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Biotechnologie in Deutschland so stark wie nie zuvor

Frankfurt/Main (ots)

Deutschland hat sich neben den USA zum
weltweit stärksten Standort für biotechnische Entwicklung und
Produktion vorgearbeitet. Diese Einschätzung vertrat der Vorsitzende
der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB), Professor
Peter Stadler, vor Journalisten in Frankfurt. "Gerade die großen,
weltweit tätigen Unternehmen haben die Biotechnologie in Deutschland
in den letzten Jahren stark nach vorn gebracht. Dies gilt besonders
für die Bereiche Verfahrensentwicklung, Produktion und Technik
unserer Pharma- und Chemiekonzerne", erklärte Stadler. Selbst beim
"Sorgenkind" der Branche, der Pflanzenbiotechnologie, könne sich
Deutschland noch immer auf eine ausgezeichnete wissenschaftliche
Basis stützen.
In den vergangenen Jahren haben die großen Unternehmen, die
Arzneimittel oder Diagnostika herstellen, an ihren Standorten in
Deutschland Investitionen in Milliardenhöhe in die Biotechnologie
getätigt. Aufgrund der mit Wirkstoffen gut gefüllten Pipeline für die
klinische Entwicklungsphase, so Stadler, planten sie für die
kommenden Jahre ihre technischen Kapazitäten noch weiter auszubauen.
Außerdem verstärkten die Chemiekonzerne ihre Aktivitäten in der
"weißen" Biotechnologie für industrielle Zwecke.
Als "hervorragend" stufte Stadler das Niveau der
Verfahrensentwicklung und Produktion von Biopharmazeutika ein. "Was
Expertise, Qualität von technischen Einrichtungen sowie Kapazität und
Leistungsfähigkeit von Produktionsanlagen angeht, ist Deutschland in
Europa fraglos die Nummer eins und teilt sich im weltweiten Ranking
zusammen mit den USA die Führungsposition", betonte der
DIB-Vorsitzende. Stadler schätzt, dass in den großen Konzernen
inzwischen rund 6.000 Personen in der biopharmazeutischen Entwicklung
und Produktion tätig sind, mit steigender Tendenz.
Im Juni 2005 befanden sich in Deutschland 112 gentechnisch
hergestellte Arzneimittel mit 81 verschiedenen Wirkstoffen auf dem
Markt, davon 17 aus deutscher Produktion. In dieser
Arzneimittelkategorie wurde in Deutschland im letzten Jahr ein
Umsatzwachstum von rund 10 Prozent gegenüber 2003 auf 1,95 Milliarden
Euro erzielt - annähernd ein Zehntel des deutschen Pharmamarktes.
Dabei sind die Arzneimittelumsätze in Krankenhäusern nicht
berücksichtigt. Mit Diagnostika auf Biotech-Basis setzten die
Unternehmen rund 450 Millionen Euro um.
Bei den jungen Biotech-Firmen mit maximal 500 Mitarbeitern
verbesserte sich der Umsatz 2004 gegenüber dem Vorjahr um sieben
Prozent auf gut 1 Milliarde Euro. Die Maßnahmen zur Kostensenkung
führten zu einem erneuten Beschäftigungsabbau um 12 Prozent auf rund
10.000 Mitarbeiter. Die Zahl der profitablen Firmen ist bedingt durch
diese beiden Faktoren weiter gestiegen.
Die Finanzlage für die meisten der 334 privat finanzierten
deutschen Biotech-Firmen mit maximal 500 Mitarbeitern ist allerdings
weiterhin angespannt. Von den im Jahr 2004 über
Risikokapitalfinanzierungen, Kapitalerhöhungen börsennotierter
Unternehmen sowie einem Börsengang insgesamt mobilisierten 548
Millionen Euro entfielen mit 236 Millionen Euro weniger als die
Hälfte auf Venture Capital (VC) für private Biotech-Firmen. "Während
sich die 12 deutschen börsennotierten Firmen trotz volatiler
Aktienmarkt-Performance ausreichend haben refinanzieren können, ist
angesichts des erheblichen Geldbedarfs die Verfügbarkeit von
Eigenkapital für die privaten Unternehmen inzwischen ein echtes
Problem", stellte Stadler fest. Dabei sei die Zahl der
VC-Finanzierungsrunden kleiner, das Volumen der einzelnen
Transaktionen dafür aber größer geworden.
Investoren haben sich in Deutschland inzwischen noch stärker als
in den USA auf die Finanzierung der Arzneimittelentwicklung verlegt.
Im Wesentlichen haben nur noch Firmen, die sich als Entwickler von
Pharmazeutika  präsentieren, Aussicht auf einen ausreichenden
Geldzufluss über Risikokapital. Dadurch hat eine ganze Reihe von
ehemals technologieorientierten Firmen ihre Geschäftsstrategie
geändert. Sie konzentrieren sich nun auf die Produktentwicklung.
Derzeit befinden sich 26 Produkte in der Phase II, 8 Produkte in
Phase III der klinischen Entwicklung und zwei Produkte in der
Zulassung.
Die DIB ist die Biotechnologie-Vereinigung des Verbandes der
Chemischen Industrie und seiner Fachverbände. Sie vertritt die
Interessen von rund 175 deutschen Biotech-Unternehmen.

Pressekontakt:

Manfred Ritz; Telefon: 069 2556 1550; E-Mail: presse@dib.org

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