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Nach dem Airberlin-Aus: Schwacher Wettbewerb lässt Flugpreise auf vielen Strecken steigen

Berlin (ots)

Auf einen Blick
++ Mittelstreckenflüge sind im Juli werktags 45,6 Prozent teurer als 
noch im Oktober 
++ Für Mittelstreckenflüge am Wochenende zahlen Reisende heute 15,2 
Prozent mehr 
++ Kurzstreckenflüge sind aktuell werktags 9,5 Prozent teuer als vor 
dem Airberlin-Aus 
++ Wer am Wochenende innerdeutsch fliegt, zahlt zurzeit 7,0 Prozent 
mehr

Sommerzeit ist Urlaubszeit - und die verbringen die meisten Deutschen gern fernab vom Alltag. Flugreisende müssen für die Auszeit vom Alltag aber immer tiefer in die Tasche greifen: Die Preise für die Kurz- und Mittelstrecke liegen im Juli deutlich über dem Jahresmittel. Ein Grund sind die Schulferien, ein anderer das Aus von Airberlin. Eine neue Studie des Verbraucherforums mydealz.de zeigt, wie sehr sich die Konsolidierung des Markts auf die Preise auswirkt: Bedienen mehrere Airlines eine Strecke, liegen die Flugpreise heute unter dem Niveau von Oktober 2017. Für Flüge auf wettbewerbsarmen Strecken müssen Reisende nun hingegen tiefer in die Tasche greifen. Das Aus von Airberlin trifft so vor allem Flugreisende aus dem Süden und Südwesten.

570 Euro kosten Direktflüge von Düsseldorf nach Las Palmas auf Gran Canaria im Juli im günstigsten Fall. 52 Euro zahlen Reisende für den Flug von Berlin nach Mallorca und retour. Wer zu den Kanaren reisen möchte, zahlt so 280 Prozent (420 Euro) mehr als noch im Oktober letzten Jahres. Mallorca-Reisende sparen indes 41,6 Prozent (37,00 Euro) gegenüber dem letzten Monat, in dem Airberlin noch geflogen ist. Der Grund für die unterschiedliche Entwicklung? Für die Strecke Düsseldorf-Las Palmas sind am 17. und 31. Juli nur Flüge mit TUI Fly erhältlich. Auf der Strecke Berlin-Mallorca konkurrieren mit Easyjet sowie Eurowings, Germania und Laudamotion hingegen vier Airlines um die Gunst der Reisenden.

Der Vergleich zeigt, wie wichtig ein reger Wettbewerb für günstige Flugpreise ist und wie sehr fehlende Konkurrenz hohe Preise begünstigt. Durch das Aus der einst zweitwichtigsten deutschen Fluggesellschaft Airberlin ist auf vielen Strecken eine Marktsituation entstanden, die Reisende teuer zu stehen kommt. Dies macht auch ein Blick auf die übrigen 98 Verbindungen der Kurz- und Mittelstrecke deutlich, die Airberlin früher bedient hat.

Flüge auf der Mittelstrecke sind bis zu 298 Prozent teurer

Die neuen Marktbedingungen bekommen in diesen Tagen vor allem Reisende zu spüren, die auf den ehemaligen Airberlin-Strecken in den Urlaub fliegen möchten - nach Spanien, Portugal oder Griechenland beispielsweise. Noch im Oktober kosteten Mittelstreckenflüge werktags im Schnitt 188,64 Euro und am Wochenende 269,67 Euro. Wer im Juli dienstags in den Mittelmeerraum jetten und zwei Wochen später wieder zurückfliegen möchte, zahlt 274,58 Euro - also 45,6 Prozent (85,95 Euro) mehr. Weniger stark sind die Preise für Mittelstreckenflüge am Wochenende gestiegen: Hin- und Rückflug sind nun im Juli 15,2 Prozent (40,09 Euro) teurer als noch im Oktober 2017.

