Neue OZ: Kommentar zu Hauptstadt
Marx Engels
Denkmal
Osnabrück (ots)
Architektur der Sieger
Herrscher früherer Zeiten gefielen sich darin, die Welt nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Wuchtige Residenzen künden davon, ebenso wie imposante Denkmäler, mit denen sie zentrale Plätze schmückten. So feierten sie ihre Macht und Stärke. Das war das Recht der Starken.
Heute setzen Bauwerke und Denkmäler im Idealfall Zeichen: Zukunftsvisionen manifestieren sich darin ebenso wie Geschichtsbewusstsein. Und Letzteres fördert man nicht, indem man Denkmäler abreißt. Der Kommunismus ist wahrlich kein ruhmreiches Kapitel deutscher Geschichte, aber leider ein zu zentrales, um es irgendwo im Anhang zu verstecken. Denkmal hat mit Gedenken zu tun, das gilt auch für das Marx-Engels-Denkmal.
So umstritten die beiden Herren auch sind: Sie waren keine Diktatoren und Menschenschlächter. Sie haben sich lediglich Gedanken über die Gesellschaft gemacht, und das hat der DDR-Sozialismus pervertiert und ad absurdum geführt. Diesen Kontext herzustellen ist die Aufgabe einer verantwortungsvollen Stadtarchitektur. Ein unliebsames Denkmal zu verstecken ist hingegen Siegerarchitektur. Die steht aber der Hauptstadt des vereinten Deutschlands nicht gut an.
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