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Rheinische Post: Kommentar: Vor der eigenen Haustür kehren

Düsseldorf (ots)

Wenn Bäume verletzt werden, versorgen sie mit Harz ihre Wunden. Das wirkt wie ein Pflaster. Wenn Bäume aber nicht mehr genügend Wasser haben, können sie kein Harz mehr produzieren. Sie werden schutzlos, Schädlinge dringen ein, sie sterben. In Massen. In Deutschland. Jetzt. Agrarministerin Julia Klöckner hat eine Idee, aber noch kein Konzept, wie sie die Wälder vor dem Klimawandel retten kann. Dafür hat sie für Ende September einen Nationalen Waldgipfel einberufen. Das ist eine Chance. Das müssen alle Beteiligten begreifen und ihr Bestes geben. Ohne Scheuklappen. Naturschützer und Regierung, Holzwirtschaft und Bauern. Jäger und Förster. Viele Gelegenheiten zur Umkehr werden wir nicht mehr haben. Schon in die Vorbereitung hat Klöckner betroffene Verbände miteinbezogen. Damit weckt sie Hoffnungen gerade bei jenen Organisationen, die seit Jahren vor dem Waldsterben warnen - und ignoriert wurden. Klöckner hört nun zu. Eine ihrer großen Herausforderungen ist, ob sie auch vor der eigenen Tür kehren kann. Die CDU-Politikerin hat dem brasilianischen Präsidenten damit gedroht, das Mercosur-Freihandelsabkommen zwischen der EU und Südamerika zu blockieren, wenn er den Regenwald weiter ausbeutet. Dann müsste sie sich auch dafür stark machen, dass die Massentierhaltung in Deutschland eingeschränkt wird, damit weniger Futter für Rinder aus dem Ausland kommt, wo Wald für Sojaanbau abgeholzt wird. Das würde auch den CO2-Ausstoß senken, womit wir wieder beim deutschen Wald wären, für den das eine große Entlastung wäre. Im September will die Bundesregierung ein Klimaschutzpaket und einen Rettungsplan für den Wald vorlegen. Daran kann die große Koalition gemessen werden. Oder scheitern. Das Thema wäre es wenigstens wert.

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