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Polizeidirektion Kiel

POL-KI: 240408.1 Kiel: Polizeiliche Kriminalitätsstatistik Landeshauptstadt Kiel

Kiel (ots)

Die Anzahl der bekannt gewordenen Straftaten in der Landeshauptstadt Kiel stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 12 Prozent und liegt bei 26.468. Die Polizei klärte mehr als die Hälfte dieser Straftaten auf. Gleichzeitig ermittelten die Kieler Beamtinnen und Beamten mehr Tatverdächtige als in den Jahren zuvor. Die Polizeidirektion Kiel setzte aufgrund der Entwicklung neue Schwerpunkte im Bereich der Jugend- und Betäubungsmittelkriminalität.

Den Hauptteil der bekannt gewordenen Straftaten machen mit 51 Prozent Diebstahlsdelikte aus. Dieser Anteil liegt in Kiel deutlich über dem Landeswert (36,6%). In Zahlen bedeutet dies für die Landeshauptstadt, dass 13.260 der insgesamt 26.648 Taten diesem Bereich zugeordnet werden. Im Vergleich zum Vorjahr gab es einen Anstieg von 21 Prozent. Die hohen Diebstahlszahlen sowie der Anstieg der Straftaten spiegeln sich vor allem in der jeweils hohen Zahl der Ladendiebstähle (3.777), Fahrraddiebstähle (2.186), Keller-/Boden-/Gartenlaubenaufbrüche (2.782) sowie PKW-Aufbrüche (2.732) wider. Gerade die letztgenannten Taten stehen hauptsächlich in Zusammenhang mit Beschaffungskriminalität von Drogensüchtigen.

Beschaffungskriminalität wird vor allem in Kiel-Gaarden festgestellt. Nicht zuletzt aus diesem Grund richtete die Polizeidirektion Kiel im Herbst 2023 eine Besondere Aufbauorganisation (BAO) ein, um der Drogenkriminalität entgegenzuwirken. Die Einsatzkräfte stellten im Rahmen von Kontrollen und mehreren Durchsuchungsaktionen große Mengen an Betäubungsmitteln und Beweismitteln sicher und gewannen zahlreiche Erkenntnisse zu Handelsstrukturen, wodurch erfolgreich Ermittlungsverfahren eingeleitet und Tatverdächtige in Untersuchungshaft genommen wurden. Diese Ergebnisse fanden aufgrund der jeweiligen Verfahrensdauer allerdings noch keinen vollständigen Eingang in die Kriminalstatistik 2023.

Die Polizei wird auch weiterhin auf den illegalen Handel mit Drogen und den Besitz von sogenannten harten Drogen ein verstärktes Augenmerk legen. Diese Sachverhalte fallen nicht unter die Bestimmungen des seit April 2024 gültigen Cannabisgesetzes.

Die Anzahl der Einbrüche in Häuser und Wohnungen stieg im vergangenen Jahr erstmals seit vielen Jahren leicht an, liegt mit 290 (davon 126 Versuchstaten) aber dennoch sehr deutlich unter dem Niveau der Jahre 2014-2019. Die Entwicklung zeigt, dass polizeiliche Präventionskonzepte in Verbindung mit verbesserter Sicherheitstechnik und gesteigerter Wachsamkeit von Nachbarn Früchte tragen. In dem Zusammenhang appelliert die Polizei, bei allen Auffälligkeiten sofort die 110 zu wählen. Durch eine dann eingeleitete Fahndung können Tatverdächtige auf frischer Tat festgenommen und weitere Ermittlungen initiiert werden.

Jugendliche und Heranwachsende im Alter zwischen 14 und 21 Jahren gerieten aufgrund eines Anstiegs der für sie typischen Delikte wie Diebstahl, Körperverletzung, Raub oder Sachbeschädigung bereits im Jahr 2022 in den Fokus der Kieler Polizei. Erste Folge waren abgestimmte Einsatzkonzepte im Rahmen zweier BAO der Polizeidirektion Kiel, um diese Taten aufzuklären und zu bekämpfen.

Im vergangenen Jahr entstand daraus die dauerhaft eingerichtete Ermittlungsgruppe Jugend. Hier wirken Beamtinnen und Beamte aller Kieler Reviere und der Kriminalpolizei unter Federführung des Kommissariats 13 der Bezirkskriminalinspektion Kiel, wo auch die konzertierte Sachbearbeitung der jugendlichen Intensivtäter und Mehrfachtäter liegt, erfolgreich zusammen. Ziel ist, im Schulterschluss mit Verantwortlichen von Stadt und Justiz, einer Verstetigung von kriminellen Karrieren frühzeitig entgegenzuwirken.

Die 14-21-Jährigen bilden einen Anteil an der Gesamtbevölkerung Kiels von 6,53 Prozent, sind aber für 17,93 Prozent aller bekannt gewordenen Straftaten verantwortlich. Dieser überdurchschnittlich hohe Anteil ist allerdings kein Kieler Phänomen, sondern bereits seit jeher weltweit bekannt und stellt tatsächlich ein typisches, episodenhaftes Verhalten dieser Altersgruppe dar. Durch mediale Aufmerksamkeit und die sozialen Medien erreicht das Thema zudem große Entfaltung. Es gibt bundesweit keine empirischen Belege für zunehmende Brutalisierung oder eine Zunahme des Anteils von Mehrfachtätern.

