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WAZ: Übler Beigeschmack - Kommentar von Hendrik Groth

Essen (ots)

Die Kunst ist für manche Geschmacklosigkeit
verantwortlich. Kalkulierte Provokationen gehören dazu. Etwa die 
Simulation einer Gaskammer in einer Synagoge. Oder der Österreicher 
Nitsch, der Jesus mit einer Sau kreuzigte. Auch mag man darüber 
streiten, ob man für Mozart unbedingt einen abgeschlagenen 
Mohammed-Kopf benötigt.
 Dass aber die Deutsche Oper in Berlin wegen einer vagen 
Gefährdungsanalyse eine Operninszenierung absetzt, das hat den 
Beigeschmack der Kapitulation. Kunst hat keine Grenzen. Die Freiheit 
der Kunst gehört zu den Grundlagen des modernen, aufgeklärten und 
säkularen Staates. Die Kultur einer integrationsfähigen, 
multinationalen Gesellschaft verlangt Toleranz und Anerkennung der 
Freiheit des Andersdenkenden. Wer diese Freiheit nicht verteidigt, 
kapituliert vor dem Fundamentalismus. Eine Schere im Kopf führt zu 
nichts, sie macht Angst. Falsche Rücksichtsnahme wie diese Berliner 
Selbstzensur ist von gleichem Übel wie Respektlosigkeit vor anderen 
Meinungen oder Religionen.

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Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de

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