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Berliner Morgenpost: Wer Sport treibt, trägt immer ein Risiko - Kommentar

Berlin (ots)

Sport ist nicht immer nur gesund, beinahe jeder
körperlichen Ertüchtigung ist ein Verletzungsrisiko immanent. Dabei 
geht es keineswegs nur um Zerrungen und Knochenbrüche. Dem 
Marathonläufer kann der Kreislauf versagen, der Fußballspieler beim 
Kopfballduell ersticken, der Radler vom Auto überfahren werden. Der 
schwere Unfall des Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus hat 
nun daran erinnert, dass auch Ski fahren gefährlich ist - manchmal 
sogar lebensgefährlich. Der Politiker hat einen Zusammenstoß auf der 
Piste nur deshalb überlebt, weil er einen Helm trug.
Die Schlussfolgerung aus dem Unglück liegt nahe. Wer Sport treibt, 
trägt die Verantwortung, das Risiko zu minimieren, für sich und 
andere: mit richtiger Ausrüstung, körperlicher Vorbereitung und nicht
zuletzt Rücksichtnahme auf seine Mitaktiven. Es verwundert allerdings
wenig, dass in unserer zunehmend staatsgläubigen Republik ein ganz 
anderer Ruf laut wird: der nach dem Gesetzgeber, der dem Bürger diese
Verantwortung per Einführung einer allgemeinen Helmpflicht für 
Skifahrer abnehmen soll. Vater Staat soll es mal wieder richten.
Der Deutsche Skiverband hält die Forderung mit Recht für einen 
hysterischen Reflex, geschuldet der Prominenz des thüringischen 
Ministerpräsidenten. Althaus hatte einen tragischen Unfall, er ist 
nicht Opfer oder Täter neuer Anarchie auf den Pisten geworden, die 
den Alarmismus rechtfertigen könnte. Die Zahl der Skiunfälle geht im 
Gegenteil beständig zurück, seit dem Winter 1979/80 ist sie um 56,6 
Prozent gesunken. Voriges Jahr verletzten sich rund 45.000 deutsche 
Skifahrer, Kollisionen wie im Fall von Dieter Althaus machten weniger
als ein Prozent dieser Unfälle aus. Und die Hänge sind auch keine 
rechtsfreie Zone. Wer nachweisbar gegen die auf den Pisten geltenden 
Sorgfaltspflichten verstößt, kann zivil- oder strafrechtlich belangt 
werden. Gegen Althaus wird deshalb auch routinemäßig wegen 
fahrlässiger Tötung ermittelt.
Ganz unzweifelhaft ist das Tragen eines Helms sinnvoll, beim 
Skifahren wie beim Fahrradfahren. Wer sich schützen will, trägt den 
Kopfputz in verkehrsreichen Zonen, kann aber auf ruhigen Strecken 
getrost darauf verzichten. Es ist nicht Aufgabe des Staates, seinen 
Bürgern diese Verantwortung zur Einschätzung des Risikos abzunehmen. 
Zumal neue Gebote immer auch kontrolliert werden müssen. Die nächsten
Forderungen nach Einführung einer Helmpflicht lassen sich schnell 
ahnen: Pistenpolizei, Tempolimit, Videoüberwachung. Doch wer per Rad 
auf Berlins Straßen unterwegs ist, weiß, dass die unter dem 
Spardiktat stehenden Ordnungshüter schon mit der Überwachung der 
geltenden Verkehrsregeln für Zweiradfahrer überfordert sind.
Und wo wäre die Grenze für die Obhutspflicht des Staates? Sollten 
Extremsportarten nicht besser gleich ganz verboten werden? Boxen? Und
was ist mit dem Fußball? Denn die meisten Sportunglücke passieren 
keineswegs beim Skilaufen: Mehr als die Hälfte alle 
Versicherungsfälle wird bei der Deutschen liebster Sportart 
registriert.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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