All Stories
Follow
Subscribe to Weser-Kurier

Weser-Kurier

Weser-Kurier: Leitartikel von Norbert Holst über Steuergerechtigkeit

Bremen (ots)

Wer als kleiner Arbeitnehmer den beschummeln will, der wird schnell erwischt. Die Zahl der Kontoabfragen von Behörden wie Finanz- und Sozialämter ist in den vergangenen Jahren nicht zufällig in die Höhe geschossen. Anders verhält es sich, wenn man Millionen hat und das Geld mit Immobilien, Aktien oder Mieteinnahmen verdient. Obwohl die Schweiz als Schwarzgeld-Paradies ausgedient hat und ab 2017 ein internationales Steuerabkommen greifen soll, bleiben genug Wege, um Vermögen zu verstecken. Man kann sich einen "kreativen" Steuerberater leisten, mit Briefkastenfirmen operieren, karibische Steueroasen nutzen, oder - immer beliebter - Reichtümer in Zollfreilagern verschwinden lassen. Trotzdem verfügen laut einer neuen Studie der OECD nur 17 von 56 untersuchten Industrie- und Schwellenländern über spezialisierte Steuerfahnder für diese Klientel - Deutschland gehört nicht dazu. Im Gegenteil: Laut Deutscher Steuergewerkschaft müssen die Millionäre und Milliardäre hierzulande nur alle sieben Jahre mit einer Kontrolle rechnen, mittelständische Betriebe sogar nur alle 15 Jahre. Der Grund: Es fehlen rund 20<ET>000 Finanzbeamte und Steuerprüfer. Dabei hatte die OECD bereits in einer vorangegangenen Untersuchung im Jahr 2009 den Aufbau spezieller Abteilungen angemahnt. Auch der Bundesrechnungshof hat mehrfach die laxen Kontrollen bei den Reichen moniert. Und bei denen ist durchaus etwas zu holen. Eine 300-köpfige australische Sondereinheit hat zum Beispiel rund 1,1 Milliarde Australische Dollar eingenommen. Zudem wächst die Zahl der Millionäre von Jahr zu Jahr. Laut "Global Wealth 2015"-Report hat ihre Zahl in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 Prozent zugenommen. OECD-Studie und Global-Wealth-Studie offenbaren, dass nicht nur in Griechenland das Steuersystem unfair ist: Dort wird die Mehrwertsteuer massiv erhöht, während viele Vermögende gar keine Abgaben bezahlen. Auch dem deutschen Otto Normalverbraucher bleibt nur die traurige Erkenntnis: Der Ehrliche ist der Dumme. Gut für die Steuermoral ist das gewiss nicht.

Pressekontakt:

Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de

Original content of: Weser-Kurier, transmitted by news aktuell

More stories: Weser-Kurier
More stories: Weser-Kurier
  • 13.08.2015 – 20:24

    Weser-Kurier: Kommentar von Stefan Lakeband über den Verkauf von T-Online

    Bremen (ots) - Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit, doch es ist nur 15 Jahre her, dass die überzeichnete Kunstfigur Robert T-Online für den Börsengang der Telekom-Tochter warb. Dieses Engagement an der Börse war nur ein kurzes Zwischenspiel, und auch T-Online ist nun Geschichte - wenigstens für die Telekom. Das kommt aber nicht überraschend. Zwar ist T-Online ...

  • 13.08.2015 – 20:20

    Weser-Kurier: Kommentar von Martin Wein über E-Government

    Bremen (ots) - Das Internet hat zu einem Modernisierungsschub in allen Lebensbereichen beigetragen. Nur einer hat die vergangenen 20 Jahre weitgehend verschlafen: der Staat. Anstatt die Effizienzgewinne schneller Datenübertragung und automatischer Verarbeitung zu nutzen, werden in deutschen Amtsstuben weiter Akten gewälzt. Lange hat man sich hinter dem Datenschutz versteckt. Dabei gibt es längst Technologien, die vor ...

  • 12.08.2015 – 22:01

    Weser-Kurier: Über die Unabhängige Patientenberatung schreibt Sabine Doll:

    Bremen (ots) - Was kann ich bei einem Behandlungsfehler tun? Wie wehre ich mich dagegen, dass meine Krankenkasse das Krankengeld nicht weiterzahlen will? Bei solchen Problemen konnten sich Patienten bisher an unabhängige Patientenberatungen wenden. Unabhängig ist hierbei das Schlüsselwort, denn die Beratungen müssen neutral und ohne Einflussnahme durch - ...