Hinter beiden Durchschnittswerten verbergen sich große Unterschiede: Nicht alle Mittelstreckenflüge sind seit der Airberlin-Pleite teurer geworden: Tatsächlich konnten die Tester von mydealz Tickets für 24 der fünfzig getesteten Verbindungen im Juli günstiger kaufen als noch im Oktober. Wer im Juli dienstags von Berlin nach Mallorca und zurück fliegt, spart gegenüber dem Oktober sogar 67,4 Prozent (60 Euro). Teurer geworden sind ebenfalls genau 24 Verbindungen, teilweise - wie im Fall der Verbindung München-Faro - sogar um 297,9 Prozent (538,30 Euro). Direktflüge auf zwei anderen, ehemals von Airberlin bedienten Verbindungen suchen Reisende hingegen aktuell vergeblich: Wer werktags auf der Strecke Köln-Malta oder am Wochenende zwischen Hamburg und Faro fliegen möchte, muss mindestens einen Zwischenstopp einplanen.

Wer nach den Gründen für die unterschiedliche Preisentwicklung sucht, stößt schnell auf ein Phänomen: Auf den 24 Verbindungen, die heute günstiger sind als noch im Oktober, verkehren im Mittel 2,72 verschiedene Airlines. Die 24 Verbindungen, die heute teurer sind als noch im Oktober, werden hingegen nur von 1,83 Fluggesellschaften bedient. Die Preise auf den 19 Strecken, auf denen nur eine Airline verkehrt, sind im Schnitt um 33,5 Prozent (89,78 Euro) gestiegen. Die Preise auf den 16 Verbindungen, die von drei oder mehr Airlines bedient werden, sind zeitgleich um 8,8 Prozent (17,42 Euro) gesunken.

Der Verdacht drängt sich auf, dass mach ein Akteur genau dort an der Preisschraube dreht, wo es Passagieren an Alternativen mangelt. Ein Beispiel hierfür sind die Strecken München-Kos und Düsseldorf-Kos. Zwar sind Flüge auf diesen Strecken jetzt im Juli trotz der gestiegenen Kerosinpreise preiswerter als noch im Oktober. Dass TUI Fly im Juli für Flüge zwischen München und Kos nur 215 Euro berechnet, für Flüge zwischen Düsseldorf und Kos mit 440 Euro aber mehr als das Doppelte, ist bezeichnend. Die Strecke Düsseldorf-Kos bedient TUI Fly exklusiv. Auf der Strecke München-Kos konkurriert die TUI-Tochter hingegen mit Eurowings und Germania.

Die Preise für Kurzstreckenflüge sind im Schnitt um 8,2 Prozent gestiegen

Noch drastischer wirkt sich die fehlende Konkurrenz auf die Kosten für viele Kurzstreckenflüge aus. Im Vergleich zur Mittelstrecke sind die Preise für innerdeutsche Flüge zwar nur sanft angestiegen: Innerdeutsche Flüge kosten unter der Woche nun 9,5 Prozent (10,52 Euro) und am Wochenende sogar nur 7,0 Prozent (8,56 Euro) mehr als noch im Oktober. Wer näher hinsieht, merkt schnell, dass viele innerdeutsche Strecken nur noch von einer Airline bedient werden und wie sehr das ausgedünnte Angebot den Preis treibt: 19 der 50 für die Stichprobe analysierten Verbindungen werden nur noch von einer Airline bedient. Auf ihnen sind die Preise im Mittel um satte 51,4 Prozent (59,58 Euro) gegenüber dem Oktober gestiegen. Auf den übrigen 31 Strecken konkurrieren immerhin zwei Airlines miteinander. In der Folge sind die Preise hier deutlich gesunken - um 21,6 Prozent beziehungsweise 26,74 Euro.

Diese Entwicklung kennt Gewinner und Verlierer. Zwar ist die zwischenzeitlich verwaiste Strecke zwischen Karlsruhe/Baden-Baden und Berlin nun wieder in Betrieb und auch die Situation auf der Strecke Saarbrücken-Berlin, auf der Hin- und Rückflug beim Test im November satte 2.213 Euro kosteten, hat sich wieder weitgehend normalisiert. Hin- und Rückflug kosten hier im Juli werktags nun 168 Euro und am Wochenende 262 Euro. Dennoch haben Reisende aus den eher ländlicheren Gebieten im deutschen Süden das Nachsehen.

