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Lausitzer Rundschau: "Phantom von Heilbronn" vermutlich DNA-Verunreinigung Sicher, aber nicht perfekt

Cottbus (ots)

Es ist der wissenschaftlich-technische
Fortschritt, der häufig Euphorie auslöst. Das Althergebrachte wird 
mit Nachsicht belächelt, nur das Neue zählt. Der genetische 
Fingerabdruck in der Polizeiarbeit ist dafür ein Beispiel. Der 
klassische Fingerabdruck schien wie ein Klappfahrrad neben einem 
Sportwagen, seit es die Möglichkeit gab, typische Muster des 
genetischen Materials eines Menschen zu bestimmen. Nach Jahren 
konnten mit dem DNA-Test spektakuläre Verbrechen doch noch aufgeklärt
werden. Und die nötigen Materialmengen wurden immer kleiner. 
Inzwischen reichen wenige Zellen aus, um einen genetischen 
Fingerabdruck zu bestimmen. Eine ansehnlich gewachsene DNA-Datei beim
Bundeskriminalamt erleichtert die Ermittlungen erheblich.
Doch nun zeigt sich: Auch der Fortschritt hat Grenzen. Der DNA-Test 
droht durch das "Phantom von Heilbronn" infrage gestellt zu werden. 
Seit 1993 geistert nämlich eine DNA-Spur durch Süddeutschland und 
Österreich, hinter der sich vermutlich nur eine Verunreinigung von 
Probestäbchen verbirgt.
Bekannt geworden war diese genetische Spur einer Frau in Zusammenhang
mit dem brutalen Mord an einer jungen Polizistin in Heilbronn. Bis 
heute hat diese Spur kein Gesicht, aber immer mehr verwirrende 
Details. Denn sie zieht sich so kreuz und quer durch Deutschland und 
Österreich, dass es ausgeschlossen scheint, dass sich dahinter eine 
real existierende Straftäterin verbirgt. Viel wahrscheinlicher ist es
inzwischen, dass das "Phantom von Heilbronn" eine Mitarbeiterin von 
Hersteller- oder Verpackerfirma der Teststäbchen ist, mit der die 
DNA-Proben genommen werden. Die inzwischen so hohe Empfindlichkeit 
des Testes ist Segen und Fluch. Die kleinste Spur reicht zum 
Nachweis, die kleinste Verunreinigung zur Katastrophe.
Hat der DNA-Test nun ausgedient? Ist seine Beweiskraft dahin? Zweimal
eine klares Nein. Der genetische Fingerabdruck bleibt ein wichtiges 
Mittel der Aufklärung von Straftaten. Denn außer bei eineiigen 
Zwillingen ist das DNA-Profil bei jedem Menschen auf dieser Welt 
verschieden. Die Angst, ein Unschuldiger könnte durch vorherige 
"Verunreinigung" einer Tatortprobe unter Verdacht geraten, ist 
unbegründet. Denn dazu müsste genetisches Material dieses Menschen 
und nicht das irgendeines Mitarbeiters des Testherstellers an
das Wattestäbchen gelangen.
Veränderung wird das "Phantom von Heilbronn" aber sicher in das 
Denken manches Kriminalisten bringen. Der Fall zeigt nämlich auch, 
dass eine DNA-Spur keine absolute Sicherheit bietet, in die richtige 
Richtung zu ermitteln. Denn im Fall des Polizistenmordes von 
Heilbronn richtete sich der Blick der Ermittler offensichtlich fast 
zwei Jahre lang wirklich auf ein Phantom.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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