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Rheinische Post: Der dritte Weg

Düsseldorf (ots)

Von Thomas Seim
Deutschland ist gespalten. In Modernisierer und Bewahrer. Dabei 
muss die FDP als Partei mit dem radikalsten Reformprogramm gelten. 
Die FDP aber hat keine Mehrheit dafür. Im Gegenteil: Ihre Antworten 
führen sie als Minderheit in die Opposition. Auch das ist ja ein 
Ergebnis der Wahl: Die Mehrheit ist links und besitzstandswahrend. 
Das ist bedauerlich, aber nicht überraschend: Seit der 
Friedensbewegung Anfang der Achtziger Jahre ist die deutsche Linke 
eine weitgehend defensive Bewegung, die sich auf die Blockade von 
Veränderung konzentriert und nicht auf die Gestaltung der Zukunft.
Es gehört indes zu den unbelegten Vorurteilen, dass eine große 
Koalition ein Bündnis des Stillstands wäre. Richtig ist: Das 
besitzstandswahrende Moment gibt es auch in den Volksparteien, in der
SPD stärker als in der Union. Es gibt in beiden aber auch 
ambitionierte Reformer, in der Union mehr als in der SPD. Darin 
liegen Chance und Pflicht einer großen Koalition: Dass sie ein 
Reformmodell entwickelt, das weniger radikal daher kommt, sich aber 
auf breite Mehrheiten stützt. Eins, das das Land erneuert, seine 
Spaltung aber verhindert. Deutschland kann am Ende dieses dritten 
Weges moderner und stabiler sein als heute. Nur dann hätte er sich 
gelohnt.

Rückfragen bitte an:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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