausgerufen. Und von Jahr zu Jahr die Funktion 
der Branche als Jobmotor beschworen. Dies wird jedoch auch in diesem 
Jahr absehbar nicht der Fall sein.
 Das Problem ist nicht die Leistung der Ingenieure, die ihr Soll 
meist übererfüllen, sondern die Tauglichkeit der Produkte und 
Anwendungen für den Massenmarkt. Und die Weigerung der Verbraucher, 
für technische Spielereien mit zweifelhaftem Nutzwert viel von ihrem 
ohnehin knappen Budget auszugeben.
 UMTS steht seit der Versteigerung der Lizenzen im Jahr 2000 vor dem 
Durchbruch. Auch die viel beschworene Breitband-Revolution beim 
Internet-Zugang steckt noch in den Kinderschuhen. In den Wohnzimmern 
der meisten Bundesbürger flimmern trotz des Erfolgs der 
Flachbildschirme analoge Röhrenfernseher.
 Dies alles soll die Innovationskraft der Branche nicht schmälern, 
sondern nur die Relationen gerade rücken und zur Geduld mahnen. Auch 
technische Revolutionen lassen sich nicht im Handstreich in 
wirtschaftlichen Erfolg umsetzen. Trends bringen nicht aus dem Stand 
die erhofften Milliarden-Umsätze.
 Noch ist der Markt für Geschäfts- und Privatkunden getrennt, aber 
nicht mehr lange. Internet-Telefonie, digitale Unterhaltung, 
Flachbild-Fernseher, DVD-Rekorder, selbst das gute alte Handy werden 
zunehmend, aber nicht in so großen Mengen wie erhofft, von privaten 
Verbrauchern nachgefragt werden. Alles auf einmal - das geht nicht. 
Wobei beim Handy als mobiler Alleskönner jetzt schon zu fragen ist, 
mit welchen Funktionen es noch aufgerüstet werden soll.
 Der Nutzer kann heute mit seinem Handy Radio hören, seiner 
Lieblings-Musik lauschen, fotografieren und neuerdings auch fernsehen
- in lausiger Qualität und mit einem Übertragungs-Standard, der sich 
noch als Irrweg entpuppen könnte. Und telefonieren. Bei guter 
Verbindung auch aus entlegenen Orten und zu günstigen Tarifen 
hoffentlich. Das ist das einzige, was alle Kunden verlangen - und bis
heute nicht bekommen.

Rückfragen bitte an:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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