Das zeigt der Preisvergleich für die einzelnen Strecken: Wenig überraschend sind die Preise auf der - vor allem von Geschäftsreisenden stark frequentierten - Strecke München-Düsseldorf gegenüber dem Oktober zwar am stärksten gestiegen: Wer dienstags von der Isar an den Rhein und donnerstags zurückfliegt, zahlt im Juli 224 Euro und damit 460 Prozent (184,00 Euro) mehr als noch zur Airberlin-Zeiten. Gleich dahinter folgen aber viele Verbindungen wie die Strecken Karlsruhe/Baden-Baden-Berlin (220 Euro, +158,8 Prozent), Hamburg-Stuttgart (170 Euro, +97,7 Prozent), Stuttgart-Düsseldorf (200 Euro, +96,1 Prozent) sowie Saarbrücken-Berlin (262 Euro, +89,9 Prozent) und Düsseldorf-Nürnberg (150 Euro, +51,5 Prozent), auf denen mit Eurowings beziehungsweise Luxair (Saarbrücken-Berlin) nur jeweils eine Airline verkehrt und deren Preise im Vergleich zum Oktober stark gestiegen sind.

Auf nachfragestärkeren Kurzstrecken gestaltet sich die Situation anders. Neben Eurowings und der Lufthansa fliegt hier seit dem 5. Januar auch Easyjet. Und die Billigairline setzt die etablierten Akteure erheblich unter Druck. Auf 19 der 31 Strecken, die Easyjet mit anderen Airlines teilt, haben die Briten den niedrigsten Preis. Die Lufthansa brachte es bei der mydealz-Stichprobe überraschend auf neun Bestpreise. Ihre eigentliche Billigtochter Eurowings war nur in drei von 31 Fällen günstiger als die Konkurrenz.

Vom Preiskampf, den sich Easyjet, Eurowings und Lufthansa über den Wolken liefern, profitieren vor allem Geschäftsreisende, die von Großstadt zu Großstadt fliegen. Auf der Strecke Köln-München sind die Flüge im Juli mit 109 Euro für den Hin- und Rückflug so am preiswertesten: Gegenüber dem Oktober sparen Geschäftsreisende 56,4 Prozent (141 Euro). Und auch die Strecken Köln-Berlin (59 Euro, -50,8 Prozent), Stuttgart-Berlin (55 Euro, -48,6 Prozent), Frankfurt-Berlin (57 Euro, -47,7 Prozent) sowie München-Köln (119 Euro, -43.3 Prozent) sind werktags deutlich preiswerter als noch im Oktober.

Flüge am Wochenende sind zwischen Frankfurt und Berlin am preiswertesten: Wer freitags vom Main an die Spree und sonntags zurückfliegt, zahlt bei Easyjet nur 57 Euro - 67 Euro oder 54,0 Prozent weniger als im Oktober. Ähnlich preiswert: Wochenendflüge zwischen Köln und München (119 Euro, -49,4 Prozent), Berlin und Frankfurt (57 Euro, -38,0 Prozent), Düsseldorf und München (109 Euro, -35,9 Prozent) sowie München und Berlin (65 Euro, -33,7 Prozent). Während Reisende aus dem Süden teuer für die Airberlin-Pleite bezahlen müssen, profitieren Reisende aus strukturstärkeren Regionen so vom wiederauflebenden Wettbewerb.

Auch das DLR sieht fehlenden Wettbewerb als Grund für steigende Preise

Langzeittrends lassen sich aktuell noch kaum verlässlich beschreiben. Schon jetzt ist aber klar, dass das Aus von Airberlin den Flugmarkt stark verändert hat. Zu diesem Urteil kam auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Mitte Juni in einer Studie. Ihr zufolge, ist die Zahl der Starts von deutschen Flughäfen im ersten Halbjahr 2018 gegenüber den ersten sechs Monaten des Vorjahres um 10 Prozent auf 4.843 Starts gesunken. Die Zahl der verfügbaren Sitzplätze sank hierdurch um vier Prozent auf knapp 770.000. "Nach Jahren fallender Flugpreise steigen die Preise wieder", benannte das DLR die Folge des abnehmenden Angebots.

Dieses Urteil des DLR können die Studienautoren von mydealz zumindest teilweise bestätigen. Tatsächlich lässt der direkte Vergleich der Julipreise mit denen des Januars 2018, Novembers und Oktobers 2017 indes zwei Entwicklungslinien erkennen lässt: Nach einem deutlichen Anstieg im November, unmittelbar nach dem Aus der Airberlin, normalisieren sich die Preise überall dort, wo mehrere Fluggesellschaften miteinander konkurrieren. Bleibt ein solcher Wettbewerb aus, steigen die Preise weiter.

