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Lausitzer Rundschau: Amerikanischer Ex-Präsident Bill Clinton in Pjöngjang:

Cottbus (ots)

Die Tyrannendynastie der Kims, die Nordkorea seit
Jahrzehnten beherrscht, hat reichlich Erfahrung im Umgang mit der 
Supermacht USA. Ein Dutzend Präsidenten haben einst der Vater und 
jetzt der Sohn schon einem Stresstest unterzogen. In Pjöngjang weiß 
man auch nur zu gut, wie in Washington auf Geiselnahmen reagiert 
wird. Die eigenen US-Bürger zu schützen hat dann stets oberste 
Priorität. Deswegen war auch seit Wochen darüber spekuliert worden, 
mit welcher Geste die Obama-Regierung auf das Schicksal der zwei 
Journalistinnen, die im Grenzgebiet aufgegriffen und zu zwölf Jahren 
Arbeitslager verurteilt wurden, reagieren würde.
Der Besuch von Bill Clinton, offiziell eine Privatreise, ist ein sehr
geschickter Versuch, die Gespräche um die Freilassung der beiden 
jungen Frauen zu trennen von den schwierigen und stagnierenden 
Verhandlungen über die nukleare Aufrüstung des Regimes. Ein 
prominenterer Amerikaner konnte auf solch einen Trip nicht geschickt 
werden, und dies wird den Machthabern in Pjöngjang überaus 
schmeicheln. Denn deren Schwäche ist wiederum das stetige, absurde 
Bemühen um internationalen Respekt. Und so wird Clintons Stippvisite 
heute wahrscheinlich wirklich mit der erhofften Freilassung der 
beiden Reporterinnen enden. Aber dass es zu einem echten Durchbruch 
in den Beziehungen beider Länder kommen könnte, darf ausgeschlossen 
werden. Für eine wie auch immer geartete Form der Kooperation taugt 
die Diktatur in Nordkorea derzeit nicht. Jeder Versuch einer 
diplomatischen Öffnung stößt sehr schnell auf enge Grenzen, wenn 
wieder einmal deutlich wird, dass auf der anderen Seite 
Verhandlungspartner stehen, die ihr eigenes Volk ohne jede Rücksicht 
auf die Weltöffentlichkeit knechten.
Bei Nordkorea gewinnt - wie beim Iran im Übrigen ebenfalls - Barack 
Obama nur dann neue Spielräume, wenn andere Großmächte, insbesondere 
China und Russland mitziehen. Beide Länder sind ja auch wesentlich 
betroffen von der Entwicklung - im Falle Nordkoreas sind sie direkte 
Nachbarstaaten. Peking und Moskau haben allerdings auch aus 
innenpolitischen Gründen kein Interesse an Veränderungen.
 Eine Demokratisierung Nordkoreas würde natürlich Auswirkungen auf 
die labilen Verhältnisse in beiden Ländern haben. Und mit dem Sturz 
des Regimes in Pjöngjang wäre ja auch zwangsläufig die Frage der 
Wiedervereinigung Koreas auf der Tagesordnung und damit die 
Machtbalance in diesem Teil Asiens in Gefahr. Ein wirksames Mittel, 
dieser mörderischen Strategie des Vertrauens auf berechenbare 
Verhältnisse entgegenzuwirken, fehlt den USA auf absehbare Zeit.
Deswegen auch ist die Reise des ehemaligen US-Präsidenten in erster 
Linie als humanitärer Bittgang zu verstehen. Er selbst, seine als 
Außenministerin agierende Frau, wie auch Barack Obama aber brauchen 
sich dafür nicht zu schämen. Es geht um zwei Menschenleben. Und dass 
die in einer freien Gesellschaft hohe Anstrengungen wert sind, ist 
ebenfalls eine klare, unmissverständliche Botschaft. Sie wird auf 
Dauer ihre ganz eigene und durchaus mächtige Wirkung entfalten.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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