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Corona-Isolationszentren in Argentinien: Indigene unter Zwangsquarantäne

Indigene in Argentinien unter Zwangsquarantäne:

  • Bericht dokumentiert erzwungene Unterbringung in Isolationszentren
  • Betroffene berichten von Schlägen und erniedrigender Behandlung
  • Über den Verbleib von 19 Personen sei bis heute nichts bekannt

In Isolationszentren in der argentinischen Provinz Formosa, an der Grenze zu Paraguay, werden Indigene gegen ihren Willen festgehalten. Das dokumentiert der Bericht „Nos pronunciamos y proponemos“, (Wir erklären uns und reden mit), der die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vor wenigen Tagen erreichte. „Auf der Suche nach Corona-Infizierten sind Polizeikräfte in indigene Gemeinschaften eingedrungen und haben dort Menschen aufgegriffen“, erklärt Regina Sonk, GfbV-Referentin für indigene Völker. „Erst nach langer Suche konnte ihre Angehörigen herausfinden, dass sie in Isolationszentren gebracht wurden.“

Dem Bericht zufolge wurden Menschen in diesen Zentren in Gruppen von 20 bis 30 Personen mit Gemeinschaftsbädern und ohne hinreichenden Infektionsschutz untereinander untergebracht. Die Einrichtungen seien von Polizeikräften bewacht worden. Das Verlassen der Zentren war den Untergebrachten strengstens verboten. Betroffene berichten von Schlägen und erniedrigender Behandlung vonseiten der Polizei. Einige Frauen berichten von Panikattacken, Tachykardie und Depressionen. Viele Kinder, darunter auch Säuglinge, wurden von ihren Müttern getrennt und bei Verwandten oder Nachbarn untergebracht.

„Die Untergebrachten wussten nicht, wann sie wieder entlassen würden“, so Sonk. „Wenn es während der Isolation einen weiteren positiven Fall gab, verlängerte sich der Quarantänezeitraum für alle um weitere 14 Tage. Manche Betroffene mussten bis zu 30 Tage in diesen Zentren bleiben. Angehörige berichten, dass sie keine Informationen zu den Aufenthaltsorten ihrer Verwandten hatten.“ Über den Verbleib von 19 Personen sei bis heute nichts bekannt. Ihre Familien wüssten nicht, was mit ihnen passiert ist.

Der Bericht wurde mit Unterstützung der Vereinigung zur Förderung von Kultur und Entwicklung (APCD), der Diözese für die Belange Indigener (EDIPA), der Gemeinde María de la Merced, der Stiftung Manos de Hermanos und des Nachbarschaftszentrums Enrique Angelelli erstellt.

In der Provinz Formosa an der Grenze zu Paraguay leben über 20.000 Indigene Wichí. Noch vor 100 Jahren bewohnten sie, wie auch die indigenen Völker der Nivaclé, Qom und Pilagá, ihren eigenen Territorien. Diese Gebiete sind heute auf 4,6 Prozent ihrer ursprünglichen Fläche geschrumpft. Spätestens seit der Jahrtausendwende haben sich agrarische Großbetriebe die Territorien einverleibt. Umwelt und Biodiversität leiden: Formosa gehört zu den am meisten von Entwaldung betroffenen Provinzen Argentiniens.

Sie erreichen Regina Sonk unter r.sonk@gfbv.de oder 0551/49906-31.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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