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Lausitzer Rundschau: Höchste Zeit Zum Sudetendeutschen Tag und Tschechien

Cottbus (ots)

Der 61. Sudetendeutsche Tag war einer der leisesten in der Geschichte der Landsmannschaft. Was nicht heißt, dass es einer der unbedeutendsten war. Denn immerhin segnete der "vierte Stamm Bayerns" die erste Reise eines bayerischen Ministerpräsidenten nach dem Krieg ins Nachbarland ab. Bayerische Ministerpräsidenten bereisten bekanntlich die ganze Welt. Auch Seehofer war schon in Kanada und China, aber ins nur 360Kilometer entfernte Prag verirrte sich bislang weder ein Franz Josef Strauß noch ein Edmund Stoiber noch ein Horst Seehofer. Den Grund beschreibt der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt so: Mit den Vertreibungsdekreten habe Prag beim Beitritt zur EU einen "Virus" eingeschleppt. "Und dieser Virus muss weg." Der Virus schwächelt deutlich. Während die tschechische Gesellschaft, vor allem aber die tschechische Politik, die Verbrechen an den Sudetendeutschen in den Nachkriegsjahren bislang eisern und konsequent verdrängte, regt sich im Nachbarland immer deutlicher der Wille zur Aufklärung. Höhepunkt dieser langsamen, aber doch unaufhaltsamen Entwicklung war die Ausstrahlung einer Fernsehdokumentation über die Vertreibungsverbrechen, und das am Jahrestag der deutschen Kapitulation. Das ist ein guter publizistischer Hintergrund, um das Eis zwischen dem Sudetendeutschen-Schirmland Bayern und der Regierung in Prag endgültig zu brechen. Es ist bemerkenswert, mit welcher Selbstverständlichkeit auf einmal der bayerische Staatsbesuch an der Moldau angekündigt wird. Seehofer weiß noch gar nicht, mit welchem Ministerpräsidenten er es dort nach der Wahl am nächsten Wochenende zu tun haben wird. Es war auch klug von den Sudetendeutschen, eine Woche vor den Wahlen in Tschechien den dort noch verbliebenen kalten Kriegern keine Steilvorlage zu liefern, um mit antideutschen Gefühlen und Parolen doch noch die eine oder andere Stimme zu sich hinüberzuziehen. Mit der antideutschen Karte spielen dort bezeichnenderweise vor allem die Kommunisten und die Rechtsextremisten, aber auch die rechtsliberale ODS ist dafür noch nicht ganz unanfällig geworden. Zur Ehre der CSU ist zu sagen, dass diese Partei des früheren Ministerpräsidenten Mirek Topolanek nicht ihre Schwesterpartei ist. Ein Normalisierungsschub ist dagegen von den Sozialdemokraten, von der Partei des ehemaligen Außenministers Karel Schwarzenberg (Top09), den Grünen und den Christdemokraten zu erwarten. Die beiden letzteren Parteien müssen freilich um den Einzug ins Parlament bangen. 65Jahre nach Kriegsende jedenfalls ist es höchste Zeit, Wahrheiten offen auszusprechen und Mauern zwischen Völkern, die beide der EU angehören, abzureißen.

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