Presse für Bücher und Autoren - Hauke Wagner
Käthe - überall ist Fremde
Erst wollte Katharina Prünte – Familien- und Suchttherapeutin in Köln – nur ihrer Großmutter und ihrer Mutter Gerechtigkeit widerfahren lassen und ihre Lebensgeschichte niederschreiben – nicht als trockenen Bericht, sondern als Romanbiografie für die Nachgeborenen flüssig zu lesen. Als sie die Arbeit aufnahm, wurde ihr die kathartische Wirkung der Biografiearbeit auch am eigenen Leibe bewusst, die sie doch als Psychotherapeutin Tag für Tag lehrte.
Die Stärke ihrer Großmutter in schwierigen Zeiten darzustellen, gab Käthe ihre Würde zurück. Die brutalen Schläge Zeit ihres Lebens darzustellen, erklärte der Autorin aber auch ihre eigenen Ängste, die sie zuvor nie verstanden hatte. Großmutters Verletzungen steckten immer noch in ihr. Katharina Prünte erklärt dazu heute: »Ich hatte meine Angst, im Dunkeln einzuschlafen oder abends in den Keller zu steigen, immer für alltägliche "Macken" gehalten, aber nun erkenne ich ein Muster.«
Katharina Prünte legt nunmehr die Lebensgeschichte ihrer Großmutter von der Schulentlassung in der Eifel bis zur Flucht ihrer Kinder aus der DDR vor (1922–1959) – gut lesbar in Form einer Romanbiografie mit zahlreichen echten Briefen und Fotos von damals versehen. Diese Zeiten erscheinen uns heute längst versunken, aber sie leben noch immer in vielen und erklären unser heutiges, vermeintlich ganz anders ausgerichtetes Verhalten. Viele Leserinnen werden sich wiedererkennen, die noch etwas über ihre Großmütter oder Urgroßmütter wissen (oder viel-leicht auch nicht wissen).
Katharina Prünte hat bereits mit dem ihrer Mutter Traudel gewidmeten Fortsetzungsband begonnen und entdeckt hier stärkere Widerstände, rechnet also wiederum mit einigen Enthüllungen auch über sich selbst – ein aus der Biografiearbeit bekanntes Phänomen. Sie erklärt: »Über meine Mutter zu schreiben, fällt mir weitaus schwerer. Es wird mir nähergehen, mir klarzumachen, wie sehr sie sich der Gewalt ausgesetzt hat. Auch die Erkenntnis, welche Verhaltensweisen sie mir mitgegeben hat, wird mir nähergehen. Ich habe diese Muster vermutlich noch gar nicht vollständig erkannt.«
Das Buch über die Großmutter ist ab Mai im Handel. Eine ausgedehnte Lesereise mit musikalischer Begleitung ist für Herbst/Winter 2024 in Planung.
Neugierig? Möchten Sie einen Blick ins Buch werfen oder mit der Autorin über die Herausforderungen des Buches sprechen? Gern merke ich Ihnen ein Rezensionsexemplar vor und stelle den Kontakt zur Autorin her!
Zum Buch:
Käthe – überall ist Fremde
von Katharina Prünte
381 Seiten
ISBN: 9783910325715
Zur Autorin:
Als sich Katharina Prünte (Jg. 1965) nach langjährigen Erfahrungen in der Familientherapie als Psychotherapeutin erstmals intensiver mit der eigenen Biografie befasste, ahnte sie nicht, dass sie auf diesem Wege auch auf einige ihrer eigenen dunklen Geheimnisse stoßen würde. Als Jugendliche und junge Erwachsene hatte sie ihre Großmutter Käthe (1908–1988) in den 1980er Jahren noch viele Male persönlich getroffen. Katharina Prünte lebte mit ihren Eltern in Bonn, die Großmutter Käthe in Neuzelle bei Frankfurt/Oder in der damaligen DDR. Gegenseitige Besuche waren möglich, aber auch in den 1980er Jahren noch schwierig.
Kurz vor ihrem Tod erzählte Großmutter Käthe ihrer Tochter und ihrer Enkelin von ihren schrecklichen Erlebnissen bei Kriegsende (deren Augenzeugin die kleine Traudel damals vermutlich geworden war) wie noch von einigen anderen wohlgehüteten Lebensgeheimnissen, etwa ihrer aussichtslosen Liebe zu einem jüdischen Kaufmann Anfang der 1930er Jahre, von der sie Zeit ihres Lebens zehrte.
Erst ca. 30 Jahre später begann sich die Autorin mit ihrer eigenen Biografie intensiver zu beschäftigen. Nach und nach verstand sie, dass ihre eigenen ‹Macken›, die sie bisher für weitverbreitete Ängste gehalten hatte, offenbar tiefere Gründe hatten – sie konnte im Dunkeln nicht einschlafen, mied abends den Keller, fühlte sich im Bett nachts von Monstern verfolgt. Hatten sich Bruchstücke der traumabedingten Ängste ihrer Großmutter und Mutter übertragen?
Die Ängste wurden milder, seit sie die Lebensgeschichte ihrer Großmutter beendet hat. Sie empfindet nun die Widerstände bei der Niederschrift des Folgebands über ihre Mutter als weitaus stärker als bei ihrer Großmutter, wird also vermutlich – symbolisch gesprochen – im eigenen Keller auf einige noch von ihrer Mutter vergrabene Leichen stoßen.
Sie wollen mehr zum Buch erfahren? Auf der Seite https://www.angelika-gontadse.de/ finden Sie weitere Informationen.
Ich freue mich von Ihnen zu hören.
Mit freundlichen Grüßen
Hauke Wagner
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Hauke Wagner
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