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Der Tagesspiegel: Waris Dirie hält es für einen Skandal, dass beschnittene Frauen in Deutschland nach einer Geburt wieder zugenäht werden können

Berlin (ots)

Die UN-Sonderbotschafterin gegen
Genitalverstümmelung, Waris Dirie, fordert ein Verbot der in
Deutschland gelegentlich belegten Praxis, dass beschnittene Frauen
nach der Geburt eines Kindes, wieder zugenäht werden. "Ich halte das
für einen Skandal", sagte das frühere Top-Model aus Somalia, dem
Tagesspiegel. Die 39-Jährige sieht darüberhinaus weitere
Gesetzeslücken in Deutschland. Wenn hier geborene Mädchen im
Heimatland ihrer Eltern beschnitten werden, können die Eltern in
Deutschland nicht belangt werden. Dagegen sind solche
"Beschneidungs-Ferien" in Frankreich und die Großbritannien längst
verboten. Auch eine Reihe von Bundestagsabgeordneten kritisiert die
Praxis. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Angelika Graf findet: „Es kommt
gar nicht darauf an, ob sich die Betroffene das wünscht.“ Wenn ein
Arzt wieder zunähe, „muss auch über dessen Approbation geredet
werden“. Ihre Kollegin Birgitt Bender (Grüne) sagt: „Das halte ich
für unethisch. Das kann einfach nicht sein, dass Frauen wieder so
zugerichtet werden.“ Sibylle Laurischk (FDP) sieht darin einen
„schwer wiegenden Fall von Körperverletzung“. Während Antje
Blumenthal (CDU) eher zurückhaltend von einer „ethischen Entscheidung
der Ärzte“ spricht. Ein solcher Fall soll sich vor einiger Zeit an
der Frauenklinik der Universität München zugetragen haben. „Das haben
die zugegeben“, sagt die Autorin Fadumo Korn („Geboren im großen
Regen“). Auf eine entsprechende Frage der Münchner Stadtverwaltung
antwortete die Klinik: „Wir empfehlen nicht das Vernähen der
Schamlippen, wenn die Patientin jedoch darauf besteht, und sie dies
dezidiert wünsche (ohne dass der Mann hier insistiert), würden wir
dem Wunsch auch entsprechen.“ Ganz so will das der Leiter der Klinik,
Professor Klaus Friese, dann doch nicht verstanden wissen. „Das waren
ein paar Stiche eher im Rahmen der Wundversorgung“, sagte er dem
Tagesspiegel. Die Berliner Ärztin Sabine Müller, die viel mit
beschnittenen Frauen zu tun hat, kann gar nicht verstehen, warum sich
jemand darüber aufregen kann. Sie findet sogar, dass es dann, wenn
eine Frau zur Geburt geöffnet werden muss, die „heilige Pflicht des
Arztes“ sei, diese wieder zuzunähen. „Außerdem blutet es sehr“, sagte
sie.
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Politik, Telefon 030/26009-389
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

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