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Börsen-Zeitung: Fallensteller Kommentar zum von SAP eingestandenen unerlaubten Zugriff auf Datenbanken des Rivalen Oracle, von Bernd Freytag.

Frankfurt (ots)

SAP hat keine weiße Weste, das ist es, was
hängen bleibt. Kein Diebstahl von geistigem Eigentum zwar, aber auf 
Daten des amerikanischen Erzrivalen Oracle habe man sehr wohl 
zugegriffen, und zwar "unangemessen", wie Konzernchef Henning 
Kagermann gestern kleinlaut eingestehen musste.
SAP wird zahlen, darüber gibt es schon jetzt keine Zweifel. Dazu 
kommt der enorme Imageschaden, der das Geschäft in den Staaten ganz 
sicher nicht beflügelt. Oracle-Gründer Larry Ellison hat den 
Walldorfern ein PR-Debakel der ganz besonderen Art beschert. Gegen 
den angriffslustigen Raubauz schlecht aussehen - das muss SAP erst 
einmal einer nachmachen.
Nach Lesart von SAP hat die US- Tochter Tomorrow Now mit Hilfe von
Kundenpasswörtern nicht autorisierte Oracle-Programme 
heruntergeladen. Der SAP-Mutterkonzern selbst besitze aber keinen 
Zugriff auf diese Downloads, und das geistige Eigentum von Oracle sei
nicht verletzt worden. Die "brave" SAP hatte Tomorrow Now eigens 
gekauft, um Oracle-Kunden abzuwerben, und so Ellisons Zorn entfacht, 
auch das sollte man wissen.
Um das Schlimmste zu verhindern, muss der sonst so umsichtige 
SAP-Chef nun in die Rolle des naiven Leichtmatrosen schlüpfen. Auch 
er habe sich gewundert, warum Oracle nicht schon früher auf SAP 
zugegangen sei und stattdessen Klage erhoben habe, sagt Kagermann, 
der doch genau um den erbitterten Zweikampf um Firmenkunden weiß. Man
hätte das Problem sofort gelöst, soll das heißen, um Gottes willen, 
wenn der Mutterkonzern nur davon gewusst hätte. Nun wird der 
US-Manager Marc White als Executive Chairman bei Tomorrow Now 
installiert. Der SAP-"Compliance Officer" Melissa Lea wurde gestern 
vorsorglich mit keinem Wort erwähnt.
SAP muss verhindern, dass aus der zivilrechtlichen Klage eine 
strafrechtliche wird, das ist das Kalkül. Es gilt also unter allen 
Umständen der Eindruck zu vermeiden, das Management habe wissentlich 
gegen geltendes Recht verstoßen. Denn wenn erst einmal die 
Bundesbehörden klagen, wird auch die US-Börsenaufsicht SEC die Keule 
auspacken. Und wohin das führen kann, weiß man nicht erst seit dem 
Abgang von Siemens-Chef Klaus Kleinfeld. Oracle, sagt Kagermann, habe
überhaupt keinen Schutzwall aufgebaut, um das Herunterladen zu 
verhindern. Ellison muss darüber bestimmt lachen.
(Börsen-Zeitung, 4.7.2007)

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Telefon: 069--2732-0

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