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SARS-CoV2-Impfung schädigt das Auge nicht
Keine Hinweise auf erhöhtes Risiko für Gefäßverschlüsse

Düsseldorf (ots)

Als vor rund zwei Jahren die ersten Impfungen gegen SARS COV2 zugelassen wurden, folgten bald schon Berichte über mögliche Nebenwirkungen, die in den Medien und in der Gesellschaft breit diskutiert wurden. So gab es Meldungen über ein erhöhtes Risiko für Sinusvenenthrombosen nach der Impfung mit dem - inzwischen in Deutschland nicht mehr eingesetzten - Impfstoff des Herstellers AstraZeneca. Eine Sinusvenenthrombose ist eine seltene Form des Schlaganfalls, bei der Blutgerinnsel die Gefäße verstopfen, über die das Blut aus dem Gehirn abfließt. Die Folge sind Schwellungen und Einblutungen im Gehirn. Auch über Augenerkrankungen nach einer Impfung gab es einzelne Berichte, auch hier standen Gefäßverschlüsse im Fokus - insbesondere die Anteriore ischämische Optikusneuropathie (AION) sowie Gefäßverschlüsse in der Netzhaut des Auges.

Um herauszufinden, ob es eine auffällige Häufung solcher Erkrankungen gibt und ob unter Umständen ein kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und der Krankheit besteht, startete die Retinologische Gesellschaft eine Umfrage in 50 deutschen Zentren (1).

Die Umfrage berücksichtige eine ganze Reihe von Aspekten:

  • Welcher Art war der Gefäßverschluss?
  • Wieviel Zeit verging zwischen dem Ereignis und der Diagnose (Verschlussalter)?
  • Wie lange vor dem Ereignis wurden die Erkrankten gegen SARS COV2 geimpft?
  • Welcher Impfstoff kam zum Einsatz?
  • Bestanden Vorerkrankungen (inklusive einer Corona-Infektion)?

72 Prozent der angefragten Zentren beteiligten sich an der Umfrage und sandten zu 515 Krankheitsfällen Daten ein. Die Patienten waren im Durchschnitt 67,4 Jahre alt. Innerhalb von zwei Wochen nach dem Gefäßverschluss wurden gut drei Viertel der Fälle in der Augenklinik untersucht. Zu den bekannten Vorerkrankungen gehörten Bluthochdruck (64,7 Prozent), Karotisstenose (Verengung der Halsschlagader, 18,5 Prozent), Diabetes mellitus (18,4 Prozent), Vorhofflimmern (11,5 Prozent), Glaukom (10,5 Prozent) und eine vorherige Corona-Infektion (1,8 Prozent).

76,9 Prozent der Patienten waren gegen SARS COV2 geimpft, dabei lag die Impfung bei mehr als einem Viertel der Fälle mehr als sechs Wochen vor dem Gefäßverschluss, bei knapp zehn Prozent waren es vier bis sechs Wochen, bei knapp 20 Prozent zwei bis vier Wochen und bei 16,4 Prozent weniger als zwei Wochen. Eine auffällige zeitliche Häufung ließ sich nicht feststellen. Insgesamt fand sich kein Hinweis darauf, dass die Impfung das Risiko für einen retinalen Gefäßverschluss erhöht.

Auch eine vergleichende Analyse der Umfrageergebnisse mit Daten der Gutenberg-Gesundheitsstudie erlaubt diesen Schluss. Diese Studie ist mit 15.000 Personen eine der größten lokalen Gesundheitsstudien der Welt. Seit April 2007 werden die Teilnehmer regelmäßig auf ihren Gesundheitszustand hin untersucht. Der Schwerpunkt liegt auf der Herz-Kreislauf-Gesundheit, aber auch Krebserkrankungen, Augenkrankheiten sowie Erkrankungen des Immunsystems, des Stoffwechsels und der Psyche werden erfasst. Eine rückwirkende Analyse der Daten ergab keine auffällige Häufung von Fällen retinaler Gefäßverschlüsse nach einer SARS COV2-Impfung.

Auch eine aktuelle japanische Veröffentlichung (2) bestätigt die Annahme, dass die SARS COV2-Impfung keine schädlichen Nebenwirkungen am Auge hervorruft. Für diese Untersuchung wurden Daten zu medizinischen Leistungen und Impfungen aus einer japanischen Großstadt ausgewertet und geprüft, ob nach der Impfung mit BNT162b2, dem Impfstoff von Biontech/Pfizer, auffällig viele Fälle von Uveitis, Skleritis, Gefäßverschlüssen und Sehnervenentzündung auftragen. Der Vergleich von knapp 100.000 geimpften mit ebenso vielen nicht geimpften Personen legt nahe, dass die Impfung keine schädlichen Nebenwirkungen am Auge hervorruft.

Fazit

Eine Umfrage unter deutschen Augenkliniken ergab keine Hinweise auf eine auffällige Häufung von Gefäßverschlüssen in der Netzhaut des Auges nach einer SARS COV2-Impfung. Diese Ergebnisse werden bestätigt von einer vergleichenden Analyse der Daten der Gutenberg-Gesundheitsstudie, einer großen lokalen Gesundheitsstudie mit 15.000 Teilnehmern. Auch eine japanische Untersuchung legt nahe, dass die Impfung keine Schäden am Auge hervorruft.

Prof. Dr. Nicolas Feltgen

Universitäts-Augenklinik Göttingen Robert-Koch-Str. 40

37075 Göttingen

Tel: 0551-39-66789

Fax: 0551-39-66787

eMail: info@augenklinik-goettingen.de

Quellen:

  1. Feltgen N, Ach T, Ziemmsen F et al.: Retinal Vascular Occlusion after COVID-19 Vaccination: More Coincidence than Causal Relationship? Data from a Retrospective Multicentre Study,J. Clin. Med. 2022, 11(17), 5101;doi: https://doi.org/10.3390/jcm11175101
  2. Hashimoto Y, Yamana H, Iwagami M, Ono S, Takeuchi Y, Michihata N, Uemura K, Yasunaga H, Aihara M, Kaburaki T, Ocular adverse events after COVID-19 mRNA vaccination: matched cohort and self-controlled case series studies using a large database, Ophthalmology (2022),doi: https://doi.org/10.1016/j.ophtha.2022.10.017

Pressekontakt:

Berufsverband der Augenärzte Deutschlands
Tersteegenstr. 12
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E-Mail-Kontakt für Presseanfragen: presse@augeninfo.de
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