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Philologenverband alarmiert über Mangel an naturwissenschaftlichem Nachwuchs: Deutschland auf dem Weg in die technologische Drittklassigkeit

Berlin (ots)

Der Deutsche Philologenverband schlägt angesichts
der aktuellen Entwicklungen im
mathematischnaturwissenschaftlichen Bildungsbereich Alarm.
"Wenn es so weiter geht wie bisher, werden wir in Deutschland nicht
einmal mehr unsere eigenen Maschinen bedienen können, geschweige denn
neue erfinden", sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende Horst
Günther Klitzing in Berlin.
Er verweist dazu vor allem auf die bekannten und zunehmenden
Defizite im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht:
Die Praxis zeige, dass das Wahlverhalten der Schülerschaft
insgesamt, vor allem aber das der Schülerinnen, in der gymnasialen
Oberstufe an den Naturwissenschaften vorbei führte. Die Ausnahme
bilde das Fach Biologie, welches, begünstigt durch die bestehenden
Bestimmungen, die Funktion eines Alibis übernimmt. "Von
naturwissenschaftlicher Allgemeinbildung kann deshalb schon längst
keine Rede mehr sein", so Klitzing.
Die Lehrpläne seien noch immer theorielastig, enthielten neuere
naturwissenschaftliche Erkenntnisse und deren praktische Nutzung nur
peripher und sähen verbindliche Praktikumsanteile kaum vor. Außerdem
bedaure er sehr, dass diese Elemente für die Beurteilung der gesamten
Lernleistung nicht ausreichend Beachtung finden würden.
Eine schöne Utopie bleibe wohl auch die Ausstattung der Gymnasien
mit ausreichend großen Arbeitsräumen, angepasst an die tatsächliche
Schülerzahl, den Lehrplänen entsprechenden Geräten, Materialien,
sowie auch fachkundigem Hilfspersonal zur Betreuung und Pflege der
Sammlungen.
Unbefriedigend sei weiterhin, auch gerade nach den Ergebnissen bei
TIMSS, die fachdidaktische und -methodische Kompetenz künftiger
Lehrkräfte im Hinblick auf die Einbeziehung moderner Themen und
angemessener Methoden in die theoretische wie (schüler-)
experimentelle Vermittlung. Nach wie vor ständen verpflichtende
fachdidaktische Ausbildungsanteile in der universitären
Lehrerausbildung allenfalls auf dem Papier, würden aber nur von
Fachwissenschaftlern angeboten. Und auch Lehrerfortbildungsangebote
würden diesem Anspruch nur zu selten gerecht oder fehlten ganz in den
Angeboten der zuständigen Landesinstitute.
"Die immer noch zu geringe Zahl Studieninteressenten in
naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen und der daraus
resultierende Mangel an wissenschaftlichem Nachwuchs kommt für uns
von daher nicht überraschend", so Klitzing.
Es genüge nicht, Jahre der Naturwissenschaften auszurufen, wie das
Jahr 2005 zum Jubiläumsjahr von Albert Einstein, in denen dann
exemplarisch der (noch) hohe Stand von Wissenschaft und Technik In
Deutschland demonstriert werde, wenn gleichzeitig die Basis für deren
Zukunft weg zu brechen drohe. "Nur wenn moderne Naturwissenschaft
auch wesentlicher Teil der Allgemeinbildung ist, wird es eine Zukunft
für Grundlagenforschung und technische Entwicklung in unserem Land
geben", ergänzt Horst-Günther Klitzing. EliteUniversitäten
bräuchten eine angemessene schulische Basis, Exzellenzzentren ebenso
wie anspruchsvolle Arbeit in der Breite.
Der Deutsche Philologenverband fordert zur Verbesserung der
Situation: durchgehend mehr naturwissenschaftlichen Unterricht mit
Technikanteilen sowie verbindliche, in die Leistungsbewertung als
Versetzungsbedingungen einbezogene Praktikumsanteile in allen
naturwissenschaftlichen Fächern.
Weiterhin müsse es eine verpflichtende Belegung zweier
naturwissenschaftlich-technischer Fächer bis zum Abitur geben, um
dann in einem Fach davon eine Pflichtprüfung im Abitur abzulegen.
Die Lehrerbildung muss in der ersten Ausbildungsphase an der
Universität neben den fachwissenschaftlichen und noch vor den
erziehungswissenschaftlichen fachdidaktische Anteile enthalten, wobei
diese untereinander und zudem mit berufsvorbereitenden Praxisanteilen
miteinander zu verknüpfen sind. Die Verstärkung der fachdidaktische
Anteile könne durch den systematischen Einsatz erfahrener Fachlehrer
aus Schulen und Lehrerbildungsseminaren ermöglicht werden.
Weiterhin setze sich der Philologenverband, so Klitzing, für eine
institutionell verbesserte und intensivierte Kooperation von
Universität und Gymnasium ein, da hiervon alle Fächer, vor allem aber
die Schüler und mit Verzögerung auch die Hochschulen profitierten.
Klitzing abschließend: "Es gibt dringenden Handlungsbedarf. Denn
nur so kann vermieden werden, dass sich Deutschland demnächst in der
technologischen Drittklassigkeit wieder finden wird".
Berlin, 10. November 2004
gez. Eva Hertzfeldt
Pressesprecherin
ots-Originaltext: DPhV Dt. Philologenverband
Digitale Pressemappe:
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=44000

Kontakt:

DPhV - Deutscher Philologenverband
Eva Hertzfeldt
Pressesprecherin
Telefon: 030 - 40 81 67 89
Mobil: 0172 - 305 08 67
EMail: presse@dphv.de

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