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Bewaffnete Gruppen im Sudan besetzen Krankenhäuser und behindern Hilfe

Berlin/Khartum (ots)

Ungeachtet der Vereinbarungen zum Schutz der Zivilbevölkerung im Sudan besetzen bewaffnete Gruppen Krankenhäuser, plündern Vorräte und verhindern lebensrettende Hilfe. Save the Children fordert die Konfliktparteien auf, sich an die in Dschidda unterzeichnete "Verpflichtungserklärung zum Schutz der Zivilbevölkerung" zu halten und das humanitäre Völkerrecht zu achten.

Die Zerstörungen von ziviler Infrastruktur gefährden viele Menschenleben und geschehen vor dem Hintergrund eines ohnehin deutlich gestiegenen Bedarfs an humanitärer Hilfe. Nach neuen UN-Angaben stieg die Zahl der auf humanitäre Hilfe angewiesenen Menschen im Sudan auf 24,7 Millionen, das sind 57 Prozent mehr als Ende vergangenen Jahres vorhergesagt wurde und mehr als die Hälfte der 46 Millionen Einwohner*innen des Landes.

"Die Kämpfe müssen sofort beendet werden, aber solange sie andauern, müssen die Konfliktparteien zumindest das humanitäre Völkerrecht achten und die Zerstörung von Gesundheitseinrichtungen einstellen", sagt Arif Noor, Länderdirektor von Save the Children im Sudan. "Außerdem muss die internationale Gemeinschaft tätig werden und auf den dringenden Bedarf reagieren, den die Vereinten Nationen in ihrem Plan für humanitäre Hilfe darlegen."

Auch Einrichtungen von Save the Children sind von den Zerstörungen und Plünderungen betroffen: Bei einem Zwischenfall Anfang dieser Woche wurden acht Menschen, die in einer von Save the Children unterstützten Gesundheitseinrichtung in Khartum künstlich beatmet wurden, von bewaffneten Gruppen vertrieben, die die Einrichtung als Stützpunkt nutzten. Die Betroffenen konnten in anderen Krankenhäusern in Sicherheit gebracht werden.

Bei einem weiteren Vorfall am Wochenende in Geneina im Bundesstaat West-Darfur wurden drei medizinische Einrichtungen für Binnenvertriebene, die ebenfalls von Save the Children unterstützt werden, geplündert.

Seit Beginn der Kämpfe im Sudan am 15. April wurden mindestens 700 Zivilist*innen, darunter 190 Kinder, getötet, mehr als 5200 Menschen verletzt und über eine Million Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Die Gesundheitsversorgung im ganzen Land steht kurz vor dem Zusammenbruch, weniger als ein Fünftel der Gesundheitseinrichtungen im Bundesstaat Khartum sind noch funktionsfähig und 60 Prozent sind überhaupt nicht in Betrieb. Ärzt*innen berichten, dass Patient*innen oftmals eine lange Reise auf sich genommen haben, um dann festzustellen, dass sie nicht einmal mit Paracetamol behandelt werden können.

Ibrahim*, ein Mitarbeiter von Save the Children in West-Darfur, sagt: "Seit Beginn der Kämpfe sind alle Straßen blockiert. Es gibt keine Grundversorgung mehr. Alles ist zum Stillstand gekommen. Es gibt keine Transporte für Verletzte, alle Gesundheitseinrichtungen wurden entweder zerstört oder geplündert. Chronisch Kranke können keine Behandlung erhalten."

Derzeit sind rund drei Millionen Kinder unter fünf Jahren von Mangelernährung betroffen, weltweit weist der Sudan nach den heute veröffentlichten Zahlen die höchste Mangelernährungsrate auf. Schon vor den Kämpfen war die Zahl der mangelernährten Kinder dort besonders hoch. Durch die Kämpfe hat sich die Hungerkrise noch weiter verschärft, da die meisten Geschäfte geschlossen sind, Lebensmittel nicht transportiert werden können und Vorräte zerstört wurden. Vergangene Woche wurde eine Fabrik in Brand gesetzt, die Nahrungsergänzungsmittel für mangelernährte Kinder herstellt, die von Save the Children, UNICEF und dem Welternährungsprogramm verwendet werden. Dadurch wurden lebenswichtige Vorräte für 14.500 Kinder vernichtet.

"Die neuesten UN-Zahlen zeigen, wie sehr sich nach nur einem Monat Krieg die Lage verschlimmert hat", sagt Länderdirektor Arif Noor. "Im Sudan herrschte schon vorher eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt. Wenn ein Konflikt ausbricht und die Lebensgrundlage der Kinder zerstört - welche Chance haben Kinder dann überhaupt noch im Leben?"

* Name zum Schutz geändert

Hinweise für die Redaktion:

  • Save the Children ist seit 1983 im Sudan tätig. Im Jahr 2022 erreichte die Kinderrechtsorganisation dort 2,1 Millionen Menschen, davon 1,5 Millionen Kinder. Aktuell unterstützt Save the Children weiterhin Kinder und ihre Familien in fünf Bundesstaaten (Rotes Meer, Kordofan, Gedaref, Sennar, Blauer Nil) und leistet Hilfe in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Bildung, Kinderschutz und Existenzsicherung. Dazu gehört die laufende Unterstützung von 108 Einrichtungen der medizinischen Grundversorgung und 176 Schulen im ganzen Land.
  • Am Montag begann Save the Children mit der Soforthilfemaßnahmen für Binnenvertriebene im Bundesstaat Gezira südlich von Khartum und plant, mindestens 4100 Vertriebene mit Kinderschutzmaßnahmen, medizinischer Notversorgung und der Verteilung wichtiger Hygieneartikel zu erreichen.
  • Save the Children unterstützt auch Geflüchtete aus dem Sudan in Ägypten und Südsudan.

Bei Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle.

Aktuelle Informationen finden Sie auf Twitter @SaveChildrenDE.

Über Save the Children

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können - seit über 100 Jahren.

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle - Susanne Sawadogo
Tel.: +49 (0)30 - 27 59 59 79 - 120
Mail: presse@savethechildren.de

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