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Börsen-Zeitung: Spielball EADS, Kommentar von Stefan Kroneck zur Drohung von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, der Airbus-Muttergesellschaft Rüstungsaufträge zu entziehen

Frankfurt (ots)

Im Streit um die Neuordnung von Airbus wird die
Stimmung gereizter. Mancher Politiker schießt bisweilen über das Ziel
hinaus, wenn es um die Zukunft des von Deutschen und Franzosen 
beherrschten Flugzeugbauers geht. Bundeswirtschaftsminister Michael 
Glos drohte der Airbus-Muttergesellschaft EADS mit dem Entzug von 
Rüstungsaufträgen, falls Deutschland bei den geplanten 
Stellenstreichungen zu arg getroffen wird.
Diese Drohung ist Populismus. Oder soll Boeing zur "Strafe" 
künftig bevorzugt werden? Schließlich gibt es in Europa keine 
Alternative zur EADS, wenn es um Rüstungsgeschäfte geht. Die EADS 
wurde vor sieben Jahren gegründet, um den stark fragmentierten 
Verteidigungssektor in der EU zu bündeln. Ohne die EADS wäre zum 
Beispiel der Eurofighter nicht möglich.
Bei näherer Betrachtung zielt der Minister mit seiner Äußerung auf
die französische Regierung ab, die mit starkem Druck versucht, die 
Sanierung des Luftfahrtkonzerns zugunsten französischer Standorte 
durchzusetzen. Mit einem Kapitalanteil von 15% an der EADS hat Paris 
mehr Einflussmöglichkeiten als Berlin, das bislang nicht am 
Unternehmen beteiligt ist. Die Furcht, dass deutschen Airbus-Werken 
ein stärkerer Kahlschlagdroht als französischen, liegt auf der Hand. 
Der geplante Einstieg einer von deutschen Banken und fünf 
Bundesländern dominierten Investorengruppe soll verhindern, dass nach
dem Teilrückzug von DaimlerChrysler die französische Seite ein 
Übergewicht erhält.
Vor dem Hintergrund deutscher industriepolitischer Interessen ist 
es legitim, dass die Bundesregierung eingreift, um nicht Paris das 
Feld zu überlassen. Schließlich wird Airbus mit Louis Gallois von 
einem Franzosen geleitet, der zugleich die EADS steuert. Angesichts 
dieser Machtfülle im Management ist es gut möglich, dass Lösungen für
Airbus zu sehr durch die nationale Brille betrachtet werden.
Das Grundproblem der EADS - der hohe Staatseinfluss via 
Beteiligungen - bleibt bestehen. Boeing zeigt, dass ein Heraushalten 
des Staates aus einem Unternehmen zu besseren 
betriebswirtschaftlichen Ergebnissen führt. Mit Washington im Boot 
hätte der Airbus-Konkurrent vor fünf Jahren niemals rasch einen 
radikalen Stellenabbau umsetzen können, um aus dem Tief 
herauszukommen. Daran sollten sich Berlin und Paris ein Beispiel 
nehmen.
(Börsen-Zeitung, 6.2.2007)

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Telefon: 069--2732-0

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