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Salzburger Burgen und Schlösser Betriebsführung

Meilenstein zum Erhalt der weltweit einzigartigen „Fürstenzimmer“ erreicht: Restaurierung der Goldenen Stube abgeschlossen

Salzburg (ots)

Um 1500 ließ Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach die prunkvollen Fürstenzimmer auf der Festung Hohensalzburg erbauen. Nach ersten Restaurierungsversuchen sind nun die aufwendigen Arbeiten in der Goldenen Stube – im ersten von insgesamt drei Räumen des Prunkraum-Ensembles – abgeschlossen. Gestern Abend wurden die Erkenntnisse und Ergebnisse der umfassenden Restaurierung, der in Europa einzigartigen, noch erhaltenen, gotischen Raumausstattung vor einem interessierten Publikum präsentiert und erläutert.

Historische Wahrzeichen bewahren!

Die Salzburger Burgen und Schlösser (SBS) Betriebsführung sind dafür verantwortlich, dass historische Liegenschaften wie die Festung Hohensalzburg, die Burg Hohenwerfen, die Burg Mauterndorf und das Fort Kniepass betrieben und erhalten werden. Das heißt, es liegt in der Verantwortung der SBS, all diese historischen Wahrzeichen nach bestem Wissen und Gewissen für die nachfolgenden Generationen zu bewahren – Denkmalpflege ist eine zentrale Aufgabe. Um dieser wichtigen Verpflichtung bestmöglich gerecht zu werden, werden interne und externe Expert:innen sowie traditionelle und moderne Arbeitstechnik und Materialien für Erhalt und Sanierung herangezogen. Wie dies auch bei der Restaurierung der berühmten Fürstenzimmer auf der Festung Hohensalzburg der Fall war.

Die bewegte Geschichte der prunkvollen Räume

Kurz nach der Wende zum 16. Jahrhundert ließ Erzbischof Leonhard von Keutschach (1495–1519) über seinen Wohnräumlichkeiten auf der Festung Hohensalzburg die so genannten Fürstenzimmer errichten und äußerst prunkvoll ausstatten. Diese bestehen aus dem Goldenen Saal, der Goldenen Stube und der Schlafstube. Der Goldene Saal besticht vor allem durch seinen weiten, stilisierten sternenübersäten Nachthimmel, seine Erkerfront und die vier mächtigen Säulen. Die Goldene Stube ist bekannt für ihren prachtvollen Kachelofen mit dem feinen, filigranen Dekor, das sich auch in der Schlafstube fortsetzt. In erster Linie dienten diese Räume der Repräsentation. „Unbekannt ist und bleibt bis heute, wer für Entwurf und Ausführung der Räume verantwortlich war und welche Meister hier ihre kunstvolle Arbeit verrichteten und dieses Gesamtkunstwerk gestalteten“, erläutert die Historikerin Jutta Baumgartner, die sich intensiv mit der Geschichte der Fürstenzimmer beschäftigt hat. Ab dem 17. Jahrhundert fristeten die Prunkgemächer ein unbeachtetes Dasein als Lagerräume, bis man schließlich am Beginn des 19. Jahrhunderts einen Teil des Goldenen Saales sogar für militärische Zwecke heranzog und Soldaten unter dem Sternenhimmel schliefen.

Mitte 19. Jhdt. & 2. Weltkrieg.: Erste „Restaurierungsversuche“

„Mitte des 19. Jahrhunderts wurde unter Georg Pezolt eine erste Restaurierung versucht – allerdings mit wenig restauratorischem Verständnis“, erzählt Jutta Baumgartner. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man, dieses unglückliche Ergebnis wieder zu beseitigen. Allerdings mit wenig Erfolg.

2017: Startschuss für das Projekt „Restaurierung Fürstenzimmer“

Da sich das Erscheinungsbild der Räumlichkeiten in den folgenden Jahrzehnten weiter verschlechterte, entschlossen sich die SBS im Jahr 2014 dazu, umfangreiche naturwissenschaftliche und restauratorische Untersuchungen und Befundungen zum Erhaltungszustand und Schadensbild der wertvollen Räumlichkeiten in Auftrag zu geben. In den Jahren 2014 bis 2016 führte die Firma Baukunst consult erste Erhebungen durch, die ab Herbst 2016 vom Atelier Prenner & Scheel unter der Leitung von Elisabeth Scheel weitergeführt wurden. Das Ergebnis: Eine Restaurierung aller drei Fürstenzimmer war aus vielen Gründen notwendig:

  • Die Blaufassung war stark farbverändert.
  • Helle, kreisrunde und viereckige Abdrücke der ursprünglichen Hängung der Appliken und Goldknöpfe irritierten.
  • Eine unästhetische, graubraune Fleckenbildung zog sich über alle Bereiche der blau gefassten Flächen.
  • Großflächige Wasserschäden beeinträchtigten den optischen Eindruck des Raumes.
  • Schnitzwerke und andere Farbbereiche waren von zahlreichen Fassungsverlusten betroffen.
  • Es wurden vier Überarbeitungen der Originalfarbe von 1501 nachgewiesen (im 17., 19. und zwei im 20. Jhdt.).
  • Trotz aller Umgestaltungen war das spätmittelalterliche Erscheinungsbild bestehen geblieben.

