All Stories
Follow
Subscribe to Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Irak: Christen und Yeziden droht neue Islamisierungsgefahr

Irak: Religiöse Minderheiten geraten zwischen die Fronten - Christen und Yeziden droht neue Islamisierungsgefahr durch schiitische Milizen

Göttingen, den 20. Oktober 2017 -- Angehörigen religiöser Minderheiten wie Christen und Yeziden droht in einigen nordirakischen Regionen neue Islamisierungsgefahr, nachdem irakische Truppen und schiitische Milizen dort in die Provinz Kirkuk und andere Gebiete einmarschiert sind, warnt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Der sunnitische "Islamischen Staat" (IS) ist zerschlagen, jetzt übernehmen schiitische Milizen in vielen Gebieten das Ruder, um deren Zugehörigkeit die Regionalregierung von Irakisch-Kurdistan und die schiitisch dominierte Zentralregierung in Bagdad streiten", sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido am Freitag in Göttingen.

"An der Universität von Mossul und anderswo wurden bereits Schilder und Plakate aufgehängt, auf denen die Frauen aufgefordert werden, die islamische Kleiderordnung einzuhalten und sich gemäß der Sitten der Muslime zu verhalten", berichtete der Menschenrechtler. "Das sind erste Anzeichen dafür, dass sich für die Lage der wieder in Mossul lebenden Christen und Yeziden nicht zum Besseren wendet. Wir müssen befürchten, dass sich der radikale schiitische Islam kaum vom radikalen sunnitischen Islam unterscheidet." Mossul wurde vor kurzem von der irakischen Armee, kurdischen Peschmerga sowie schiitischen Milizen vom IS befreit. Die von den Schiiten dominierte irakische Armee und die Milizen machen jetzt jedoch deutlich, dass nur sie die Stadt kontrollieren.

Das Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche, der Patriarch von Babylon Louis Raphaël I. Sako, hat bereits an die Regierung in Bagdad und an die kurdische Regionalregierung appelliert, alles dafür zu tun, dass ein friedliches Zusammenleben Wirklichkeit wird und es nicht bei leeren Worten bleibt. Die Christen und Yeziden als schwaches Glied der irakischen Gesellschaft würden immer mehr zwischen Fronten geraten.

Mossul war bis zum Beginn der ersten Konflikte im Irak und am Persischen Golf Anfang 1990 eine multiethnische und multireligiöse Stadt. 2003 lebten dort noch 50.000 assyrische/aramäische/chaldäische sowie armenische Christen in Gemeinschaft mit arabischen und kurdischen Sunniten, Turkmenen, Armenier, Yeziden, Shabak und anderen Volksgruppen und Religionsgemeinschaften. Dort gab es rund 35 zum Teil jahrhundertalte Kirchen und Klöster. Viele christliche Gotteshäuser wurden in den vergangenen Jahren durch die Kämpfe stark beschädigt oder durch Anschläge von Islamisten zerstört. Nahezu alle Angehörige der Minderheiten flohen aus der Stadt, als Anfang Juni 2014 der IS dort die Kontrolle übernahm. Jetzt kehren viele Einwohner von Mossul in ihre Häuser zurück, obwohl die Stadt und viele andere Ortschaften in Trümmern liegen.

Kamal Sido ist erreichbar unter Tel. 0173 67 33 980.

Gesellschaft für bedrohte Völker
Pressereferat
Postfach 2024, 37010 Göttingen
Tel. 0551 499 06-25, Fax 0551 58028 
presse@gfbv.de - www.gfbv.de
More stories: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
More stories: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
  • 17.10.2017 – 09:24

    Irak: Diplomatische Initiative der EU soll Lage beruhigen - Neue Fluchtbewegung befürchtet

    Irak: Kampf um Kirkuk könnte neue Fluchtbewegung auslösen - Diplomatische Initiative der EU zur Beruhigung der Lage im Nordirak gefordert Göttingen, den 17. Oktober 2017 --- Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat nach dem Vorrücken der irakischen Armee und schiitischer Milizen in die bisher von Kurden gehaltene multiethnische und multireligiöse Stadt ...

  • 13.10.2017 – 12:49

    Irak: EU soll vermitteln - Angriff auf Kirkuk befürchtet

    Angriff auf Kirkuk befürchtet: Deutschland und die EU sollen zwischen Irakisch-Kurdistan und der Regierung im Irak vermitteln Göttingen, den 13. Oktober 2017 --- Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und viele Kurden vor Ort im Nordirak befürchten einen groß angelegten Angriff der irakischen Armee und irakisch-schiitischer Milizen auf die erdölreiche Stadt und Region Kirkuk. "Es ist dringend notwendig, dass ...