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Der Tagesspiegel: Schauspielerin Maren Kroymann findet Westerwelle "tuntig"

Berlin (ots)

Berlin - Die Schauspielerin Maren Kroymann hat
schwulen- und lesbenfeindliche Tendenzen in Politik, Medien und Sport
beklagt. "Natürlich" gebe es Homophobie, sagte die 60-Jährige im 
Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag". Wenn sie höre, 
dass man Außenminister Guido Westerwelle (FDP) rate, seinen Partner 
nicht in islamische Länder mitzunehmen, dann sei das "eine 
Provokation, so etwas finde ich eine ganz rückschrittliche Position."
Westerwelle müsse "als Homosexueller schon mehr einstecken als 
andere", sagte Kroymann, die nach Hella von Sinnen die zweite 
prominente Frau in Deutschland war, die sich 1993 als homosexuell 
outete.  Westerwelle könne jedoch "für die Community keine 
Galionsfigur sein", weil er "nie schwulenbewegt" gewesen sei. "Ich 
habe immer das Gefühl, er benutzt das strategisch, das ist keine 
Sache, die aus dem Herzen oder einer Überzeugung kommt", sagte die 
Kabarettistin und Sängerin, die derzeit in Doris Dörries "Die 
Friseuse" im Kino zu sehen ist. Während Berlins Regierender 
Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) oder Hamburgs Bürgermeister Ole 
von Beust (CDU) auf sie "souverän, lässig, humorvoll, irgendwie cool"
wirkten, habe Westerwelle etwas "Tuntiges": "Westerwelle ist ja 
intelligent, nur ist da auch etwas Besserwisserisches, das ins 
Arrogante lappt, und das vereint mit seiner klemmigen Art wirkt 
leicht tuntig."
Kroymann kritisierte die vorgebliche Liberalität der bundesdeutschen 
Gesellschaft als eine Schein-Liberalität. Nachdem TV-Moderatorin Anne
Will und die Publizistin Miriam Meckel den Satz "Ja, wir sind ein 
Paar" gesagt hatten, habe sich die "Bild"-Zeitung "tagelang 
überschlagen, man hätte denken können, wir sind eine extrem 
lesbenfreundliche Gesellschaft. Stimmt nicht. Es ging um schöne 
Frauen mit Dekolleté, die gut zu fotografieren sind. Es geht immer 
ums Aussehen. Sahra Wagenknecht ist so attraktiv, die darf sogar 
Stalinistin sein."
Mit Blick auf die Affäre um Fußball-Schiedsrichter-Sprecher Manfred 
Amerell, dem vorgeworfen wird, jüngere Kollegen sexuell belästigt zu 
haben, sagte Kroymann: "Es war ja längst überfällig, dass die Bastion
Fußball mal fällt. Es ist doch merkwürdig, dass es große Bereiche der
Gesellschaft gibt, in denen Homosexuelle gar nicht vorkommen." 
Grundsätzlich sei es aber nach wie vor schwierig, homosexuelle 
Neigungen öffentlich zu machen. "Ich hatte immer gedacht, hoffentlich
outet sich nicht mal ein Fußballer alleine, die müssen es kollektiv 
machen wie die Frauen bei der Kampagne 'Ich habe abgetrieben'. Dann 
entsteht nicht so ein wahnsinniger Druck auf einen alleine."
Das gelte auch für Schauspieler. "Bei den feuilletonfähigen Theatern,
ist da jemand schwul oder lesbisch? Null! Die halten dicht." Dahinter
verberge sich auch eine Form der Diskriminierung: "Es gibt nur die 
bekannten Dirk Bach, Georg Uecker, Ralf Morgenstern, Thomas Hermanns 
- alles die Abteilung Entertainment. Diese Tapferen dürfen sich im 
Ghetto der guten Laune tummeln. Den Grand Prix und das Dschungelcamp 
moderieren, das lässt man sie gerade noch, das gilt als kulturell 
nicht hochstehend."
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an: Der Tagesspiegel, 
Newsroom, Telefon: 030-29021-14909.

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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