Nachdem Elisabeth Scheel ein umfassendes Konzept für die Restaurierung und Konservierung erstellt hatte, begannen im Sommer 2017 die Arbeiten in der Goldenen Stube. „Damals stand die Entscheidung im Raum, die Restaurierung der Fürstenzimmer an ein externes Unternehmen zu vergeben. Da es sich dabei aber um das Herzstück der Festung handelt und es im Team der SBS bislang keine Fachkraft für Restaurierungen gab, haben wir beschlossen, diese sensiblen Arbeiten mit eigenem Personal durchzuführen. Und so wurde mit Florentina Woschitz eine eigene Restauratorin eingestellt. Auch wenn sich dadurch die Umsetzung verlängert, zeichnet sich das Ergebnis durch eine besondere Liebe zum Detail aus – und die Identifikation mit dem Projekt ist spürbar gewachsen,“ sagt Maximilian Brunner, Geschäftsführer der SBS Betriebsführung. Selbstverständlich fanden die Arbeiten in kontinuierlichem Austausch in enger Abstimmung mit Elisabeth Scheel und mit Eva Hody vom Bundesdenkmalamt (BDA) statt.

Restaurierung eines Juwels: Die Goldene Stube im neuen Glanz

„Wir haben seit dem Jahr 2017 an der Konservierung und Restaurierung der Goldenen Stube gearbeitet – und die Abreiten waren sehr aufwendig und methodisch herausfordernd“, berichtet die Restauratorin Elisabeth Scheel. Im Laufe der Arbeiten sahen sich die Restauratorinnen mit den verschiedensten Herausforderungen konfrontiert:

  • Da die blauen Wandflächen sehr empfindlich auf Feuchtigkeit reagierten, wurde eine geeignete Festigungsmethode gefunden und eine eigene Form der Retusche ohne zusätzliche Feuchtigkeit entwickelt. Dadurch sollte eine zusätzliche Fleckenbildung verhindert und die pudrig wirkende Ästhetik der Oberfläche erhalten werden.
  • Aller gefährdeten Teile am Zierrat wurden gereinigt und gefestigt.
  • An polychrom gefassten Teilen und an vergoldeten und versilberten Elementen wurde gekittet und retuschiert.
  • An den Skulpturen, den Säulchen und den mit Fabelwesen geschmückten Wangen der Sitzbänke kam die spezielle Tratteggio-Retusche zum Einsatz. Dabei wird die Fehlstelle durch das Nebeneinandersetzen feinster Striche geschlossen. Aus einigem Abstand wirkt die Stelle farblich in das Original integriert. Erst bei näherer Betrachtung erkennt man die Striche und kann das Original von der ergänzenden Retusche unterscheiden.

„2024 konnten wir die Arbeiten in der Goldenen Stube erfolgreich abschließen“, freut sich Restauratorin Florentina Woschitz. „Und das Schöne dabei war, dass unsere Gäste am Prozess teilhaben und den Fortschritt hautnah miterleben konnten. Und genau darum geht´s bei den Burgen und Schlössern: Geschichte hautnah zu erleben!“ Landeskonservatorin Eva Hody vom BDA betont, dass durch die Restaurierung „das Erscheinungsbild der bunt gefassten Ausstattung deutlich verbessert werden konnte [...]. Das Ergebnis der Restaurierung der Ausstattung in der Goldenen Stube überzeugt aus Sicht der Denkmalpflege und konnte nur dank des unermüdlichen Einsatzes der Restauratorin Florentina Woschitz und ihrer Kolleginnen erreicht werden – danke!“

Nächste Projekt-Schritte

Ab Mitte Mai 2025 wird der nächste Raum der wertvollen Fürstenzimmer restauriert: die Schlafkammer. Die Befunduntersuchungen dafür sind bereits erfolgt, auch Musterflächen wurden bereits an unterschiedlichen Stellen angefertigt. Wie auch schon die Goldene Stube wird die Schlafkammer während der Restaurierungsarbeiten für Besucher:innen frei zugänglich sein. Der geplante Zeithorizont für die Arbeiten ist mit drei bis dreieihalb Jahren vorgesehen.

Pressekontakt:

Salzburger Burgen & Schlösser
Birgit Meixner
Telefon: +43662846181
E-Mail: meixner@salzburg-burgen.at

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