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Börsen-Zeitung: Zeitenwende bei Sanofi, Kommentar von Gerhard Bläske zum überraschenden Wechsel an der Spitze von Sanofi-Aventis

Frankfurt (ots)

Die Nachricht schlug in Frankreichs
Unternehmenswelt ein wie eine Bombe. Nach dem Wachwechsel bei 
Alcatel-Lucent und Société Générale muss jetzt der Chef des 
Pharmakonzerns Sanofi-Aventis gehen. Die Ablösung von Gérard Le Fur 
läutet nicht nur einen Strategie-, sondern auch einen Zeitenwechsel 
ein.
Dass ausgerechnet das über viele Jahrzehnte von Jean-François 
Dehecq und einer Gruppe ihm treu ergebener Manager fast familiär 
geführte Unternehmen nun einen Unternehmenschef von außen holt, macht
deutlich, wie dramatisch die Lage des Konzerns offenbar intern 
gesehen wird. Die beiden Großaktionäre Total und L'Oréal sowie der 
Verwaltungsratsvorsitzende Dehecq trauten den gewünschten Kurswechsel
weder Le Fur noch den anderen Spitzenmanagern des Unternehmens zu.
Die Pressemitteilung zum Amtswechsel ist ungewöhnlich direkt. Der 
Finger wird in die Wunden gelegt. Die Entwicklung neuer Aktivitäten 
müsse beschleunigt, die gesetzgeberischen und ökonomischen 
Rahmenbedingungen stärker berücksichtigt und das Wachstum in den 
Schwellenländern intensiviert werden. Sanofi-Aventis hatte zuletzt 
geschwächelt: Die Erlöse stagnierten, das mit vielen Erwartungen 
gestartete Medikament gegen Fettleibigkeit, Acomplia, erhielt in den 
USA keine Zulassung und viele Analysten zeigten sich außerdem über 
das Potenzial der Medikamente, die noch im Forschungsstadium sind, 
enttäuscht. Der Aktienkurs hatte in den vergangenen Monaten erheblich
unter Druck gestanden.
Der neue Unternehmenschef Chris Viehbacher, der seinen Posten zum 
1. Dezember antritt, hat also viel zu tun. Zugute kommt ihm, dass er 
einen unverstellten Blick von außen hat, 20 Jahre lang Spitzenposten 
bei der weltweiten Nummer 2, GlaxoSmithKline, bekleidete, den 
US-Markt hervorragend kennt und als Deutsch-Kanadier, der viele Jahre
in Frankreich lebte, multikulturell ist.
Er muss nun zeigen, dass er den geplanten Kurswechsel der 
Pharmagruppe in einem sich durch unzählige Übernahmen stetig 
wandelnden, aber bisweilen auch nach Gutsherrenart geführten Konzern 
umsetzen kann. Sein Erfolg wird wesentlich davon abhängen, ob es ihm 
gelingt, sich vom Schatten des immer noch übermächtigen Dehecq zu 
befreien, ohne diesen zu desavouieren.
(Börsen-Zeitung, 11.9.2008)

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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