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Lausitzer Rundschau: Verhandlungen über die Zukunft des Kosovo

Cottbus (ots)

Als 1992 eines der ersten Bücher in deutscher
Sprache erschien, das sich angesichts des jugoslawischen Desasters 
mit dem Konflikt um die südserbische Unruheprovinz befasste, trug es 
den Titel: "Kosovo: gordischer Knoten des Balkan". Das war sieben 
Jahre, bevor die Nato einen Krieg wegen des zu 90 Prozent von 
Albanern besiedelten Gebietes führte. Doch wollte man heute, im Jahr 
2007, ein neues Buch über das Kosovo schreiben - der Titel könnte 
derselbe sein. Die Internationale Gemeinschaft musste einmal mehr 
erkennen, dass es einfacher ist, Kriege zu gewinnen als den Frieden: 
Acht Jahre Verwaltung durch die Vereinten Nationen, so die bittere 
Erkenntnis, haben den Grundkonflikt einer Lösung keinen Schritt näher
gebracht. Die albanische Bevölkerungsmehrheit auf der einen Seite 
leitet ihren Anspruch aus der heutigen Siedlungsstruktur her, pocht 
auf ihr Selbstbestimmungsrecht und empfindet einen Verbleib in 
Serbien nach den Gräueln der Milosevic-Ära als unzumutbar. Auf der 
anderen Seite gilt das Kosovo den Serben - unter Verweis auf ihre 
dort liegenden kulturellen und religiösen Wurzeln - bis heute als 
konstituierender Bestandteil des eigenen Staatswesens. Eine 
Unabhängigkeit des Kosovo ist für Belgrad deshalb nicht diskutabel. 
Vor dem Hintergrund dieser grundsätzlich unvereinbaren Standpunkte 
hatte der Anfang des Jahres vorgelegte Plan des UN-Sondervermittlers 
Martti Ahtisaari keine Chance. Zwar vermied der Finne in seinem 
Vorschlag penibel das Wort "Unabhängigkeit". Klar war aber, dass eine
Umsetzung - trotz aller Einschränkungen - am Ende auf die 
Souveränität des Kosovo hinauslaufen würde. Kein Wunder, dass der 
Plan bei den Albanern eher auf Zustimmung, bei den Serben dagegen auf
strikte Ablehnung stieß. Derzeit wird erneut ein Versuch unternommen 
- der letzte, wie es heißt - doch noch einen Kompromiss zu finden, 
mit dem beide Konfliktparteien leben können. Die Zeit drängt: 
Besonders die jungen Albaner werden unruhig, sehen sie doch den 
ungeklärten Status der Provinz als Ursache für fehlende Investitionen
und die damit verbundene hohe Arbeitslosigkeit. Dass diese 
Unzufriedenheit in Gewalt umschlagen könnte, ist eine Sorge, die auch
den deutschen Diplomaten Wolfgang Ischinger umtreiben dürfte, der im 
EU-Auftrag gemeinsam mit Vertretern Russlands und der USA die 
Verhandlungen führt. Seine jüngste Erklärung, auch eine Teilung der 
Provinz sei denkbar, mutet wie der Versuch an, den gordischen Knoten 
Kosovo wie einst Alexander der Große einfach mit dem Schwert entzwei 
zu schlagen, anstatt ihn mühsam aufzulösen. Eine Teilung entlang 
ethnischer Linien wäre zwar eine Lösung - aber die denkbar 
Schlechteste, wäre doch in der Folge eine Destabilisierung des 
benachbarten Mazedoniens mit seiner großen albanischen Minderheit und
des multi-ethnischen Bosnien-Herzegowinas zu befürchten. Ein 
Hoffnungsschimmer könnte dagegen die von EU-Chef-Außenpolitiker 
Javier Solana lancierte Idee einer Konföderation zwischen Serbien und
Kosovo sein. Auch ein solcher Staatenbund mit gemeinsamen 
Institutionen, der als unauflöslich angelegt sein müsste, würde 
zunächst Widerstand hervorrufen. Verbunden mit einer klaren 
Perspektive auf einen EU-Beitritt aber - und zwar nur in dieser 
Konstellation - wäre ein solcher Plan möglicherweise attraktiv genug,
um Serben und Albaner von ihren Maximalforderungen abrücken zu 
lassen. Es bleibt nur die Frage, ob die Europäer - in Zeiten, in 
denen zusätzliche Erweiterungsrunden der EU höchst kritisch 
diskutiert werden - bereit sind, eine solche Perspektive zu bieten. 
Wollen sie der Verantwortung für das Kosovo, die sie mit dem 
Waffengang von 1999 übernommen haben, gerecht werden, müssen sie es 
tun.

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Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
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