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Richter-Reichhelm zu Chronikerprogrammen
Mischen sich die Kassen in die Behandlung ein, gefährden sie die Therapie

Berlin (ots)

"Behandlungsdaten gehen nur den Patienten und
seinen Arzt etwas an. Im Interesse der Versicherten müssen
wirverhindern, dass die Krankenkassen im Rahmen der
neuenChronikerprogramme zum Big Brother und die niedergelassenen
Ärztezu deren informellen Mitarbeitern werden." Das hat heute in
Berlin der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
(KBV), Dr. Manfred Richter-Reichhelm, erklärt. Die am 1. Juli in
Kraft getretene Rechtsverordnung zu den Disease-Management-Programmen
(DMPs)für Diabetes- und Brustkrebspatienten erlaubt den
Krankenkassen,Behandlungsdaten für Eingriffe in den Therapieverlauf
zu sammeln.Voraussetzung ist das Einverständnis des Patienten.
Die KBV hatte dafür plädiert, die Daten für Zwecke
derQualitätssicherung ohne Versichertenbezug zu erheben und
dieversichertenbezogene Datenübermittlung auf ein Minimum
zubeschränken. Sie konnte sich aber nicht mit dieser
Forderungdurchsetzen.
"Alarmierend ist, dass bereits vor Beginn der DMPs die
Krankenkassenimmer wieder versucht haben, sich in die Therapie
einzumischen. Unssind Fälle bekannt geworden, wo Kassenmitarbeiter
Diabetikerangerufen, sich nach ihren Blutzuckerwerten erkundigt haben
und dannden Therapieplan ändern wollten. Das ist unseriös. Wenn sich
Medizinanhand nur eines Eckwerts betreiben ließe, könnten wir sie
einemComputer überlassen", so der KBV-Chef. Bei
Brustkrebspatientinnenbefürchtet die KBV, dass die Krankenkassen sich
trotz unzureichenderInformationslage in die Therapieentscheidungen
zur Chemo-, Hormon-oder Strahlentherapie einmischen werden.
Verträge zur Umsetzung von DMPs wird es deshalb nur geben,
wennKassenärztliche Vereinigungen oder Ärzteorganisationen
aufLandesebene mit den örtlichen Krankenkassen Lösungen finden, die
unangemessene Eingriffe in das Behandlungsverhältnis verhindern.Dazu
Richter-Reichhelm: "Es ist richtig, sich noch intensiver als
bislangum Chroniker zu kümmern. Versorgungsmanagement braucht
eineseriöse Qualitätssicherung. Die Kassenärztlichen Vereinigungen
habenmit den existierenden Diabetesverträgen gezeigt, welche
Möglichkeitenhierzu bestehen und sie werden diese Erfahrung in die
Programmeeinbringen. Ich kann aber die Krankenkassen nur warnen: Wenn
siesich zum Gesundheitskommissar ihrer Versicherten aufspielen,
werdendie Patienten dies nicht akzeptieren. Die Kassen gefährden
damit dieExistenz der Programme und das Ziel, die Versorgung
chronischkranker Menschen zu verbessern."
Ihre Ansprechpartner:
Dr. Roland Stahl, Tel.: 0221 / 4005-213, mobil: 0171 - 950 75 56
Roland Ilzhöfer, Tel.:  030 / 4005-1230
Gabriele Prissok, Tel.: 030 / 4005-1240
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