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Neuerscheinung- Der Alltags-Anankast

Neuerscheinung- Der Alltags-Anankast
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Professor Dr. Bodo Niggemann war „in seinem ersten Leben“ 35 Jahre lang als international anerkannter Kinderarzt an Universitätskliniken. Nach seiner Pensionierung 2017 entschied er sich für einen radikalen Wechsel weg von der Medizin und Wissenschaft hin zu ganz anderen Tätigkeiten - als Künstler, Photograph, Musiker (Schlagzeuger der Band „ECHTE ÄRZTE“) und nun auch Autor. An das künstlerische Denken und Empfinden wurde er früh durch seine Eltern (Vater als Architekt/Künstler, Mutter mit Photographieausbildung) herangeführt. Das in der kommenden Woche erscheinende Buch „Der Alltags-Anankast“ stellt (nach einer großen Zahl von medizinischen Publikationen) sein erstes Prosa-Werk dar.

Alltags-Anankasmus grenzt Bodo Niggemann von „echten“ anankastischen (also Zwangs-) Störungen ab. Nach Wikipedia lautet die Definition von Zwangsstörungen: „Es besteht für erkrankte Personen ein innerer Zwang oder Drang, bestimmte Dinge zu denken oder zu tun. Die Betroffenen wehren sich zwar meist gegen diesen auftretenden Drang und erleben ihn als übertrieben und sinnlos, können ihm willentlich jedoch meist nichts entgegensetzen. Die Störung bringt deutliche Belastungen und Beeinträchtigungen des Alltagslebens mit sich“.

Der Alltags-Anankast hingegen hat nicht nur jederzeit die Freiheit, seiner Detailverliebtheit nachzugeben oder eben auch nicht, sondern genießt es, seine Umgebung bewusst wahrzunehmen und für sein Denken und Handeln permanent ein funktionelles und formales System zu schaffen. Aktive Kompromissfindungen werden dabei ausdrücklich einbezogen.

In seinem Büchlein werden dichtgedrängt Situationen präsentiert, von denen hier drei Beispiele herausgegriffen seien:

„Nach einer Käsemahlzeit bin ich viel gesättigter als gewollt, da ich ständig die Käsestücke wieder gerade schneide, die meine Mitmenschen in ihrer Ignoranz oder aus Egoismus - nämlich, um das Weiche vom Käse aus der Mitte zu erhaschen - verunstalten und Halbmonde in den Rindenkäse schneiden“.

„Ich achte stets darauf, wohin ich meine Schritte setze, da es auf vielen Wegen mindestens zwei alternative Möglichkeiten gibt: bei Steinplatten- oder Fliesenwegen immer in die Zwischenräume zu treten und Linien oder Fugen streng zu meiden oder gerade umgekehrt nur auf solche Markierungen zu treten. Ich passe dabei meine Schrittlänge - vom Beobachter unbemerkt - dem Muster des Untergrundes an“.

„Da an der Scharnierseite der Kühlschranktür der geringste Zentrifugationseffekt gegeben ist, ordne ich an dieser Stelle beispielsweise bereits geöffnete Sekt- oder Weißweinflaschen ein, die möglichst wenig geschüttelt werden sollten. Daneben folgen Sprudelflaschen, die durch vermehrtes Schütteln verstärkt ihre Kohlensäure verlieren würden, dann Milch und schließlich unkompliziert an den äußeren Rand des größten Zentrifugationseinflusses werden unempfindliche Saft- oder Wasserflaschen aufgestellt“.

Viele Leser*innen werden sich zumindest teilweise in den Geschichten wiedererkennen. Der Autor möchte aber darüber erkennen lassen, dass dem Wesen von Anan K. (dem Ich-Erzähler des Büchleins) nicht ein oberflächliches Ordnen von Gedanken oder Handlungen zugrunde liegt, sondern der Alltags-Anankasmus ein lebenslanges Streben des „Sich-Gedanken-Machens“ und „System-Kreierens“ ist. Der Flurnachbar von Anan K. ist übrigens K. Oht, der aber nicht weiter charakterisiert wird.

Wirft man einen Blick auf seine Website ( www.bodo-niggemann.de), so mag man vermuten, dass einiges an Autobiographischem eingewebt wurde. Das Büchlein ist mit einem feinen Hintergrund-Humor geschrieben. Die 30 Abbildungen stammen vom Künstlers Lars Preisser, der sie speziell für dieses Büchlein gezeichnet hat. Sie verstärken den Eindruck, dass sich beide selbst nicht zu ernst nehmen.

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