Zu spüren bekommen das aktuell vor allem Reisende, die in den Sommerferien auf der Mittelstrecke in den Urlaub fliegen möchten. Gegenüber dem Januar beträgt der Aufpreis hier samstags 70,3 Prozent (128,24 Euro) und am Wochenende sogar 73,2 Prozent (116,06 Euro). Aber auch auf der Kurzstrecke hat sich die Preissituation nur teilweise entspannt. Extrempreise wie im November letzten Jahres, als Flüge zwischen Saarbrücken und Berlin 2.213 Euro kosteten, sind zwar Geschichte. Eben jene Strecke wird aber nicht von einer der drei großen Airlines, sondern von Luxair bedient, einem "Zwerg" mit insgesamt nur 19 Maschinen. Hoffnungsträger Easyjet konzentriert sich bislang stattdessen auf frequenzstarke und somit lukrative Routen. Hiervon profitieren Reisende in Ballungszentren. Reisende aus ländlicheren Gegenden sind hingegen zumindest aktuell die Verlierer der Entwicklung.

Über die Studie

Die Flugpreise wurden am 20. und 21. September, 1. und 2. November, 19. und 20. Dezember 2017 sowie am 25. und 26. Juni mithilfe der Flugpreissuchmaschine Skyscanner für jeweils 50 Kurz- und Mittelstreckenverbindungen ermittelt, die Airberlin oder ihre Tochter Nikki im Sommerflugplan bedient hat. Die Tester haben jeweils die Preise für den Hin- und Rückflug am Wochenende und am Dienstag ermittelt.

Für die Kurzstrecke wurden die Preise in folgenden Zeiträumen miteinander vergleichen:

++ Wochenende: 6.-8.10. 2017 mit 26.-26.11. 2017 und 12.-14.1. 2018 
sowie 13.-15.7.  2018 
++ Werktags: 10.-12.10. 2017 mit 28.-30.11. 2017 und 9.-11.1. 2018 
sowie 17.-19.7. 2018

Für die Mittelstrecke wurden die Preise in folgenden Zeiträumen miteinander verglichen:

++ Wochenende: 7.-21.10. 2017 mit 18.11.-2.12. 2017 und 13.-27.1. 
2018 sowie 14.-28.7. 2018 
++ Werktags: 10.24.10. 2017 mit 21.11. - 5.12. 2017 und 16.-30.1. 
2018 sowie 17.-31.7. 2018

Ermittelt wurden die Preise jeweils etwa drei Wochen im Voraus. Berücksichtigung fanden hierbei bestmöglich Direktflüge und der jeweils niedrigste Preis einer Airline für den jeweiligen Zeitraum.

Über mydealz (www.mydealz.de):

mydealz (www.mydealz.de) wurde im Jahr 2007 von Fabian Spielberger als Blog gegründet und ist heute mit 35,5 Millionen Sessions pro Monat das größte deutsche Social-Commerce-Netzwerk. 6,7 Millionen Konsumenten (Unique User) nutzen mydealz, um Angebote einzustellen, zu diskutieren und zu bewerten und so Produkte zu den besten Konditionen am Markt zu finden. Seit 2014 ist mydealz Teil der Pepper.com-Gruppe, die als weltweit größte Shopping-Community 25 Millionen Verbraucher pro Monat erreicht und 12.000 Kaufentscheidungen pro Minuten beeinflusst. Zu Pepper.com zählen neben mydealz die Plattformen Buenosdeals (USA), CholloMetro (Spanien), Dealabs (Frankreich), DesiDime (Indien), HotUKDeals (Großbritannien), NL.Pepper.com (Niederlande), Pelando.com.br (Brasilien), Pelando.sg (Singapur), Pepper.co.kr (Süd-Korea), Pepper.pl (Polen), Preisjäger (Österreich) und Promodescuentos (Mexiko).

Pressekontakt:

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Michael Hensch
Public Relations & Communications Manager
E-Mail: michael@pepper.com
Telefon: +49 176 633 47 407

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