Wie erwähnt, gehören Körperverletzungen und Raub zu den Straftaten, die typisch für Jugendliche und Heranwachsende sind. Alle Altersgruppen betrachtet kam es in diesen Deliktsfeldern 2023 zu Anstiegen. Gleichzeitig konnte die Polizei die jeweilige - ohnehin hohe - Aufklärungsquote steigern.

238 Raubtaten, darunter 41 Versuche, wurden 2023 bekannt. Diese Zahl bewegt sich trotz eines Anstiegs im Vergleich zum Vorjahr (200) allerdings auf einem geringeren Niveau, als es in den Jahren 2014-2018 der Fall war. Knapp zwei Drittel der Raubtaten - und damit rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr - wurden bereits aufgeklärt. Die kriminalpolizeiliche Erkenntnis ist, dass sich eine Vielzahl der Raubtaten im Drogenmilieu beziehungsweise unter miteinander bekannten Personen abspielt.

Eine noch höhere Aufklärungsquote liegt bei den 2023 bekannt gewordenen Körperverletzungen vor. Es kam zu einem leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (2.262). In knapp 85 Prozent der 2023 angezeigten 2.376 Taten ermittelte die Polizei die Tatverdächtigen und konnte die ohnehin hohe Aufklärungsquote auch hier steigern.

Mit Besorgnis stellt die Polizei fest, dass bei Raubtaten und Körperverletzungen häufiger als zuvor ein Messer eingesetzt wurde. Größtenteils blieb es bei einer Androhung des Einsatzes des Messers und kam nicht zur Ausführung. Lag die Zahl der angedrohten oder eingesetzten Messer bei Körperverletzungen 2022 bei 34, waren es 2023 40 Fälle. Bei den Raubtaten stieg die Zahl von 19 auf 34. In Relation bedeutet dies, dass bei 14,3 Prozent der Raubtaten und 1,7 Prozent der Körperverletzungen ein Messer eingesetzt wurde. Der Gesetzgeber sieht bei den genannten Delikten bei Mitführen eines Messers erheblich höhere Strafen vor. So liegt die Mindestfreiheitsstrafe bei einem Raub, bei dem ein Messer mitgeführt wird, bei drei Jahren. Ohne Mitführen eines Messers liegt sie bei einem Jahr.

Bei schwerwiegenden Delikten wie beispielsweise Straftaten gegen das Leben (90%), gegen die sexuelle Selbstbestimmung (76,6%) oder gegen die persönliche Freiheit (87%) liegen hohe Aufklärungsquoten vor. Die Aufklärungsquote insgesamt liegt bei 50,1 Prozent und konnte somit um knapp ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden.

In der Kriminalitätsstatistik 2023 wurden zehn Straftaten gegen das Leben erfasst, zwei weniger als im Jahr zuvor und langfristig betrachtet die niedrigste Zahl seit 2016. In zwei Fällen wurde wegen des Verdachts des Mordes ermittelt, in acht wegen des Verdachts des Totschlags, der Tötung auf Verlangen oder fahrlässiger Tötung.

Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ging 2023 im Vergleich zum Vorjahr leicht um drei Fälle auf nun 351 bekannt gewordene Fälle zurück. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um den Besitz und das Verbreiten (Kinder-)pornografischer Dateien. Die beim Kommissariat 11 der Bezirkskriminalinspektion Kiel bereits im Jahr 2013 eingerichtete Ermittlungsgruppe führte 2023 hunderte Wohnungsdurchsuchungen, darunter fünf Großeinsätze, bei Tatverdächtigen durch. Die Landespolizei richtet noch in diesem Jahr diesem Arbeitsschwerpunkt folgend eigenständige Fachkommissariate ein, auch bei der Kieler Polizei.

Insgesamt ermittelten die Kieler Polizistinnen und Polizistinnen im vergangenen Jahr 8.333 Tatverdächtige und somit 853 Personen mehr als im Jahr zuvor, was die höchste Zahl seit 2016 darstellt. Der Anteil an Nichtdeutschen Tatverdächtigen beträgt knapp ein Drittel. Vor allem im Bereich der Diebstähle fällt diese Gruppe mit einem Anteil von rund 40 Prozent aller Tatverdächtigen besonders auf.

In der Gesamtschau sieht sich die Polizeidirektion Kiel trotz des Anstiegs der bekannt gewordenen Straftaten auf dem richtigen Weg und kann mithilfe des eigens entwickelten Kriminalitätsbekämpfungssystem (KBS) durch eine kontinuierliche Lageanalyse sehr schnell auf sich entwickelnde Kriminalitätsbrennpunkte reagieren. So wird mit abgestimmten, gezielten Maßnahmen auf wechselnde Herausforderungen der Kriminalität reagiert. Mit organisatorischen Maßnahmen, wie beispielsweise der Einrichtung von temporären und dauerhaften Ermittlungseinheiten agiert die Polizeidirektion Kiel, um festgestellten oder prognostizierten Entwicklungen entgegenzuwirken.

Die vollständige Kriminalstatistik steht als Dokument samt Grafiken und Tabellen hier zum Download zur Verfügung: https://t1p.de/PKS2023_LHKiel

Matthias Arends

Rückfragen bitte an:

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Pressestelle
Gartenstraße 7
24103 Kiel

Tel. +49 (0) 431 160 2010
E-Mail pressestelle.kiel.pd@polizei.landsh.de

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