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Grün, clever, sparsam: Wie Pirmasens mit innovativen Ideen die Finanzen schont und die Natur fördert
Pirmasens legt viel wert auf Artenvielfalt in Parkanlagen, auf Grünflächen und im urbanen Raum. Mit Ideenreichtum und klugen Entscheidungen gelingt es der Stadt, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen.
Grün, clever, sparsam:
Wie Pirmasens mit innovativen Ideen die Finanzen schont und die Natur fördert
Als prämierter „Klimaaktiver Kommune“ gilt das Augenmerk von Pirmasens gerade auch der Artenvielfalt in Parkanlagen, auf Grünflächen und ganz generell im urbanen Raum. Dabei gelingt es der Stadt mit klugen Entscheidungen, dass Ökologie und Ökonomie angesichts knapper Kassen stets im Einklang bleiben.
Erste Initiativen in Pirmasens zum Aufbau eines nachhaltigen Grünflächenmanagements liegen bereits 20 Jahre zurück, 2019 schließlich wurde eine Biodiversitätsstrategie aufgesetzt, später folgte das silbernen Siegels „StadtGrün naturnah“ vom Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e. V.“. Die Rezertifizierung 2024 zeigt: Das Konzept trägt. Der Erfolgsgarant liegt dabei in der Mischung aus Engagement und Kreativität der Verwaltung, Zusammenwirken mit der Bürgerschaft, Akteuren und Einwerben von Fördermitteln.
Insgesamt verfügt die Stadt Pirmasens über rund 100 ha Grün-, Spiel- und Sportflächen. Um Pflegekosten zu senken und dennoch für ein schönes Landschaftsbild zu sorgen, wurden mehrere Maßnahmen ergriffen, die in Summe jährliche Personal- und Energiekosten von rund 100.000 Euro einsparen. So reduzieren neu angelegte Blühwiesen die Mahd der Grünflächen von 14 auf ein bis zwei Mal. Auf einigen Wiesen kommen Weidetiere wie Wasserbüffel zum Einsatz oder es wird nur extensive Mahd betrieben, beides möglichst abgebildet über Patenschaften und Pachtverhältnisse. Solche Patenschaften mit Bürgern bestehen beispielsweise auch in der Grünflächenpflege, Spielplatzbetreuung und für Insektenhotels.
Begünstigte Lage spielt in die Karten
Pirmasens profitiert von seiner naturnahen Lage am Pfälzerwald: Ein Drittel des Stadtgebiets ist bewaldet. Die Hügellage begünstigt Luftzirkulation, das Klima ist mild, der Boden fruchtbar. Diese natürlichen Gegebenheiten schaffen günstige Voraussetzungen für biologische Vielfalt – ohne größere Probleme durch Feinstaub oder Hitzeinseln.
Grünflächenmanagement mit System
Eine urbane Begrünung kennt viele Ausprägungen. Die Stadt unterscheidet gezielt zwischen Repräsentationsgrün, multifunktionalen Flächen und extensiv genutzten Randzonen. So gibt es auch in Pirmasens edles Repräsentationsgrün, wie etwa um den Carolinensaal auf dem Alten Friedhof und viele Parks, wie die ebenfalls zentral gelegenen Anlagen Neuffer Park und Strecktalpark. Sie grenzen sich ab von flexiblen Potenzialflächen, die mit ihren großzügigen Rasen- und Freiarealen jederzeit auch Umnutzungen möglich machen, wie am frequentierten Eisweiher. Vor allem an den Stadtgrenzen und Vororten prägen hingegen Wiesen das abwechslungsreiche Landschaftsbild.
Immer bedeutender ist darüber hinaus das Straßenbegleitgrün mit seiner Funktion, das Mikroklima zu optimieren. Dazu zählen kleinere Blühstreifen, die in Pirmasens eine Gesamtfläche von rund 5.000 qm ergeben. Anders als pflegeintensive Blumenbeete bieten sie nicht nur ansprechende Optik, sondern leisten auch der Artenvielfalt entsprechenden Vorschub. Zudem werden diesem Bereich die zahlreichen Bäume in Pirmasens zugeordnet.
Optimierung von Pflegeaufwänden
So vielfältig wie die Art der Begrünung gestalten sich die Ansprüche an die Pflege. Vor dem Hintergrund dieses Zusammenhangs hat man sich in Pirmasens in den Jahren 2014 bis 2015 auf den Weg gemacht, alle Flächen in einem Kataster zu erfassen und zu systematisieren. Gleichzeitig wurde protokolliert, was davon welchen Aufwand in welcher Schlagzahl nach sich zieht. Zur Bestandaufnahme gehörten die Arbeitstage nebst Gerätestunden und Materialverbräuche. Erklärtes Ziel war es, die für die Pflege anfallenden Prozesse zu optimieren.
Im Ergebnis wurde mehr als die Hälfte (rund 270.000 qm) auf eine extensive Pflege umgestellt. So wurden vermehrt Blühwiesen angelegt, die mit selbst produzierten Samenmischungen der Stadtgärtnerei die Biodiversität fördern und nur ein- oder zweimal pro Jahr gemäht werden müssen. Über die gesamte Stadt hinweg finden sind naturnahe Staudenbeete. Einsparungen entstanden im Wasserverbrauch, der Personal- und Maschinenzeit.
