Zugreisen mit Hürden: WDR-Datenanalyse zeigt Mängel bei Barrierefreiheit an NRW-Bahnhöfen
Köln (ots)
An fast der Hälfte der Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen fehlen Leitsysteme für Sehbehinderte. An jedem sechsten Bahnhof fehlen stufenlose Zugänge zu den Gleisen. Das zeigt eine WDR-Analyse von Daten des DB-Tochterunternehmens InfraGO und der NRW-Verkehrsverbünde. Regional fallen besonders der Ballungsraum rund um Düsseldorf sowie das Ruhrgebiet bei der Barrierefreiheit mit schlechten Quoten auf.
Von 776 untersuchten Bahnhöfen in NRW weisen 44 Prozent Lücken bei der Ausstattung mit Blindenleitstreifen auf. Darunter sind auch Stationen in großen Städten, etwa der Duisburger Hauptbahnhof, an dem Leitstreifen zu einem Drittel der Gleise fehlen. Sehbehinderte sind für eine sichere und schnelle Navigation zum Zug darauf angewiesen, dass vom Bahnhofseingang bis zum Bahnsteig sowie auf dem Bahnsteig selbst Bodenplatten mit Blindenleitstreifen vorhanden sind.
Die Mängelquote bei Hilfsmitteln für Sehbehinderte steigt auf 48 Prozent, wenn zusätzlich zu fehlenden Blindenleitstreifen noch fehlende Handlaufschilder berücksichtigt werden. Diese Schilder mit tastbarer Brailleschrift sind wichtig, damit Betroffene beispielweise erkennen können, zu welchem Bahnsteig eine Treppe führt.
Menschen mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen stoßen an 16 Prozent der Bahnhöfe in NRW auf Hürden. An diesen Stationen fehlen mindestens an einzelnen Gleisen Aufzüge oder Rampen für einen stufenlosen Zugang zum Bahnsteig. Besonders groß ist das Problem am Bahnhof Köln Messe/Deutz, nach Fahrgastaufkommen der fünftgrößte in NRW. Dort sind nur vier von zehn Gleisen ohne Treppe erreichbar.
Dabei gilt schon seit 2015 eine Verordnung der EU, die technische Anforderungen für die barrierefreie Ausstattung von Bahnhöfen vorgibt. Es liegt aber in der Hand der nationalen Gesetzgeber und Verkehrsunternehmen, wann Verbesserungsmaßnahmen erfolgen.
Im Beispiel des Bahnhofs Köln Messe/Deutz zeigte sich das NRW-verkehrsministerium in einer Stellungnahme gegenüber dem WDR unzufrieden mit dem Fortschritt der Deutschen Bahn. Der Bahnhof soll erst 2034 vollständige Barrierefreiheit erreichen, obwohl das Ministerium schon 2019 mit der DB InfraGO eine zeitnahe Umsetzung abgestimmt hatte. Gründe für die Verzögerungen seien mangelnde Sperrzeiten für Baumaßnahmen und Personalmangel.
Die Deutsche Bahn erklärte auf WDR-Anfrage, bereits heute könne die Mehrheit der Reisenden in NRW ihre Züge barrierefrei erreichen. Man arbeite kontinuierlich daran, die mit dem Land und Behindertenverbänden vereinbarten Zielvorgaben zu erreichen.
Die ausführliche Analyse finden sie ab dem 27.11.2025 auf data.wdr.de
Sperrfrist 27.11.2025 6 Uhr - Frei für Donnerstags-Printausgaben.
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