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Der Tagesspiegel: Erste Vioxx-Haftungsklage in Deutschland eingereicht

Berlin (ots)

Erstmals ist auch in Deutschland eine Haftungsklage
wegen des Schmerzmittels Vioxx des US-Herstellers Merck anhängig. 
Dabei geht es nach einem Bericht des Tagesspiegels (Samstagausgabe) 
um den Fall einer Frau, die im Alter von 59 Jahren nach einem 
Herzinfarkt starb, nachdem sie das Medikament viereinhalb Jahre 
eingenommen hatte. Der Berliner Anwalt Jörg Heynemann, der den Witwer
vertritt, schätzt den Streitwert auf 150 000 Euro. Eingereicht wurde 
die Klage beim Landgericht Neuruppin. Weitere Haftungsklagen in 
Berlin und Köln sollen in den nächsten Wochen folgen.
Merck hatte vergangenen Monat zum zweiten Mal einen Vioxx-Prozess 
in den USA gewonnen. Die Jury eines Bundesgerichts in New Orleans 
sprach den Konzern von der Schuld am Tod eines 53 Jahre alten Mannes 
frei. Im August vergangenen Jahres hatte dagegen ein Gericht in Texas
in einem ähnlichen Fall noch gegen Merck entschieden. Damals wurde 
einer Witwe Schadenersatz von über 250 Millionen Dollar zugesprochen.
Diese Summe dürfte in der Berufung jedoch keinen Bestand haben.
Merck sieht sich allein in den USA mit mehreren tausend Klagen 
konfrontiert. Das Unternehmen hatte das Mittel 1999 auf den Markt 
gebracht und im September 2004 zurückgezogen, als es noch von rund 20
Millionen Menschen eingenommen wurde. Im Jahr 2003 setzte Merck mit 
dem Schmerzmittel mehr als 2,5 Milliarden Dollar um, was zehn Prozent
seines Umsatzes ausmachte.
Unter deutschen Anwälten ist umstritten, ob deutsche 
Vioxx-Patienten sich an deutsche oder amerikanische Gerichte wenden 
sollten. In den USA könnten höhere Schadenersatzsummen durchsetzbar 
sein, bisher sind dort mindestens vier Klagen aus Deutschland 
anhängig. Die Kanzlei Teipel & Heynemann hatte Standeskollegen, die 
dort klagen, aber vorgeworfen, falsche Hoffnungen zu wecken.
Heynemann hat den Schmerzensgeldanspruch in der Klage gegen die 
deutsche Merck-Tochter MSD nicht beziffert, schätzt ihn aber auf 50 
000 Euro. Die Schadenersatzforderung von rund 100 000 Euro orientiert
sich am Verdienst der Verstorbenen, die für die Deutsche Telekom in 
Berlin als Ingenieurin tätig war. Vioxx-Haftungsklagen gab es bisher 
in Deutschland  nicht, lediglich so genannte Auskunftsklagen. Die 
Zahl der Vioxx-Fälle in Deutschland schätzen Experten auf 7000.
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Wirtschaft, Telefon 030/26009-260

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
thomas.wurster@tagesspiegel.de

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