Bürgernähe schaffen und Nachahmer finden
Neben ökologischen und ökonomischen Vorteilen gibt es auch soziale Effekte. Pädagogische Begleitprogramme, wie das „Sonnendiplom“, sind entstanden und sensibilisieren Kinder und Jugendliche. Im Rahmen der „essbaren Stadt“ haben sich seit Jahren Spalierobst, Obststräucher sowie Gemüse und Salat an öffentlich zugänglichen Plätzen etabliert. Auch Erstpflanzungen in Neubaugebieten greifen auf diese Idee zurück. Bürger können ernten, selbst pflegen und sich einbringen, beispielsweise über Grünflächenpatenschaften. An die mittlerweile zahlreichen Grünflächenpaten werden immer wieder auch Restbestände der städtisch erzeugten Samenmischungen für ihre eigenen Gärten abgegeben. So entsteht ein fließender Übergang vom kommunalen in den privaten Bereich. Auch Unternehmen folgen dem Bespiel, etwa mit Blühwiesen auf den eigenen Flächen.
Kindergärten, Schulen und Vereine beteiligen sich aktiv an Grünprojekten. Die „Bienen-AG“ betreut eigene Völker, ehemalige Straffällige helfen beim Bau von Insektenhotels. So entsteht ein Netzwerk, das Ökologie mit sozialem Engagement verbindet – eine Strategie mit Modellcharakter.
Pilotprojekt zum Schutz der Bäume
Pirmasens zählt rund 30.000 Stadtbäume, davon alleine 18.400 in öffentlichen Anlagen. Alle sind im kommunalen Baumkataster gelistet und es wird viel für deren Pflege investiert. Denn die Stadtbäume sind in mehrfacher Hinsicht sehr wichtig: Sie spenden Schatten, speichern Wasser, binden CO₂, filtern Schadstoffe und bieten Lebensraum. Bäume tragen ferner dazu bei, den Stadtlärm zu mindern, indem sie den Schall ablenken und absorbieren, sie dienen außerdem als natürlicher Wind- und Erosionsschutz.
Der fortschreitende Klimawandel setzt den Stadtbäumen zu: Die Gehölze leiden unter den trockenen und heißen Sommern. Vor diesem Hintergrund hat sich Pirmasens im Jahr 2023 an einem dreimonatigen Pilotprojekt für digitale Zwillinge beteiligt. Dabei wurden spezielle Bodensensoren im Stadtgebiet installiert, die rund um die Uhr Daten zum Wetter und zur Bodenfeuchtigkeit erfasst haben. Diese wurden mit kurzfristigen Wetter- und mittelfristigen Klimaeinflüssen auf das Wachstum von Pflanzen abgeglichen. Darauf basierend erfolgte die Erstellung von Modellen und Prognosen, die potenzielle Pflanzrisiken frühzeitig erkennen und Entscheidungshilfen geben. Über digitale Zwillinge liefen alle Daten und Modelle zusammen – herausgekommen sind wertvolle Hinweise an die Verwaltung für die Bewässerung.
Von anderen lernen und selbst Vorbild sein – Förderungen und Auszeichnungen nutzen
Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt über Konzepte, die sowohl die soziale Teilhabe als auch pädagogische Effekte ermöglichen und im Ergebnis nicht nur eine verbesserte Lebensqualität, sondern gleichzeitig weniger Ausgaben mitbringen - in Pirmasens geht das Vorgehen auf. Eine ganze Reihe erzielter Nominierungen und Ehrungen bestätigen dies. Das Siegel „StadtGrün naturnah“ ergänzt eine Reihe früherer Auszeichnungen, u. a. den Nachhaltigkeitspreis oder den „Spar-Euro“. Der „Goldene Ginkgo“ für Gartenamtsleiter André Jankwitz würdigt dessen besonderen Einsatz für urbanes Grün.
Zuletzt wurde der Schillerplatz in ein klimafreundliches Quartier umgestaltet – mit Obstpflanzen, Spiel- und Sitzflächen. Finanziert durch den Gewinn des Wettbewerbs „Aus Grau mach grün“ (30.000 Euro) und eine KfW-Förderung in gleicher Höhe, wurde das Projekt mit Bürgerbeteiligung umgesetzt. Ein weiteres Best-Practice-Beispiel für naturnahes Stadtgrün – mit Vorbildfunktion weit über Pirmasens hinaus.
Ansprechpartner:
Stadtverwaltung Pirmasens
Maximilian Zwick
Leiter der Pressestelle
Telefon: +49 6331 84-2222
E-Mail: presse@pirmasens.de
Dieser Beitrag ist ein Teil der Best Practice-Reihe “ Kommunen Machen Klima”, die aufzeigen möchte, wie vielfältig und ideenreich die Initiativen der Städte und Gemeinden im Land für den Klimaschutz sind - nachmachen ist dabei ausdrücklich erwünscht!
Seit 2025 erscheint die Reihe “Kommunen Machen Klima” im Rahmen des Kommunalen Klimapakts Rheinland-Pfalz (KKP). Sie wird gemeinsam von der Energieagentur Rheinland-Pfalz, Gemeinde- und Städtebund, dem Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen Rheinland-Pfalz, Ministerien, Landkreistag und Städtetag getragen.
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