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Lausitzer Rundschau: Die G8 und die Welternährungskrise Hunger nach Lösungen

Cottbus (ots)

Manche Anklagen gegen den G8-Gipfel klingen, als
werde der afrikanische Hunger allein in Berlin, Brüssel oder New York
gemacht. Das ist eine Vereinfachung, die wenig zur Lösung der 
Nahrungsmittelkrise beiträgt. Wenn in Simbabwe, Sudan oder Somalia 
Menschen hungern, dann, weil Diktatoren, Korruption oder Bürgerkriege
ihre Länder ruiniert haben. Bei dem gestrigen Treffen mit den 
Repräsentanten Afrikas haben die führenden Wirtschaftsnationen das 
Thema der "guten Regierungsführung" deshalb zu Recht angesprochen. Es
nützt nämlich nichts, die Entwicklungshilfe zu steigern, wenn die 
Afrikanische Union nicht endlich bereit ist, auf ihrem Kontinent für 
Verhältnisse zu sorgen, die eine Entwicklung auch zulassen. Die 
Antwort auf steigende Nahrungsmittelpreise und zunehmenden Hunger 
kann nur kurzfristig das Verschiffen von Saatgut sein. Mittel- und 
langfristig muss es darum gehen, eine stabile und ertragreichere 
Agrarproduktion in den betroffenen Ländern selbst in Gang zu bringen.
Darauf muss sich die Entwicklungshilfe viel mehr als bisher 
konzentrieren.
Was aber ist mit der "guten Regierungsführung" in den 
Industrieländern? Denn die steigenden Preise haben auch mit 
Mechanismen zu tun, für die sie die Verantwortung tragen. Das gilt 
für die Spekulation, die die Märkte immer weiter überreizt. Sind die 
Industriestaaten bereit, Spekulanten in die Schranken zu weisen, zum 
Beispiel durch Besteuerung von Spekulationsgeschäften und -gewinnen? 
Das gilt für die weltweite Verknappung des Angebots durch die 
Konkurrenz des Biosprits. Sind die Importnationen bereit, die 
Biospritproduktion streng an den Nachweis nachhaltiger Herstellung zu
koppeln, diesen Ausweg aus der Energiekrise also teurer zu machen? 
Das gilt für die Marktungleichgewichte. 40 Milliarden jährliche 
Subventionen für die EU-Bauern und die gleichzeitige Abschottung der 
Märkte durch Importzölle in den USA wie in der EU bedeuten einen 
riesigen Konkurrenzvorteil. Ist auch die deutsche Regierung bereit, 
ihre Bauern schneller als geplant vom Tropf der Subventionen zu 
nehmen, also fairen Welthandel zuzulassen?
Ein Konglomerat gleichzeitiger Entwicklungen treibt die Preise: 
Klimawandel, Energiepreise, unfairer Welthandel, 
Bevölkerungswachstum, politische Instabilitäten. Alles hängt mit 
allem zusammen. Die Antwort darauf heißt globale Verantwortung, aber 
lokales Handeln. Jeder fange zuerst bei sich an, die Dinge zu 
verändern. Wir bei uns. Das kann für viele in Europa schmerzhaft 
werden. Hunger aber ist unerträglich.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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