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Deutscher Fachjournalisten-Verband veröffentlicht Thesenpapier zum Thema "Weblogs und Journalismus"

Berlin (ots)

Der Deutsche Fachjournalisten-Verband (DFJV)
veröffentlicht heute ein Papier mit zehn Thesen zum Verhältnis von 
Weblogs zum klassischen Journalismus.
Die neuen Möglichkeiten, im Internet zu publizieren und zu 
interagieren, werden oft unter dem Begriff "Web 2.0" zusammengefasst.
Besonders die Option, ohne großen Aufwand eigene Text-, Video- oder 
Audiobeiträge im Netz zu veröffentlichen, wird von vielen Nutzern 
begeistert aufgegriffen. Das hat zur Folge, dass oft vor dem Zerfall 
des Informations- und Nachrichtenmonopols der klassischen Medien 
gewarnt wird. Daraus leiten sich wiederum Stimmen ab, die den 
Journalismus als solches durch diese Entwicklung gefährdet sehen und 
daher reflexhaft davor warnen, beziehungsweise diese neue Erscheinung
pauschal disqualifizieren wollen.
Der DFJV nimmt dagegen in seinen Thesen eine differenziertere 
Betrachtungsweise vor und macht vor allem auf die Chancen aufmerksam,
die sich für Journalisten durch die neuen Publikationsformen wie 
Blogs, Pod- und Videocasts ergeben. Der Verband stellt daher mit 
seinem Positionspapier zehn Thesen über die gegenseitigen Bezüge 
zwischen den neuen Publikationsmöglichkeiten des "Web 2.0" und dem 
klassischen Journalismus auf.
Die Thesen des DFJV lauten wie folgt:
1. Blogs sind keine Konkurrenz zu journalistischen Angeboten, 
sondern eine Ergänzung. Sie können nicht auf die Infrastruktur von 
vollausgestatteten Redaktionen zurückgreifen und sind daher auf die 
Berichterstattung von Medien angewiesen. Ein Ersatz der 
traditionellen Medien durch diese neuen Angebote kann schon deshalb 
nicht stattfinden, weil zahlreiche Blogs Berichterstattung aus den 
Medien aufgreifen, zitieren und kommentieren und Diskussionen so erst
angestoßen werden.
2. Blogs können durch eigene Berichterstattung über Medien die 
interne Blattkritik ergänzen, wenn sie von den Medien ernst genommen 
werden. Zudem können Blogs Berichterstattungsfehler aufdecken und so 
zur gesteigerten Qualität der Medien beitragen. Sie sind daher ein 
Raum für das unmittelbare Echo der Medienkonsumenten.
3. Auch "Leserreporter" und "Leserfotografen" können ein 
journalistisches Angebot nur ergänzen, niemals ersetzen. Dabei weist 
der DFJV darauf hin, dass die Leser bei ihren Einreichungen unter 
Umständen in Konflikt mit dem Presserecht geraten können. Es obliegt 
der Verantwortung der Verlage, dies durch Prüfung zu verhindern.
4. Blogs können als Quelle für Insider-Informationen, Ideengeber 
und generelles Recherchemittel dienen. Naturgemäß ist dabei der 
subjektive Charakter eines Weblogs zu beachten. Eine Prüfung der 
Inhalte ist obligatorisch, der Journalist bewahrt auch bei Blogs 
seine Gate-Keeper-Funktion.
5. Obwohl Blogs vor allem Meinungen widerspiegeln, können 
Journalisten dort auch Expertenwissen in spezialisierten Fach-Blogs 
finden. Diese Nischen können vor allem für Fachjournalisten wertvoll 
sein.
6. Blogs sind frei von den wirtschaftlichen und hierarchischen 
Zwängen des Verlagsbetriebs und verfolgen in der Regel keine 
kommerziellen Interessen. Damit bieten sie den nötigen Freiraum, um 
als kreativer Ideengeber für die klassischen Medien dienen zu können.
7. Durch ihre Subjektivität eröffnen Blogs Journalisten einen 
ungefilterten Blick in Debatten über aktuelle gesellschaftliche 
Entwicklungen. Im Idealfall können Journalisten so auf ein breiteres 
Meinungsspektrum zurückgreifen und Debatten besser beschreiben.
8. Journalisten können Blogs als Interaktionsinstrument mit ihren 
Lesern, Zuhörern und Zuschauern nutzen. So kann der Journalist in den
Dialog jenseits des Leserbriefes treten. Außerdem hat der Journalist 
die Möglichkeit, auf dieser Plattform die "Geschichte hinter der 
Geschichte" darzustellen, etwas was in den klassischen Medien 
aufgrund Zeit- und Platzmangels nicht möglich ist.
9. Der journalistische Nachwuchs kann bei entsprechender 
Bereitschaft von den neuen Publikationsformen Blog und Podcast 
profitieren. Nachwuchsjournalisten können durch diese 
Kommunikationsformen das Verfassen von Text-, Video- und 
Audiobeiträgen üben und entsprechende Erfahrung sammeln. Gleichzeitig
können sie von der direkten Reaktion ihres Publikums profitieren.
10. Journalisten sollten sich daher der neuen Entwicklung offen 
und gelassen nähern und diese Formate selbst ausprobieren.
"Eine rückwärtsgewandte Kritik an diesen neuen 
Publikationsmöglichkeiten bringt die Branche nach Ansicht des DFJV 
nicht weiter. Es gilt, sich vor allem mit den Chancen dieser ohnehin 
unumkehrbaren Entwicklung auseinanderzusetzen", so Thomas Dreesen, 
Vorstandssprecher des DFJV. "Gleichzeitig warnen wir davor, dass 
Verlage versuchen, Medienkonsumenten als Content-Lieferanten zu 
missbrauchen, um dadurch redaktionelle Ressourcen wegrationalisieren 
zu können", gab Dreesen zu bedenken. "Um den Qualitätsstandard in 
einem Medium zu halten und zu steigern, werden auch in Zukunft 
fachlich qualifizierte Journalisten nicht zu ersetzen sein.", so 
Dreesen weiter.
Das ausführliche Thesenpapier kann unter 
http://www.presseportal.de/go2/Thesenpapier heruntergeladen werden 
werden.

Pressekontakt:

Thomas Dreesen
Vorstandssprecher
DFJV Deutscher Fachjournalisten-Verband
Machnower Straße 27
14165 Berlin
Tel. 030 / 81 00 36 883
Sek. 030 / 81 00 36 880
Fax: 030 / 81 00 36 889
http://www.dfjv.de

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