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Mit künstlicher Intelligenz durchs Studium?, PI Nr. 54/2025

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Mit künstlicher Intelligenz durchs Studium?

Eine aktuelle Studie der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz hat bundesweit untersucht, wie Studierende Künstliche Intelligenz für die Bewältigung ihrer Aufgaben im Studienalltag nutzen. Sie gibt zudem Einblicke in institutionelle Maßnahmen zur KI-Nutzung an deutschen Hochschulen aus Sicht der Studierenden.

Zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) an Hochschulen kursieren allerlei überspitzte Vorstellungen. Demnach schreibt ChatGPT die Hausarbeit, Tutor-Bots ersetzen das Treffen mit Lerngruppen und benotet wird die Leistung anschließend von KI statt von einer Lehrkraft. Sieht so die Zukunft aus? Eine Studie der AG Hochschulforschung (AGH) der Universität Konstanz hat hierzu das Stimmungsbild unter Studierenden in ganz Deutschland eingeholt. Im Ergebnis zeigt sich, dass KI-Tools von den meisten zwar als nützliches Hilfsmittel angesehen, aber durchaus auch kritisch hinterfragt und meist mit Bedacht genutzt werden.

Anna Marczuk, Postdoktorandin an der Universität Konstanz, hat zusammen mit dem AGH-Team Ende 2024 bundesweit mehr als 2.000 Studierende dazu befragt, wie häufig sie aktuell KI in ihrem Studienalltag nutzen und wofür sie diese einsetzen. Darüber hinaus wurde gefragt, wie Studierende von ihrer jeweiligen Hochschule bei KI-Nutzung reguliert oder angeleitet werden.

KI-Einsatz mit Bedacht

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Studierende KI-Tools meist als Einstieg in neue Themen und zur Korrektur oder gar Erstellung von Texten einsetzen. Deutlich seltener werden sie zur Literaturrecherche, Datenanalyse oder Erstellung von Präsentationen herangezogen. „Die Neugier ist unter den Studierenden im Schnitt sehr hoch. Knapp 90 Prozent aller Befragten haben ChatGPT zumindest schon einmal ausprobiert oder nutzen es gar regelmäßig“, sagt Marczuk. „Andere Tools sind hingegen deutlich weniger bekannt: Nur jede*r fünfte Studierende nutzt andere Tools als ChatGPT – teilweise auch als Ergänzung hierzu“, sagt Marczuk.

Dass Studierende der Informatik hierbei die häufigste Nutzung aufweisen, ist wenig überraschend. Aber auch Studierende der Wirtschaftswissenschaften oder Ingenieurwissenschaften haben häufig Berührung mit KI-Tools. Eine deutlich geringere Nutzung findet sich beispielsweise in den Studiengängen Medizin, Kunstwissenschaften und Rechtswissenschaft.

Im Gebrauch von KI sehen Studierende klare Vorteile für ihren Studienalltag: Aufgaben lassen sich schneller bearbeiten, schwierige oder langweilige Themen leichter bewältigen und Wissen einfacher erwerben. Daneben sehen sie die Nutzung aber auch kritisch: Sie haben die Fehleranfälligkeit und die Möglichkeit von Falschaussagen meist im Blick und sehen durchaus das Risiko, dass KI auch neue Betrugsmöglichkeiten im Studium schaffen kann. „Fast die Hälfte der Befragten sieht auch eine mögliche Abhängigkeit von KI als Gefahr bei der Nutzung. Denn wer sich stets auf die Technologie verlässt, könnte beispielsweise das Verfassen eigener Texte verlernen“, sagt Marczuk. „Besonders auffällig war dabei, dass kritische Beurteilungen stets gleich ausfielen, unabhängig davon, wie oft der oder die Befragte in ihrem Alltag KI nutzt. Diese und andere Auswertungen verweisen auf einen reflektierten Umgang mit der neuen Technologie unter Studierenden“, ergänzt sie.

Hochschulen sind jetzt gefordert

Mit der hohen Nutzungshäufigkeit von KI unter den Studierenden wächst deutschlandweit auch der Handlungsbedarf auf Seiten der Hochschulen. Aktuell fühlt sich nur eine Minderheit der Studierenden beim Gebrauch von KI-Tools durch ihre jeweilige Hochschule unterstützt. Zwar hätten aus Studierendensicht viele Institutionen inzwischen klare Richtlinien zur Nutzung herausgegeben, von aktiven Maßnahmen wie Schulungsangeboten oder dem Einsatz lernunterstützender KI-Tools (etwa Lernbuddys) wird seltener berichtet.

Zudem variiert die Zustimmung der Studierenden je nach Einsatzbereich: Soll KI Studierende unterstützen (etwa durch Kurs- oder Literaturempfehlungen), überwiegt die Zustimmung deutlich, soll hingegen dem Hochschulpersonal die Arbeit erleichtert werden (etwa bei Notenvergabe oder zur Studienabbruchprävention) reagieren Studierende skeptisch. „Dabei könnten KI-Tools administrative Hochschulprozesse beschleunigen und Lehrende entlasten. Hierfür sollten die Befürchtungen der Studierenden ernst genommen werden und klare Regelungen für die KI-Nut­zung durch Hochschulangehörige aufgestellt werden“, sagt Marczuk.

Studierende wünschen sich darüber hinaus ein Studienumfeld, in dem digitale Lehre und Präsenzunterricht Hand in Hand gehen. „KI soll idealerweise bei der Erstellung von Hausarbeiten unterstützen und Hochschulen sollten den richtigen Umgang damit lehren. Automatische Lernbuddys können aus Sicht der Studierenden aber persönliche Lerngruppen nicht ersetzen“, fasst Marczuk die Ergebnisse in einem Idealbild aus Sicht der Studierenden zusammen.

Faktenübersicht

  • Originalpublikation: Marczuk, A., Multrus, F., Hinz, T., & Strauß, S. (2025). Künstliche Intelligenz (KI) im Studienalltag: Einschätzungen von Studierenden zum Einsatz von KI an deutschen Hochschulen. (DZHW Brief 02|2025). Hannover: DZHW. DOI: 10.34878/2025.02.dzhw_brief
  • Dr. Anna Marczuk ist Postdoktorandin an der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz. Die Forschungsschwerpunkte ihrer Arbeit liegen in der Bildungs- und Arbeitsmarktsoziologie.
Kontakt:
Universität Konstanz
Kommunikation und Marketing
Telefon: + 49 7531 88-3603
E-Mail:  kum@uni-konstanz.de

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