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Medien-Info: ver.di-Studie: Dienstleistungssektor kurz vor dem Kollaps – Beschäftigte flüchten wegen Überlastung und andauerndem Personalmangel

Ver.di-Studie:

Dienstleistungssektor kurz vor dem Kollaps – Beschäftigte flüchten wegen Überlastung und andauerndem Personalmangel

In ihrer aktuellen Studie zur „Fachkräftesicherung im Dienstleistungssektor“ kommt die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) zu verheerenden Erkenntnissen hinsichtlich der Arbeitsbedingungen im größten Beschäftigungssegment Deutschlands: Fast die Hälfte aller Beschäftigten im Dienstleistungssektor (47 Prozent) geben einen akuten und sehr hohen Personalmangel an. Fast 60 Prozent beklagen dies als Dauerzustand, der schon länger als eineinhalb Jahre andauert. Die Folge ist allzu oft: Ausstieg, Wechsel, Teilzeit.

Dazu erklärt Frank Werneke, Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di): „Besonders bedenklich ist, dass mehr als die Hälfte der Betroffenen sich unter diesen Bedingungen nicht vorstellen kann, bis zur Rente durchzuhalten. In der öffentlichen Verwaltung sagen das fast 40 Prozent, in den Krankenhäusern fast 60 Prozent, in Pflegeheimen 77 Prozent. Das ist ein Sterben auf Raten. Es besteht dringender Handlungsbedarf seitens der öffentlichen und privaten Arbeitgeber.“ Personalmangel und Überbelastung seien vor allem dort am höchsten, wo schlechte Arbeitsbedingungen vorherrschten: „Angesichts unserer Zahlen ist der Dienstleistungssektor prekär und nicht hinreichend für die Zukunft aufgestellt. Die Arbeitsbelastungen müssen erheblich reduziert werden, wenn Menschen in diesen Branchen gehalten oder dafür neu gewonnen werden sollen. Bei dem Fachkräftemangel, der derzeit herrscht, haben die Arbeitgeber gar keine andere Wahl. Sonst droht der Kollaps“, so Werneke. „Ein Schleifen des Acht-Stunden-Tages und ein Aufweichen des Arbeitszeitgesetzes ist jedenfalls nicht die Lösung“, mahnt der Gewerkschaftschef.

Handlungsbedarf sieht die Gewerkschaft auch bei einer stärkeren Weiterbildung in den Betrieben, für mehr Ausbildungsverhältnisse sowie bei der Arbeitsmarktaktivierung von unterschiedlichen Gruppen. „Frauen arbeiten oft unfreiwillig in Teilzeit. Arbeitgeber müssen daher familienfreundlichere Vollzeitstellen schaffen und den Beschäftigten stärker entgegenkommen, etwa mit Betriebskitas und flexibleren Arbeitszeitmodellen. Dann werden sich Frauen auch gerne stärker einbringen“, so Rebecca Liebig, ver.di-Bundesvorstandsmitglied, zuständig für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Statt wenig wirkungsvoller Abgabenregelungen bräuchte es vom Gesetzgeber klare Vorgaben für einen inklusiven Arbeitsmarkt, damit Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt stärker partizipieren könnten.

Zudem bräuchte Deutschland unbedingt Arbeitskräfte aus dem Ausland, um seinen Wohlstand zu sichern. Auch für eine bessere Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten, die bereits in Deutschland sind, bräuchte es deshalb sichere Aufenthaltstitel und eine Erleichterung des Spurwechsels vom Asyl- ins Aufenthaltsrecht. Das von der Bundesregierung Ende 2022 eingeführte Chancenaufenthaltsrecht für geduldete Geflüchtete sei ein Schritt in die richtige Richtung, reiche aber noch nicht aus. „Die angekündigte Verschärfung der Asylpolitik unter der neuen Bundesregierung führt zu einem inhumanen und auch unter wirtschaftlichen Kriterien nicht nachvollziehbaren Ausschluss vieler Menschen vom Arbeitsmarkt und die Ausweitung und Fortsetzung der Einschränkungen des Arbeitsmarktzugangs für Geflüchtete“, sagte Liebig.

Der Dienstleistungssektor ist mit über 34 Millionen Menschen und damit drei Vierteln aller Beschäftigten, der größte Arbeitsmarktsektor in Deutschland. Die aktuelle ver.di-Studie ist eine Sonderauswertung für diesen Sektor auf Basis des Gute-Arbeit-Index des DGB.

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