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Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung zur Partnerschaft zwischen Russland und Nordkorea

Milliarden für Moskau, Peanuts für Pjöngjang - Neue Studie zur Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea

Die Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea intensiviert sich – verläuft jedoch keineswegs ausgewogen. Moskaus Gegenleistungen fallen vergleichsweise gering aus, wie eine neue Studie im Auftrag des Korea-Büros der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zeigt.

Laut der Forschung von Olena Guseinova von der Hankuk University of Foreign Studies in Seoul beläuft sich der Gesamtwert der direkten russischen Gegenleistungen für Nordkorea auf höchstens 1,2 Milliarden US-Dollar. Russland liefert demnach vor allem Lebensmittel und Öl, sowie eine begrenzte Zahl an Luftabwehrsystemen, GPS-Störsendern und möglicherweise auch Kampfflugzeuge – entweder als neue Ausrüstung oder zur Modernisierung der vorhandenen Flotte.

Darüber hinaus gibt es keine Hinweise auf weitere nennenswerte Gegenleistungen: Wirtschaftsdaten deuten auf keine Devisenzuflüsse hin. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass Russland eine direkte Rolle bei der technologischen Modernisierung Nordkoreas gespielt hat.

Nordkorea hat laut der Studie hingegen Waffen, Munition und Truppen im Wert von bis zu 9,8 Milliarden US-Dollar bereitgestellt – mehr als ein Drittel der geschätzten jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes. Demnach lieferte es 5,7 bis 6,7 Millionen Artilleriegranaten, 1,05 bis 1,24 Millionen Mörsergranaten, 649.640 bis 878.300 Raketen für Mehrfachraketenwerfer (MRL), bis zu 248 ballistische Raketen vom Typ KN-23/24, 479 bis 794 Geschütze und Werfer, sowie rund 15.000 entsandte Soldaten.

Die Studie stützt sich auf eine breite Quellenbasis, darunter Geheimdienstberichte, Dokumente, Preisangaben zu früheren nordkoreanischen Waffenverkäufen, Medienberichte und russische Telegram-Kanäle. Bereits im vergangenen Jahr hatte Guseinova in der Studie „Putins Partner“ den Wert nordkoreanischer Waffenlieferungen für die Friedrich-Naumann-Stiftung auf 5,5 Milliarden US Dollar geschätzt; ihre Arbeit wurde von zahlreichen Thinktanks aufgegriffen.

Studienautorin Guseinova sieht in diesen Ergebnissen den Hinweis auf mehr als ein kurzfristiges Geschäft: „Nordkorea hat Russland in einem enormen Umfang militärisch unterstützt. Doch Moskau scheint sich nur langsam und begrenzt zu revanchieren“, erklärt sie. „Dahinter steckt möglicherweise Kalkül: Moskau hält Pjöngjang am Haken und kultiviert so eine wachsende Abhängigkeit.“

Frederic Spohr, Leiter des Korea-Büros der Friedrich-Naumann-Stiftung, kommentiert: „Putin schmiedet weiter an seiner antiwestlichen Allianz. Doch in den Ländern, die mit Russland kooperieren, profitiert fast ausschließlich die dortige Elite. Die breite Bevölkerung dagegen leidet unter den undurchsichtigen Deals.“

Trotz der umfangreichen Kooperation mit Russland bleibt die wirtschaftliche Lage in Nordkorea schlecht. Der nordkoreanische Won hat seit Januar 2024 massiv an Wert verloren, gleichzeitig ist die Inflation stark gestiegen. Sollten Geldflüsse erfolgt sein, wurden sie nach Einschätzung der Studie vermutlich über sanktionierte Banken und intransparente Finanzvehikel russischer Mittelsmänner abgewickelt. Damit bleiben die Mittel faktisch im russischen Finanzsystem blockiert. Nordkorea erhält so keine frei verfügbaren Devisen für Preisstabilität oder Importe; lediglich die Elite kann die Guthaben für Käufe in Russland nutzen.

Auch in anderen Bereichen erweist sich die russische Unterstützung als begrenzt. So tragen neue nordkoreanische Zerstörer der Choe-Hyon-Klasse zwar russische „Pantsir“-Systeme und ähneln äußerlich russischen Fregatten, verfügen aber vermutlich weder über einsatzfähige Raketenplattformen noch über Motoren. Ähnlich beim nordkoreanischen Satellitenprogramm: Trotz eines erfolgreichen Starts im November 2023 deuten spätere Rückschläge darauf hin, dass russische Hilfe allenfalls punktuell erfolgt ist – nicht aber auf eine dauerhafte technologische Partnerschaft schließen lässt.

Empfehlungen für die EU

Guseinova empfiehlt der Europäischen Union, ihre sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit Partnern in Asien deutlich zu vertiefen. Vor allem eine engere Geheimdienstkooperation mit Südkorea und Japan sei notwendig, um Waffenlieferungen Nordkoreas an Russland frühzeitig zu erkennen und darauf reagieren zu können.

Darüber hinaus brauche die EU eine kohärente Diplomatie gegenüber Nordkorea. Während einzelne Mitgliedstaaten bereits wieder Botschaften eröffnet haben, fehlt bislang eine abgestimmte Strategie. Ohne eine koordinierte Präsenz drohe die EU, den diplomatischen Raum vollständig Russland und China zu überlassen. Eine einheitliche Linie würde die Beobachtungs- und Einflussmöglichkeiten der EU deutlich stärken.

Pressestelle der FNF

presse@freiheit.org

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