Was lockt die Fledermäuse zum Lüneburger Kalkberg? Deutsche Wildtier Stiftung vermutet einzigartiges Höhlensystem im Berg
Hamburg (ots)
Von außen wirkt der 56 Meter hohe, graue Kalkberg in Lüneburg unscheinbar - doch sein Inneres könnte ein bislang ungelüftetes Geheimnis bergen: Ein Massenwinterquartier seltener Fledermausarten und möglicherweise ein einzigartiges Höhlenökosystem, ähnlich wie im bekannteren Segeberger Kalkberg. Aber wie es wirklich im Inneren des Lüneburger Kalkbergs aussieht, wissen bisher nur die Fledermäuse, die sich auch jetzt im Frühsommer vermehrt dort aufhalten, die vielen Karstspalten im Gestein inspizieren und darin Schutz suchen. "Wir können am Lüneburger Kalkberg ein hochintensives Schwarmverhalten von Mitte August bis in den Dezember hinein beobachten. Im Frühsommer sind regelmäßig viele Männchen zu sehen, während die Weibchen sich in sogenannten Wochenstubengesellschaften meist in Baumhöhlen auf die Geburt der Jungen vorbereiten. All das sind wichtige Indizien dafür, dass dieser Ort eine große Bedeutung als Fledermauswinterquartier hat", sagt der Biologe Florian Gloza-Rausch. Er untersucht mit seinem Team im Rahmen eines Projekts der Deutschen Wildtier Stiftung das Fledermausvorkommen in Lüneburg.
Um die Nutzungsdynamik der Fledermäuse am Lüneburger Kalkberg zu erforschen und herauszufinden, wie es im Inneren aussieht, wenden die Wissenschaftler verschiedene Methoden an: Ein Artenspürhund erschnüffelt Fledermausgeruch und liefert Hinweise auf verborgene Spalten und Zugänge zum Inneren. Videokameras dokumentieren ausfliegende Fledermäuse, und Lichtschranken an Spalten im Berg sollen ab Mitte August ein- und ausfliegende Tiere zählen. Ein Ultraschallaufnahmegerät registriert die Rufe der fliegenden Fledermäuse, die anschließend von einem KI-gestützten Analysesystem den einzelnen Arten zugeordnet werden. Auch rund um den Kalkberg und außerhalb Lüneburgs erfassen die Forscher Fledermausvorkommen: Dort wo sich besonders viele Tiere aufhalten, fangen sie einige mit Netzen, um die am Kalkberg mit Ringen markierten Fledermäuse zu identifizieren. So lassen sich Rückschlüsse auf das Einzugsgebiet des Kalkbergs ziehen. Außerdem hängen die Wissenschaftler Fledermauskästen auf. Damit werden die Lebensbedingungen für die fliegenden Säugetiere verbessert. Zudem lässt die Besiedelung der Kästen Rückschlüsse auf die Entwicklung der Bestände zu.
Bereits Ende des Sommers sollen erste Ergebnisse vorliegen. "Wenn wir wissen, an welchen Orten die Lüneburger Fledermäuse ihre Sommer verbringen, können wir dort Flächeneigentümer zu Schutzmaßnahmen beraten und Besucher auf die faszinierenden Tiere aufmerksam machen - verbunden mit der Bitte, die Fledermäuse möglichst nicht zu stören", sagt Julia-Marie Battermann, Projektleiterin bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Die Forschungsergebnisse könnten künftig bei der Stadtplanung und dem Schutzgebietsmanagement hilfreich sein. So könnte sich Lüneburg langfristig zu einem bedeutenden Standort für Fledermäuse in Norddeutschland entwickeln.
Nicht nur in und um Lüneburg ist die Deutsche Wildtier Stiftung für Fledermäuse aktiv: Am Schullandheim Haus Wildtierland in Gehren (Mecklenburg-Vorpommern) hat sie einen Fledermausgarten angelegt, um Besuchern zu zeigen, wie ein optimal gestalteter Lebensraum aussehen kann. Ein Teich, ein Nachtfaltergarten und eine Trockenwiese sorgen dort den ganzen Sommer über für reichlich Insekten-Beute. Nachahmen lohnt sich, denn jede Fledermaus im eigenen Garten ist ein Grund zur Freude - schließlich kann ein einziges Tier in nur einer Nacht Tausende Mücken verspeisen.
Das Fledermausprojekt am Lüneburger Kalkberg wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Deutschen Postcode Lotterie unterstützt.
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